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Der MultiAir-Motor |
Fiat |
kommt ohne Einlass-Nockenwelle aus |
Konventionelle Motoren haben nach wie vor ein deutliches Optimierungspotenzial im Hinblick auf
Leistung und vor allem Verbrauch, beteuert die Industrie. Einen Quantensprung will der Fiat-Konzern
mit der sogenannten MultiAir-Technik erreicht haben, die demnächst in Serie geht – auch als Zweizylinder.
Hinter dem harmlos klingenden Namen verbirgt sich eine elektrohydraulische Ventilsteuerung, wie sie bisher
in Pkw-Motoren noch nicht eingesetzt wurde. Sie ersetzt die bei Vierventil-Motoren übliche Einlass-Nockenwelle
durch ein hochkomplexes System, das erstmals eine schier endlos große Variationsbreite der Ventilsteuerung ermöglicht.
Jeder Zylinder verfügt dabei über ein eigenes Hydrauliksystem mit einer separaten Hydraulikkammer. Eine zusätzliche
Nocke an der Auslassnockenwelle übermittelt das Ventilspiel auf mechanischem Wege an das MultiAir-System. Ist
das elektronisch gesteuerte Magnetventil an der Hydraulikkammer geschlossen, ist kein Ölfluss möglich, und die
Hydraulikkammer verhält sich wie ein starres Bauteil. In diesem Fall verläuft das Ventilspiel vergleichbar einem
konventionellen System. Ist hingegen das Magnetventil an der Hydraulikkammer geöffnet, sind Nocken und Ventile
mechanisch von einander getrennt.
Die Einlassventile folgen nun nicht mehr dem Rhythmus der Nocken, sondern schließen durch Federkraft. In diesem
Fall steuert eine ausgefeilte Mechatronik über Magnetventile die Einlassventile abgestimmt auf die spezifische
Fahrsituation. Damit wird die Luftzufuhr in die Zylinder optimal an die tatsächlichen Anforderungen angepasst,
was insbesondere im Teillastbereich die Effizienz des Verbrennungsmotors nachhaltig steigert. Da sich Länge und
Zeitpunkt der Öffnungs- und Schließzeiten der Einlassventile individuell für jeden Zylinder variabel ansteuern
lassen, kann die Zylinderbefüllung jedem Lastzustand optimal angepasst werden, sprich: Der Motor wird in den
meisten Fahrsituationen mit einem optimalen Wirkungsgrad betrieben.
Und das sorgt für weniger Verbrauch, weniger Emissionen und mehr Power. Den Verbrauchsvorteil beziffert Fiat auf
bis zu 25 Prozent, den Zuwachs an Leistung und Drehmoment (im unteren Drehzahlbereich) auf zehn Prozent.
Premiere feiert die Technik bei Alfa Romeo, womit die Mailänder Marke nach der ersten Einführung einer variablen
Ventilsteuerung 1980 und eines Common-Rail-Diesels 1997 erneut eine Vorreiterrolle einnimmt. Geplant sind hier
- zunächst im MiTo - jeweils ein 1,4-Liter-Saug- und Turbo-Motor. Darüber hinaus hat Fiat bereits einen sehr
kleinen, komplett neuen Zweizylinder-Benziner mit 0,9 Litern Hubraum angekündigt. Von diesem Triebwerk sind eine
Sauger- und zwei Turboversionen vorgesehen, eine davon für den bivalenten Betrieb mit Benzin und Erdgas (CNG).
Für den Benziner peilen die Italiener "Weltbestwerte" im Verbrauch an: Weniger als 3,3 Liter lautet die Ansage -
wohl in Kombination mit einem Automatikgetriebe, einer speziellen Klimaanlage, Start-Stopp-System und weiteren
Sparmaßnahmen. 3,3 Liter wären etwa im Fiat 500 oder Panda mehr als ein Drittel weniger als die aktuellen,
vierzylindrigen Basisversionen verbrauchen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das MultiAir-System auch für
Dieseltriebwerke adaptiert werden.