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Donnerstag, 18. April 2024
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VW Caravelle/Multivan neuer Spitzenreiter / Alle Zahlen und Tendenzen

Autoklau-Statistik 2007: Weniger Diebstähle, weniger Entschädigung

Siehe Bildunterschrift
"Langfingers' Liebling": Volkswagen
VW T4 Caravelle/Multivan
Mit insgesamt 38.813 gestohlenen Kfz, darunter rund 16.500 Pkw, hat sich die rückläufige Tendenz in der Diebstahlstatistik weiter fortgesetzt. Den Titel "Langfingers' Liebling" gibt der VW Golf an den größeren Bruder aus gleichem Hause ab. Das Klaurisiko variiert stark je nach Marke und Bundesland. Alle Zahlen und Tendenzen. Bis alle Zahlen ausgewertet waren, hat es auch dieses Mal wieder bis in den Herbst gedauert. Nun aber haben die deutschen Versicherer über ihren Gesamtverband (GDV) in Berlin das Zahlenwerk gesichtet, sortiert und veröffentlicht.

Die wichtigste Erkenntnis ist für Versicherungswirtschaft und Autofahrer gleichermaßen erfreulich: Die Zahl der Diebstähle ging um 6,8 Prozent zurück, bei den Pkw sogar um 13 Prozent. Damit konnte die positive Tendenz fortgeschrieben werden, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie noch im Vorjahr, als es bei Pkw um über ein Fünftel zurückging. Dennoch ist der Vergleich eindrucksvoll: Vor zehn Jahren wurden noch mehr als dreimal so viele Autos gestohlen, vor 15 Jahren sogar mehr als sechsmal so viele.

Parallel dazu ist auch die Entschädigungssumme für gestohlene Kfz von 318 auf 275 Millionen Euro gesunken. Durchschnittlich erhielten die bestohlenen Fahrzeugeigner 7.082 Euro von der Versicherung, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Pkw gingen die Zahlungen um 15,7 (Vorjahr: 16,5) Prozent auf gut 178 Millionen Euro zurück. Erstmals seit neun Jahren ist auch hier die durchschnittliche Entschädigung wieder gesunken, 2007 betrug sie 10.802 Euro (- 3,1 Prozent). Die "Klaurate" pro 1.000 kaskoversicherte Fahrzeuge ging im Vergleich zum Vorjahr von 0,6 auf 0,5 zurück: Jedes 2.000 Auto wurde gestohlen.

2007 gab es erneut einen Wechsel an der Spitze der Hitliste. Der VW T4 Caravelle/Multivan 2.5 TDI, im Vorjahr noch Dritter, wurde am häufigsten gestohlen. Insgesamt 11 pro 1.000 versicherte Fahrzeuge wechselten hier ungewollt den Besitzer, der durchschnittlich knapp 19.000 Euro von der Versicherung erstattet bekam. Der Spitzenreiter von 2006, der Golf IV R32, taucht in der aktuellen Klau-Statistik nicht mehr auf, da nur Pkw mit einem Fahrzeugbestand von mehr als 2.000 Stück ausgewertet werden. Auf Platz zwei und drei folgen der BMW X5 3.0d und der 2005er-Spitzenreiter Porsche Cayenne 4.5, für die durchschnittlich 35.334 bzw. 50.580 Euro erstattet wurden.

Wieder nach vorne geschoben hat sich mit der Mercedes-Baureihe W 124 (E-Klasse-Vor-Vorgänger) ein Klassiker, der stellvertretend für den allgemeinen Trend zu älteren Autos steht: Sie sind mangels oder wegen schlechter Wegfahrsperren leichter zu knacken als aktuelle Modelle und - gerade beim 124er - besonders robust und langlebig und vergleichsweise leicht zu reparieren. Außerdem scheint die Nachfrage nach Ersatzteilen bei den älteren Fahrzeugen besonders hoch zu sein, so dass diese gezielt gestohlen werden. Unter den Top 15 sind 11 Pkw, die zehn Jahre und älter sind. Im übrigen sind vor allem Fahrzeuge von VW und Audi beliebt, die gleich acht Positionen einnehmen. Der Q7 allerdings steht nicht mehr so hoch im Kurs wie noch im Vorjahr.

