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Dienstag, 23. April 2024
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Fünf von neun Modellen im Test durchgefallen, Rest auch zu schlecht

ADAC-Test: Finger weg von Billig-Kindersitzen

Siehe Bildunterschrift
Billig-Kindersitze sind nicht nur ADAC
billig, sondern ihr Geld nicht wert: ADAC-
Versuchsaufbau in Golf IV-Karosse
Jedes Jahr testet der ADAC lobenswerterweise Auto-Kindersitze, und immer fanden die Experten Schwachstellen bei einzelnen Modellen. Bisher wurden stets jene Produkte untersucht, die verantwortungsbewusste Eltern sowieso als einzige in Betracht ziehen - Markenartikel in der Preisklasse zwischen rund 100 und über 350 Euro. Dieses Jahr hat sich der Automobilclub erstmals Exemplare vorgenommen, die in Bau- und Verbrauchermärkten, in Möbeldiscountern oder im Versandhandel zu haben sind und ernsthaft zwischen nur fünf (!) und 85 Euro kosten. Das Ergebnis fiel entsprechend aus.

Von neun getesteten Modellen fielen fünf glatt durch. Sie erhielten die schlechtest mögliche Note "mangelhaft". Drei Exemplare schafften ein "ausreichend", und nur einen Sitz konnten die Prüfer als "befriedigend" bewerten.

Als "mangelhaft" wurde der "IWH Baby Primeur" (Preis 50 Euro, 0 bis ein Jahr) eingestuft. Diese Babyschale hatte eklatante Schwächen beim Frontcrash. Der Schrittgurt des sitzeigenen Gurtsystems riss aus der Sitzschale, so dass der Dummy nicht mehr gesichert war und durchs Fahrzeug flog. Auch der "Kids im Sitz Speedway" (50 Euro) für Kinder zwischen neun Monaten und zwölf Jahren fiel durch. Er schnitt beim Frontcrash mangelhaft ab.

Beim "IWH Remi" (50 bis 75 Euro, 0 bis vier Jahre) riss beim Frontcrash die Fahrzeuggurtführung für den Schultergurt aus, der Sitz löste sich vom Fahrzeug und schleuderte samt Dummy nach vorne. Beim "Looney Tunes Dooby" (50 bis 85 Euro, 0 bis 4 Jahre) hängte sich der Fahrzeuggurt beim Frontcrash am Sitz aus. Ebenfalls "mangelhaft" war der Sitzerhöher "IWH Sunny touring" (7,50 bis 10 Euro) für Kinder zwischen vier und zwölf Jahren.

"Ausreichend" wurde der "Kids im Sitz Carry Easy" (35 bis 40 Euro, 0 bis ein Jahr) bewertet. Die Fehlbedienungsgefahr war aufgrund der verwirrenden Größenanpassung enorm, außerdem wurden erhöhte Belastungswerte beim Seitencrash festgestellt. Auch der "IWH Kids Club" (10 Euro) für Kinder ab neun Monaten bis zu vier Jahren erhielt ein "ausreichend". Die Montageanleitung wies erhebliche Mängel auf. Sitzschale und Fangkörper erwiesen sich als bruchempfindlich.

Die "Uniropa Kindersitzerhöhung" (5 Euro) für Kinder zwischen 4 und 12 Jahren ist nur als Notlösung brauchbar. Es wurden erhöhte Belastungswerte beim Front- und Seitencrash gemessen. Das einzige Modell mit der Note "befriedigend" war der "Uniropa Navy" (40 Euro). Dieser Sitz für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren hatte eine gute Gurtgeometrie und eine gute seitliche Abstützung.

Die Kindersitze wurden zunächst auf ihre Sicherheit beim Front- und Seitenaufprall getestet. Mit einem Prüfschlitten, auf den eine viertürige VW Golf IV-Karosserie montiert wurde, simulierten die Tester jeweils einen Frontalaufprall mit 64 km/h und einen Seitenaufprall mit 50 km/h. Die Belastungswerte wurden bei jedem Modell am jeweils kleinsten und größten zulässigen Dummy getestet, ebenso Varianten wie mit sitzeigenem Gurt oder mit Fahrzeuggurt.

Die Tester überprüften außerdem bei allen Modellen den Gurtverlauf, die Größenanpassung, die Standfestigkeit auf dem Fahrzeugsitz und die Kopfabstützung. Die Überprüfung der Bedienerfreundlichkeit (Ein- und Ausbau des Sitzes, die Bedienungsanleitung, das An- und Abschnallen, Fehlbedienungsmöglichkeiten) fand nur bei den Modellen statt, die nicht schon durch die Sicherheitsprüfung gefallen waren. Bei der Ermittlung der Gesamtnote wurden nur die Kriterien "Sicherheit" und "Bedienung" berücksichtigt, der schlechtere Wert überwog.

Die nicht als "mangelhaft" bewerteten Modelle sind nach Ansicht des ADAC immer noch besser als ein bloßer Fahrzeuggurt. Dennoch kann nach den Resultaten der wenig überraschende Ratschlag nur sein: Finger weg von Billig-Kindersitzen.
text  Hanno S. Ritter
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