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Freitag, 19. April 2024
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Umweltbelastung sinkt aber deutlich / Wenig Chancen für alternative Antriebe

Shell-Studie: Mehr Autos für weniger Menschen bis 2030

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht Studie: Pkw-Bestand wächst
deutlich bis 2030
Shell
Im Jahr 2030 leben zwei Millionen Menschen weniger in Deutschland als heute, gleichzeitig aber gibt es bis zu 8,8 Millionen Autos mehr: Künftig besitzen vor allem immer mehr Frauen und Senioren ein eigenes Auto. Obwohl die Gesamtfahrleistung aller Pkw in Deutschland steigt, sinkt der Kraftstoffkonsum deutlich. Die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs gehen im Vergleich zum Referenzjahr 1990 um fast ein Drittel zurück. Dafür sorgen vor allem verbesserte Fahrzeuge, effizientere Motoren und Kraftstoffe, die um biogene sowie synthetische Komponenten ergänzt werden. Auch im kommenden Vierteljahrhundert prägen vornehmlich Otto- und Dieselfahrzeuge das Straßenbild. Im Durchschnitt verbrauchen die Autos auf unseren Straßen im Jahr 2030 aber rund ein Viertel weniger Kraftstoff als heute.

Das sind die zentralen Ergebnisse eines von zwei Szenarien der 24. Pkw-Studie, die Shell unter dem Titel "Flexibilität bestimmt Motorisierung" heute in Berlin vorgestellt hat. Die Untersuchung zeigt die Zukunft des Pkw-Sektors bis zum Jahr 2030 auf. "Auch künftig wird das Auto das Bedürfnis nach Individualität und Freiheit erfüllen", sagt Shell-Chef Kurt Döhmel. "Die Entwicklung der Motorisierung in Deutschland ist jedoch abhängig vom jeweiligen Maß an Flexibilität, zu dem sich unsere Gesellschaft künftig bereit erklärt."

Der Studie liegen zwei unterschiedliche Szenarien zu Grunde: Während das "Tradition"-Modell von einer zögerlichen Gesellschaft ausgeht und ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent unterstellt, gingen die Forscher beim alternativen "Impulse"-Szenario von einer Gesellschaft aus, die Veränderungen als Chancen wahrnimmt, sich zügig neu organisiert und ein Wachstum von zwei Prozent im Mittel erreicht.

In letzterem Szenario prognostizieren die Forscher 68 Millionen Erwachsene in Deutschland für das Jahr 2030, sonst 67,3 Millionen. Der Pkw-Bestand wächst bis dahin von heute 44,7 auf 53,5 bzw. 49 Millionen Fahrzeuge. Die Motorisierung steigt von gegenwärtig 664 Pkw pro tausend Einwohner auf 785 bzw. 725 Pkw. Besonders bei den Männern zwischen 18 und 29 und bei den Senioren ab 65 Jahren kommt es zu deutlichen Motorisierungszuwächsen unter "Impulse"-Annahmen, während das zurückhaltendere Modell einen Rückgang des Pkw-Besitzes der Männer in allen Altersklassen voraussagt. In beiden Alternativen steigt die Motorisierungsquote der Frauen an, entweder stark in allen Altersklassen ("Impulse") oder besonders bei den Frauen ab 50 Jahren ("Tradition").

Die Gesamtfahrleistung aller Pkw in Deutschland steigt von heute 509 auf 563 bzw. 518 Milliarden Kilometer, sagen die Forscher voraus. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch pro Pkw im Bestand sinkt unter Alltagsbedingungen von heute 8,4 auf 6,5 bzw. 6,9 Liter pro 100 Kilometer im Jahr 2030. Der Gesamtkraftstoffverbrauch geht von knapp 33 auf unter 28 bzw. rund 27 Millionen Tonnen zurück. Trotz höherer Gesamtfahrleistung sinken die CO2-Emissionen bis 2030 von 110 Millionen Tonnen im Referenzjahr 1990 um 29 Prozent bzw. 30 Prozent auf rund 79 bzw. 78 Millionen Tonnen im Jahr 2030. Dazu trägt in beiden Alternativen auch ein zehnprozentiger Anteil biogener Kraftstoffe bei.

Als Grund für die weiterhin starke Präsenz herkömmlicher Antreibe sieht die Studie die mangelnde Akzeptanz gegenüber alternativen Antriebstechnologien im Pkw-Bereich. Fortschritte bei Umwelt- und Klimaschutz werden der Untersuchung zufolge bis zum Jahr 2030 in erster Linie aus der Verbesserung der herkömmlichen Antriebstechniken und flüssiger Kraftstoffe resultieren. Diese würden zunächst schrittweise durch Biokraftstoffe und synthetische Komponenten ergänzt. Erst langfristig werde Wasserstoff, der momentan noch deutlich teurer ist als herkömmliche Kraftstoffe, eine Rolle spielen, heißt es.

Die komplette Studie kann auf der Shell-Website heruntergeladen werden.
text  Hanno S. Ritter
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