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Facelift: VW Touareg |
Volkswagen |
Volkswagen zeigt auf dem Pariser Autosalon die überarbeiteten Touareg-Modelle. Zu moderaten Designauffrischungen
kommen ein neuer FSI-Achtzylinder und diverse neue oder verbesserte Fahrassistenzsysteme. Trotz 2.300 veränderter
Teile bleiben Verbrauch und Ausstattung jedoch verbesserungswürdig.
Im Design hat sich Volkswagen weitgehend zurückgehalten - was bei einem Auto, das sich gut verkauft, naturgemäß
sowieso die beste Strategie darstellt. Neu sind der sogenannte Wappen-Kühlergrill aus Chrom, wie man ihn in ähnlicher
Form bereits von Passat, Jetta, Eos und künftig dem Touran kennt und der wiederum von den größeren
"Tränensack"-Scheinwerfern eingerahmt wird, die hier aber eleganter gezeichnet sind als bisher.
Ebenfalls neu und subjektiv besser gelungen ist die Frontschürze, die insbesondere durch einen verchromten Quersteg
in den äußeren Lufteinlässen auffällt. Dazu kommen eleganter und aerodynamischer geformte Außenspiegelgehäuse,
neue Aluräder und gleich sechs neue Außenfarben, allerdings ohne einen Weißton, wie er gerade trendy wird.
Am Heck gibt es einen modifizierten Dachkantenspoiler, eine leicht modifizierte Schürze und prägnantere Auspuffendrohre.
Die Leuchten bleiben offenbar herkömmlich ausgeführt, also nicht in LED-Technik wie bei anderen Modellen. VW will
die Einheiten technisch modifiziert" haben, bleibt Details dazu aber schuldig. Gegen Aufpreis lässt sich eine dunkle
Tönung, die vor allem im unteren Bereich zur Geltung kommt, ordern. Wie beim Touran, sonst aber bei kaum einem
modernen VW-Modell, bleibt es bei zwei Rückfahrleuchten.
Der Innenraum - immer schon das Sahnestück des Touareg - bleibt weitestgehend in der bisherigen Form erhalten. Neu
sind lediglich einerseits ein größeres und besseres Display zwischen den Instrumenten, das eine detailliertere und nun
mehrfarbige Abbildung von Informationen zulässt, etwa auch 3D-Piktogramme im Navigationsmodus. Andererseits hat sich
VW die Sitze vorgenommen. So wurde die Komfortsitzanlage neu gestaltet. Die Teilledersitze ("Cricket") und Vollledersitze
("Nappa") differenzieren sich fortan nicht nur über das Leder, sondern auch durch ihr Design. Beide differenzieren sich
zudem von der unveränderten Basissitzanlage. Generell wurde bei allen Versionen die Fondsitzbank überarbeitet. Sie wiegt
nun acht Kilo weniger und bietet umgeklappt einen ebenen Übergang zwischen Lehnen und Ladeboden.
Ein neues High-End-Soundsystem des dänischen Spezialisten Dynaudio ergänzt die Interieur-Änderungen. Eckpunkte:
Zehn hochwertige Lautsprecher, Zehn-Kanal-Verstärker und 620 Watt Gesamtleistung.
Bei den Motoren ersetzt ein neuer, direkteinspritzender Achtzylinder das bisherige konventionelle Aggregat - der
erste V8-FSI bei VW. Er leistet 350 statt bisher 310 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von 440 statt 410
Newtonmetern. Weitere Daten oder Fahrleistungswerte liegen noch nicht vor. Die weiteren Motoren, namentlich der V6
FSI, der W12 sowie die drei Diesel bleiben unverändert, so dass die in manchen Medien zweifelsfrei vorausgesagte
Leistungssteigerung beim V10 TDI (313 PS) ausbleibt.
Verbrauchswerte hat VW nicht veröffentlicht, woraus abzuleiten ist, dass sich hier trotz des aerodynamischen
Feinschliffs nichts oder nur minimal etwas getan hat - der wohl größte Nachteil des Touareg gegenüber der Konkurrenz
bleibt damit bestehen. Der besonders beliebte V6-TDI mit Automatik etwa braucht im Mittel 10,9 Liter und damit über
einen Liter mehr als der vergleichbare Mercedes ML 320 CDI.
