Zeitlich passend zu den ausufernden Spritpreisen kommt weiter Schwung in die Hybridentwicklung auch der deutschen
Autobauer. In Kürze wird BMW der bestehenden Entwicklungsallianz von DaimlerChrysler und General Motors beitreten.
Wie die drei Autobauer am Mittwoch gemeinsam mitteilen, hat die BMW Group heute eine entsprechende Absichtserklärung
(Memorandum of Understanding) unterzeichnet. Damit wurde die Absicht manifestiert, gegen Ende des Jahres ein
verbindliches Abkommen mit GM und DC zu schließen.
In der Allianz sollen alle drei Unternehmen gleichberechtigte Partner werden. Ziel ist, durch Bündelung von Know-how
die Entwicklung von Hybridantrieben schnell und effizient voranzutreiben. Konkret geht es um ein sogenanntes
"Two Mode"-Hybridsystem, mit welchem eine Verbrauchsreduzierung ohne gleichzeitige Einbußen bei den Fahreigenschaften
erreicht werden soll.
Während die Basis dieser Technik auf eine identische, modulare Systemarchitektur zurückgreifen soll, werden die drei
Allianzpartner das Hybridantriebssystem für künftige Fahrzeugmodelle individuell den jeweiligen markenspezifischen
Anforderungen anpassen.
In einem gemeinsamen "Hybrid Development Center" mit Sitz in UA-amerikanischen Troy, Michigan, werden das modulare
Gesamtsystem sowie die einzelnen Komponenten entwickelt: Elektromotoren, Leistungselektronik, Verkabelung,
Sicherheitssysteme, Energiemanagement sowie die Steuerung des Gesamtsystems. In diesem Entwicklungszentrum werden
auch die Systemintegration und das Projektmanagement angesiedelt sein. Die konsequente Nutzung gemeinsamer Komponenten
und Produktionsanlagen sowie die gemeinsame Zusammenarbeit mit Lieferanten soll den Allianzpartnern "signifikante
Skaleneffekte" mit entsprechenden Kostenvorteilen ermöglichen.
Im Stadtverkehr kann das "Two Mode"-Fahrzeug entweder nur mit den beiden Elektromotoren, nur mit dem Verbrennungsmotor
oder mit beiden Antrieben gleichzeitig bewegt werden. Bei höheren Geschwindigkeiten, etwa bei Landstraßen- und
Autobahnfahrten, schaltet der Antrieb in einen nicht näher konkretisierten zweiten Fahrmodus und soll auch hier deutliche
Verbrauchsvorteile ermöglichen.
"Eine gemeinsame Plattform an Hybridantriebstechnologien ermöglicht die schnelle Umsetzung der besten Technologien
auf dem Markt, sie nutzt und stärkt damit die Innovationskraft aller beteiligten Unternehmen", erklärte
BMW-Entwicklungsvorstand Prof. Burkhard Göschel. Tom Stephens, Group Vice President bei GM Powertrain,
erläuterte, die Hybrid-Allianz sei auch auf Zusammenarbeit mit weiteren Partnern ausgerichtet.
Die Kooperation zwischen GM und DC wurde im September 2004 ebenfalls in einer Absichtserklärung angekündigt; der
Vertrag wurde Ende August 2005 unterzeichnet. Bisher verfolgte DaimlerChrysler vor allem die Brennstoffzellentechnik
als Antrieb der Zukunft, BMW fokussierte die Bemühungen auf Wasserstoffsysteme.
Ob und ggf. inwieweit diese Forschungen nun zurückgefahren werden, bleibt abzuwarten. Der Hybridantrieb, bisher vor
allem durch Toyota/Lexus bekannt, wird jedenfalls mittelfristig eine große (Übergangs-)Rolle spielen - und die
Möglichkeiten scheinen noch längst nicht ausgeschöpft: Ein Hybridmodell mit Diesel- statt Benzinmotor scheint
reizvoll, und dieses wiederum kombiniert mit Biodiesel- oder "Sundiesel"-Tauglichkeit wäre ein großer Schritt in punkto
Verbrauch, Emissionen und Öl-Abhängigkeit.