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ARCHIVNaturschützer kritisieren gigantisches Bauprojekt
Feste Fehmarnbeltquerung: Staatsvertrag unterzeichnet
Nach 16 Jahren der Vorbereitung und Diskussionen haben Deutschland und Dänemark heute einen Staatsvertrag
zum Bau der Festen Fehmarnbeltquerung unterzeichnet. Ob und wann tatsächlich gebaut wird, bleibt offen:
Naturschützer kritisieren das Mammutprojekt als nicht zeitgemäß.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee bezeichnete die Unterzeichnung als einen guter Tag für die Stärkung
der gesamteuropäischen Verkehrswege. Es handele sich um einen bedeutenden Meilenstein, weil dieses Projekt
ein wesentliches Element zur Vollendung der zentralen Nord-Süd-Achse zwischen Skandinavien und Mitteleuropa
über die Vogelfluglinie sei.
Tiefensees dänische Kollegin Carina Christensen nannte die Pläne für die Brücke ein großes und wichtiges
Projekt für die dänische Regierung. Profitieren würden Bürger und Wirtschaft nicht nur in den beiden
Anrainerländern, sondern in ganz Europa. Die neue Dynamik könne zu einem Anstieg von Wachstum und Beschäftigung
beitragen.
Mit Unterzeichnung des Staatsvertrags wurde der Bau einer von den Nutzern finanzierten, festen Fehmarnbelt-Verbindung
vereinbart. Sie soll als eine kombinierte Schienen- und Straßenverbindung errichtet werden - als elektrifizierte
zweigleisige Schienenstrecke und vierstreifige Straßenverbindung. Dänemark wird Eigentümer des Querungsbauwerks
- geplant ist eine rund 19 Kilometer lange Schrägseilbrücke - sein und verpflichtet sich zu dessen Errichtung, Betrieb
und Finanzierung; im Gegenzug fließen alle Mauteinnahmen nach Dänemark.
Der Staatsvertrag schreibt fest, dass Dänemark und Deutschland jeweils für den Ausbau der Hinterlandanbindungen
zuständig sind. In Deutschland wird bis zur Eröffnung die eingleisige Eisenbahnstrecke Lübeck-Puttgarden
elektrifiziert und die Bundesstraße 207 Heiligenhafen-Puttgarden vierstreifig ausgebaut. Ziel ist es, das
Bauwerk im Jahr 2018 für den Verkehr zu eröffnen. Die EU-Kommission fördert das
Projekt zwischen 2007 und 2013 mit Zuschüssen von rund 339 Millionen Euro.
Kritik kommt von Umweltschützern. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) appellierte an das "grüne Gewissen"
der Parlamentarier, die noch ausstehende Zustimmung zu dem "ökologisch und ökonomisch waghalsigen Projekt"
zu verweigern. Sie müssten den von der Politik proklamierten Natur- und Artenschutz nicht nur im Regenwald,
sondern auch vor der eigenen Haustür praktizieren.
Nach aktuellen Berechnungen seien bereits rund 40.000 Quadratkilometer Ostseeboden ökologisch tot, sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Man dürfe mit dem gigantischen Bauwerk, dessen Kosten der Verein
auf bis zu neun Milliarden Euro taxiert, dem international geschützten Meeresgebiet nicht den Rest geben.
Die Risikobewertung des NABU deckt sich nach dessen Angaben mit der Einschätzung des Bundesamtes für
Naturschutz (BfN). Hinsichtlich der Gefährdung von 20 Millionen ziehenden Wasservögeln, sensiblen
Schweinswalen sowie bei der bisher unzureichend untersuchten Beeinflussung des lebenswichtigen
Wasseraustausches zwischen Nord- und Ostsee durch rund 70 Brückenpfeiler - eine Einschränkung der
Durchflussmenge um 0,3 Prozent - sehe auch die oberste Naturschutzbehörde dringend Klärungsbedarf.
Mit Blick auf Spritpreisentwicklung, maue Verkehrsprognosen und weniger Fahrzeuge auf fast allen
Querungen im Ostseeraum seien vier Fahrspuren und zwei Bahntrassen zudem offensichtlich völlig
überdimensioniert. Der NABU werde alle juristischen Mittel ausschöpfen, um das Projekt zu verhindern.
text Hanno S. Ritter
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