Der Konkurrenz voraus ist VW dagegen im Bereich der Fahrasistenzsysteme. Serienmäßig und weltweit erstmalig eingesetzt
ist künftig das sogenannte "ABSplus", das bei Vollbremsungen auf losem Untergrund leichte Radblockierungen zulässt, so
dass sich vor den Rädern Teile des Untergrundmaterials sammeln und eine Art Bremskeil entstehen lassen. Um bis zu 20
Prozent soll sich dadurch der Bremsweg verkürzen, ohne dass die Lenkbarkeit negativ beeinträchtigt wird.
Neue Funktionen zeigt auch das ESP. Im Detail gehören dazu ein jetzt hydraulischer statt pneumatischer Bremsassistent,
ein präventiver Bremsdruckaufbau beim plötzlichen Lupfen des Gaspedals, eine "Activ Rollover Protection" (ARP) zur
Erhöhung der Kippstabilität, der "Rain Brake Support" (automatisches Trockenbremsen der Bremsscheiben), ein "Fading
Brake Support" (zusätzlicher Druckaufbau optimiert starke Folgebremsungen) und eine "Understeer Control Logic"
(verbessert das Einlenkverhalten beim Untersteuern).
Im Bereich der passiven Sicherheit kommt ein neuer Roll-Over-Sensor zum Einsatz. Er erfasst, ob das Fahrzeug in eine
Überschlagsituation gerät. Im Falle eines Falles werden nach umfangreichem Datenabgleich der verschiedenen Sensoren
automatisch die Seiten- und Kopfairbags aktiviert, um das Verletzungsrisiko zu mindern.
Die weiteren neuen Systeme sind aufpreispflichtig. Besonders interessant und praxisnah erscheint uns die "Side Scan"
getaufte Funktion: Sie überwacht den Bereich hinter und neben dem Fahrzeug und warnt bei einem Spurwechsel über
eine Kontrollleuchte in den Außenspiegeln vor einer möglichen Kollisionsgefahr. Was der Autobauer missverständlich
als "Spurwechsel-Assistent" bezeichnet, hilft, die Tote-Winkel-Unfälle zu vermeiden.
Unter dem Stichwort "Front Scan" verstehen die Wolfsburger einen Abstandstempomaten (ACC), wie er erstmals bei VW zum
Serieneinsatz kommt, kombiniert mit einer "Follow-to-Stop-Funktion". Die radarbasierte Distanzregelung bremst und
beschleunigt je nach Verkehrslage in einem zuvor definierten Geschwindigkeitsbereich automatisch - und bremst den
Wagen im Notfall bis zum Stillstand ab. Ebenfalls neu: die in das ACC integrierte Anhaltewegverkürzung (AWV); sie
macht bereits im Vorfeld bestimmter Situationen präventiv die Bremsen "scharf".
Schließlich werden künftig auch die Varianten mit Luftfederung mit einem Sportfahrwerk kombinierbar sein - in diesem Fall
mit Wankausgleich. Das sogenannte "Fahrdynamikpaket mit Wankausgleich" ergänzt dabei den bereits vorhandenen Modus "Sport"
der manuell und automatisch regulierbaren Luftfederung um eine härtere Federrate. Erreicht wird dies unter anderem über
verstärkte Stabilisatoren, die in Abhängigkeit von der Lenkradbewegung geregelten Dämpfer und eine modifizierte
Luftfederung. Im Normalmodus der Federung bleibt der Fahrkomfort auf dem Niveau der Version ohne Sportfahrwerk.
Preise und Ausstattungsdetails hält VW noch unter Verschluss, woraus auch hier geschlossen werden kann, dass sich
nichts Wesentliches verändert. Dies bedeutet denn auch, dass die Touareg-Ausstattung nach wie vor jedenfalls bei
den Fünf- und Sechszylinder-Varianten mager bleibt: Selbst für diese Klasse, die VW als Oberklasse beschreibt,
selbstverständliche Annehmlichkeiten wie Zweizonen-Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, Dachreling, Ausstiegsleuchten,
Licht- und Regensensor, Zuziehhilfe an der Heckklappe, Automatik-Schalttasten am Lenkrad oder beheizte
Scheibenwaschdüsen lassen sich die Wolfsburger separat bezahlen.
Ein sympathisches und begehrenswertes Auto bleibt der Touareg natürlich trotzdem, und wer es sich leisten kann,
erhält in Deutschland und anderen Ländern ab Ende November die Möglichkeit zur persönlichen Inaugenscheinnahme
beim Händler, der sicher gerne Unterschriften entgegen nimmt.