Gemessen an der Entschädigungssumme steht der Porsche 911 Carrera (nebst Carrera S) auf den ersten beiden Plätzen. Diese Fahrzeuge sind zwar in der durchschnittlichen Entschädigung (94.000 bzw. 74.000 Euro) sehr teuer, werden aber bei weitem nicht so häufig gestohlen wie gängigere Pkw, die zudem einen höheren Fahrzeugbestand haben. Die Plätze drei bis fünf belegen zwei Modelle von Mercedes und der Jaguar S-Type mit jeweils rund 70.000 Euro. Der GDV geht davon aus, dass diese Fahrzeuge gezielt für bestimme "Auftraggeber" gestohlen werden.

In Bezug auf den Fahrzeugbestand der Automarken hatten Porsche-Fahrer auch in 2007 das höchste Diebstahlrisiko (Klaurate 1,6 von 1.000). Auf Platz zwei folgt der Exote Trabant (1,4 von 1.000). Allerdings wurden nur vier Trabant gestohlen, mit einer Entschädigungssumme von gerade einmal 250 Euro im Mittel. Die gute Platzierung ergibt sich nur durch die Relation zum geringen Fahrzeugbestand von nur noch 2.800 kaskoversicherten Fahrzeugen. Es folgen Audi, BMW, VW und General Motors. Weniger attraktiv für die Langfinger waren hingegen die Marken Land Rover, Mercedes, Seat, Rover und Saab.

Während die Diebstahlzahlen bei Mofas und Mopeds weiter angestiegen sind (+ 6,9 Prozent), gingen 13 Prozent weniger Krafträder und –roller (4.432) ungewollt in fremde Hände. Die durchschnittliche Entschädigung lag bei Mofas und Mopeds bei 1.154 Euro und bei den Krafträdern und -rollern bei 6.384 Euro. Bei Leichtkrafträdern und -rollern zeigt die Kurve dagegen im Gegensatz zum Vorjahr nach unten. Insgesamt ging die Entschädigungsleistung für die rund 16.800 gestohlenen Zweiräder um 8,3 Prozent auf rund 43 Millionen Euro zurück. Auch bei Wohnmobilen, Lkw und Zugmaschinen errechneten die Statistiker rückläufige Werte.

Gemessen an der absoluten Zahl der gestohlenen Autos sind in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Diebstahlzahlen am stärksten zurückgegangen. Die meisten Fahrzeuge werden nach wie vor dort gestohlen, wo der Bestand am größten ist: Nordrhein-Westfalen führt die Tabelle mit knapp 4.200 Kfz an, vor Berlin, Niedersachsen und Bayern. Die wenigsten Diebstähle gab es in Thüringen, Bremen und dem Saarland, die geringsten Abnahmen in Berlin, Thüringen und Brandenburg.

Aussagekräftiger bei der Bundesland-Betrachtung ist die Diebstahlquote gemessen an der Häufigkeit pro 1.000 Pkw. Deutlicher Spitzenreiter ist Berlin mit 2,5 - jedes 400. Auto wird hier geklaut. Es folgen Hamburg (1,4), Brandenburg (1,0) und Bremen (0,9). Beruhigter kann man in Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland parken, am besten schneiden Baden-Württemberg und Bayern ab: Mit 0,2 geklauten Autos pro 1.000 sind Diebe hier besonders "zurückhaltend". Anders ausgedrückt: Das Risiko, das eigene Auto nach dem Shopping oder frühmorgens (meist für immer) nicht mehr aufzufinden, ist in Karlsruhe oder Kempten nicht weniger als zwölf Mal geringer als in der Hauptstadt. Die Schere öffnet sich damit weiter, war es doch 2006 "nur" der Faktor neun.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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