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Freitag, 19. April 2024
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ABS, ESP & Co. sollen in den gesetzlichen Prüfkatalog aufgenommen werden

Hauptuntersuchung: TÜV fordert Einbeziehung elektronischer Sicherheits-Komponenten

Siehe Bildunterschrift
Hauptun- TÜV Nord
tersuchung: Künftig auch Check von ABS & Co.?
Der TÜV SÜD in Sachsen fordert eine rasche Einführung sicherheitsrelevanter Technologien in neuen Autos sowie die Anpassung der Fahrzeugprüfung an den Stand der Technik, vor allem im Bereich Elektronik. Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Abnahme bei den Verkehrsunfällen und der Zahl der Verletzten zu verstetigen.

"Jeder Verkehrstote und jeder Verletzte sind einer zu viel. Wir dürfen daher keinen Schritt in punkto Sicherheit zurückgehen", erklärte Reinhard Staebler, Mitglied der Geschäftsleitung der TÜV Verkehr und Fahrzeug GmbH der TÜV SÜD-Gruppe, anlässlich der Eröffnung der AMI Leipzig am Freitag. Die seit Jahren sinkenden Unfall- und Unfallopferzahlen könnten auch eine negative Trendumkehr erfahren, wenn der "gegenwärtigen Entwicklung hin zu immer mehr technischen Mängeln vor allem bei älteren Fahrzeugen" nicht gegengesteuert werde.

In Sachsen und deutschlandweit seien immer mehr Autos mit technischen Mängeln unterwegs, erklärte Staebler mit Hinweis auf die bundesweite TÜV-Mängelstatistik 2004. Die Autobesitzer würden an Wartung und Service sparen, gleichzeitig kämen auch immer mehr Fahrzeuge mit bereits hohem Anteil an sicherheitsrelevanter Elektronik wie ABS und ESP in die Jahre - ohne dass diese Systeme bei der Hauptuntersuchung geprüft werden. "Und genau mit den älteren und über ihr Fahrzeugleben schlecht gewarteten Autos fahren viele junge Leute, die schon jetzt den traurigen Spitzenplatz in der Unfallstatistik einnehmen", so Staebler.

Vor diesem Hintergrund sollen nach dem Willen des TÜVs einerseits Neufahrzeuge mit noch mehr sicherheitsrelevanter Technik wie u.a. Kameras gegen den Toten Winkel, Kollisionswarnsysteme und Kurvenlicht ausgestattet werden, andererseits sollen diese Komponenten künftig auch in der Hauptuntersuchung geprüft werden. Staebler: "Die Prüfanforderungen müssen dringend modernisiert werden. Wir appellieren an den Gesetzgeber, dass elektronische Bauteile schnellstmöglich in den gesetzlichen Prüfkatalog aufgenommen werden." Dabei ginge es natürlich nur um solche Ausrüstungen, die sicherheitsrelevant seien.

Gleichzeitig appellierte der TÜV Süd an die Fahrzeughalter, die Service- und Wartungsintervalle in Fachwerkstätten einzuhalten. Dies sei die falsche Stelle, um gestiegene Aufwendungen für Sprit, Steuern oder Versicherungsprämien einzusparen.

Kommentar:
Diese Forderung klingt nicht ganz uneigennützig - natürlich wollen die TÜVs ihre Tätigkeiten ausweiten und vom entstehenden Prüfvolumen profitieren. Und wer so hanebüchen realitätsfern argumentiert wie der TÜV, wird solche Unterstellungen nur noch fördern. Andererseits ist die Problematik nicht ganz von der Hand zu weisen: Man stelle sich, etwas übertrieben gesagt, nur vor, eine A-Klasse ist mit kaputtem ESP unterwegs - der Purzelbaum aus den Anfängen der Modellhistorie könnte wieder Realität werden. Nur: ESP und ähnliche Systeme sind in der Regel mit einer Selbstdiagnose ausgestattet, die dem Fahrer einen Fehler anzeigen. Wer so etwas missachtet oder, schlimmer noch, gar nicht mitbekommt, handelt sowieso grob fahrlässig. Ob dagegen eine Überprüfung im Zwei-Jahres-Turnus viel ausrichten kann, bleibt zweifelhaft. Auch müsste der TÜV einmal darlegen, wie er etwa die diversen ESP-Versionen oder gar Airbags konkret testen will. Vor allem aber: So lange bei der Hauptuntersuchung, die zusammen mit dem Abgascheck nicht mehr weit von 100 Euro Gebühren entfernt ist, schon von den normalen Dingen vieles nicht geprüft wird, sehe ich ganz andere Prioritäten: Beispielhaft seien Bremsflüssigkeit, Stoßdämpfer-Funktion und Sicherheitsgurte genannt. (hsr)
text  Hanno S. Ritter
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