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Optisch entschärft, stärkere Motoren: BMW 7er |
BMW |
Gut drei Jahre ist es her, dass BMW die neue Generation der Siebener-Reihe präsentierte. Es war gleichzeitig jenes
Modell, das erstmals die neue Design-Linie der Münchner in natura zeigte. Die Sektkorken haben damals in der
Öffentlichkeit und auch bei den meisten Journalisten nicht geknallt - viele fanden das Auto einfach nur unförmig,
bieder, protzig und zu auffällig - eben nicht BMW-like, genauer: nicht so, wie man es von BMW gewöhnt war.
Vor allem die Tränensäcke an den Scheinwerfern, der aufgesetzte, voluminöse Kofferraumdeckel, das seltsame Leuchtenband
am Heck und der "Doppelhöcker" im Innenraum fanden von wenigen Ausnahmen abgesehen kaum Freunde - und erinnerten an die
ausgelaufene Mercedes S-Klasse der Baureihe W140, die aus ganz ähnlichen Gründen im Volksmund schnell als "Panzer"
betitelt und nie wirklich erfolgreich wurde. Hinsichtlich des BMW gab es seinerzeit sogar Firmen, die unter dem
Motto "Happy End" den Umbau auf eine neugestaltete Heckpartie angeboten haben.
Seitdem sind 38 Monate vergangen, ein Siebener fällt im Straßenbild nicht mehr besonders auf, und der Höhepunkt der
Design-Diskussion ist längst Geschichte. Mehr noch: Die aktuelle 7er-Baureihe avancierte zur erfolgreichsten in der
Geschichte von BMW, wozu insbesondere die fast verdoppelten Verkaufszahlen in den Regionen Asien, Ozeanien, Afrika,
Osteuropa und Mittlerer Osten beigetragen haben. Knapp 160.000 ausgelieferte Autos bedeuten ein Plus von acht Prozent
gegenüber dem Vorgänger im gleichen Zeitrahmen.
"Der Siebener ist wie ein durchschnittlich aussehendes Mädchen, das aber im Bett hervorragend ist", schrieb vor einiger
Zeit ein US-amerikanischer Website-Betreiber über seinen eigenen 7er, und brachte damit sehr anschaulich auf den Punkt,
dass das Münchner Flaggschiff - wiederum ganz so wie der Mercedes-"Panzer" - alles andere als ein schlechtes Auto war.
Schon kurz nach der Vorstellung war klar, dass BMW den Siebener im Zuge eines Facelifts auch optisch entschärfen
würde - der Panzer lässt erneut grüßen. Heute nun ist es soweit - die Hüllen sind gefallen. Das Wichtigste vorweg: Die
Modellpflege hat dem großen BMW in der Tat gut getan - das Auto wirkt leichtfüßiger, sportlicher und harmonischer,
nebenbei bemerkt ein Fortschritt, der nicht jedem Facelift zu eigen ist.
Die Grundform ist natürlich identisch zur bisherigen und auch die Geometrie des Kofferraumdeckels - so ähnlich vermutlich
auch an der neuen S-Klasse zu sehen - ist geblieben. Neu sind dagegen die Scheinwerfer, jetzt ohne die "Tränensäcke"
ausgeführt und zur Mitte hin nach oben verjüngend, also genau umgekehrt als bisher. Zusammen mit der leicht modifizierten
Niere ergibt sich ein sehr viel eleganteres Erscheinungsbild als bisher. Auch die Frontschürze haben sich die Designer
vorgenommen: Ihre vergrößerten Lufteinlässe laufen nun nach oben hin zu, womit man gemeinhin den lächelnden im Gegensatz
zum traurigen Gesichtsausdruck verbindet. Die größeren Nebelscheinwerfer sitzen weiter außen und sind auffälliger in
eigene Abteile integriert.
Am Heck gibt es neben stärker akzentuierten Flächen insbesondere geteilte Rückleuchten. Während der äußere Teil weitgehend
der bisherigen Linie folgt, sind die Leuchtflächen nun direkt bis in den Kofferraumdeckel hineingezogen. Zwischen den
beiden Leuchten erstreckt sich ein schmales Chromband, das in zwei gleichgeformte Rückfahrscheinwerfer mündet. Die
bisherige Leuchtenleiste entfällt vollständig. Auch hier komplettiert eine neue Heckschürze das veränderte
Erscheinungsbild. Schließlich hat BMW die Lichtkante im Schweller etwas stärker herausgearbeitet, was aber nur echten
Kennern auffallen dürfte.
Im Interieur bleibt das Grundkonzept aus sparsamer Instrumentierung, iDrive-Controller und "Doppelhöcker" bestehen,
aber natürlich hat BMW sich die vielfache Kritik am iDrive-System zu Herzen genommen und dessen Bedienung vereinfacht.
Unter anderem wurde die Menüführung und -darstellung überarbeitet und ein direkter Zugang zu häufig benötigten
Funktionen geschaffen - insbesondere sind Audioquelle und Radiofrequenzband jetzt direkt anwählbar. Dazu kommen
edlere Materialien und Lackoberflächen.
In punkto Ausstattung erhalten Käufer jetzt in allen Varianten Xenon-Licht serienmäßig ab Werk, gleiches gilt für die
bereits aus anderen Baureihen bekannten zweistufigen Bremsleuchten. Kurvenlicht bleibt ein Extra. Außerdem versteht sich
der CD-Wechsler künftig auch mit mp3-Dateien, und der TV-Tuner ist optional auch mit DVB-T-Empfänger für digitales
Fernsehen erhältlich. Wer Autotelefon und Navigationssystem ordert, bekommt jetzt automatisch Zugang zum Telematikdienst
"BMW Assist" und zu "BMW Online". Außerdem offerieren die Münchner vier neue Außenfarben, drei neue Polstervarianten
sowie zwei neue 18 Zoll-Räder und eine neue 19 Zoll-Felge.
Ein Blick auf die Motoren: Fünf der sechs angebotenen Triebwerke sind neu oder grundlegend überarbeitet; unverändert
bleibt zunächst nur der direkteinspritzende Zwölfzylinder im 760i/Li mit 445 PS. Bei den Modellen mit Achtzylinder-Benziner
ersetzen 750i/Li und 740i/Li die bisherigen Modelle 745i und 735i. Aus Hubräumen von 4,8 bzw. 4,0 Liter leisten die
modifizierten Triebwerke nun 333 bzw. 272 PS. Die Basis der Benzinmotoren bildet der aus der 6er-Reihe bereits bekannte
Sechszylinder mit einem Kurbelgehäuse aus Magnesium-Aluminium-Verbund. Hier stehen 258 PS und 300 Newtonmetern zu Buche.
Der Top-Diesel 745d als Nachfolger des 740d ist komplett neu entwickelt. Das dank Vollaluminium-Kurbelgehäuse um 30 Kilo
leichtere Aggregat erreicht aus gut 4,4 Litern Hubraum 300 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Newtonmetern. Der
Dreiliter-Diesel im 730d bekommt ebenfalls die leichtere Bauweise und eine Leistungsstärkung auf 231 PS und 520 Newtonmeter.
Beide Diesel verfügen über die dritte CommonRail-Generation mit Piezo-Injektoren und sind serienmäßig mit einem Rußfilter
ausgerüstet. Die Kraftübertragung übernimmt bei allen Varianten eine Sechsgang-Automatik, die wie bisher über einen
Lenkstockhebel bedient wird. Genaue Daten im Vergleich entnehmen Sie bitte der verlinkten Übersicht.
Überarbeitet hat BMW schließlich auch das Fahrwerk des Flaggschiffs. Neben der hinten um 14 Millimeter verbreiterten
Spur und einer überarbeiteten Achskinematik stehen künftig neben dem Serienfahrwerk zwei Fahrwerkpakete mit
unterschiedlichen Auslegungen zur Wahl: Unter dem Namen "Adaptive Drive" sind die "Dynamic Drive"-Technik und das
kontinuierlich verstellbare Dämpferkontrollsystem "EDC-K" zusammengefasst. Mit Dynamic Drive wird durch die vollvariablen
Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse ein Wanken des Fahrzeugs in Kurven fast vollständig unterdrückt und das
Eigenlenkverhalten entsprechend der Fahrsituation nochmals verbessert. Dieses Paket gibt es auch in einer besonders
sportlich ausgelegten Version. Modellabhängig verbaut BMW außerdem standfestere Bremsen.
Markteinführung ist nach dem Genfer Salon im März. Die Preise bleiben - ausstattungsbereinigt - auf dem bisherigen
Niveau, was 61.500 Euro als Mindestanlage bedeutet. Mit dem angenehmeren Erscheinungsbild und der Portion an Extra-Kraft
scheint der große BMW gut gerüstet, auch weiterhin eine bedeutende Rolle im Oberklasse-Segment zu spielen. Das allerdings
schließt naturgemäß nicht aus, dass der ein oder andere die aktuelle oder kommende S-Klasse, einen Audi A8 oder VW Phaeton
vielleicht trotzdem bevorzugen mag.