|
Fünf |
DaimlerChrysler |
Außenspiegel sind schon heute Standard. Ab 2005 kommt ein zusätzlicher Frontspiegel dazu |
Die neue europäische Richtlinie über Fahrzeugrückspiegel tritt am 1. Januar 2006 in Kraft (Autokiste berichtete).
Nun sind neue Details bekannt: Nach Angaben von Iris Gleicke, Parlamentarische Staatsekretärin im Bundesverkehrsministerium,
sind für neue Lkw mit über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht dann sechs Spiegel vorgeschrieben: Hauptrückspiegel und Weitwinkelspiegel
links und rechts, ein Nahbereichsspiegel über der Beifahrertür sowie ein Frontspiegel über der Windschutzscheibe. Die
Bundesregierung setze diese Richtlinie "so schnell wie möglich" in nationales Recht um, sagte Gleicke.
Der so genannte DOBLI-Spiegel an niederländischen Lastwagen löse das Problem des toten Winkels nicht ausreichend,
hier es, weil er an anderer Stelle Nachteile mit sich bringe. Der Spiegel wird an der rechten vorderen Fahrzeugecke montiert,
beeinträchtige dort aber die direkte Sicht durch die Windschutzscheibe auf die Straße. "So droht der Fahrer ein schräg vor
dem Lkw stehendes Kind samt Fahrrad oder einen bis zu 1,75 großen Fußgänger zu übersehen", sagte die Staatssekretärin. Außerdem lasse sich der Spiegel an vielen Lastwagen nicht vibrationsfrei festmachen. DOBLI oder vergleichbare, zugelassene
Systeme können demnach installiert werden, es sei jedoch nicht zu verantworten, sie gesetzlich vorzuschreiben.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisierte diese Äußerungen in einer Stellungnahme als "ungeheuere
Arroganz und fachliche Inkompetenz". Der Club zitiert den zuständigen Projektleiter im niederländischen Verkehrsministerium,
Kees Metselaar, mit den Worten: "Die Äußerungen der Staatssekretärin überraschen mich sehr. Das Problem der Vibrationen haben
wir bereits im Jahr 2000 gelöst, lange bevor der vierte rechte Außenspiegel in den Niederlanden zur Pflicht wurde. Auch wird
die Sicht durch den zusätzlichen Spiegel in den "toten Winkel" nicht verkleinert, sondern viele Male größer."
In den Niederlanden sind seit Anfang 2003 laut ADFC alle Lkw über 3,5 Tonnen mit einem vierten rechten Außenspiegel
ausgestattet. Im Jahre 2002 - damals fuhren bereits etwa die Hälfte der Lkw mit dem neuen Spiegel - sei dort die Zahl der
schweren und tödlichen Fahrradunfälle im "toten Winkel" um 42 Prozent zurückgegangen.
Die erwähnte EG-Richtlinie gilt nur für neu zugelassene Fahrzeuge. Wo immer technisch möglich, müsse eine Ausstattung mit
verbesserten, der neuen Richtlinie entsprechenden Spiegelsystemen ausreichender Qualität aber auch beim Lkw-Bestand sichergestellt werden, so Gleicke. "Deshalb haben wir inzwischen mit den Fahrzeugherstellern vereinbart, dass diese die
entsprechenden, für den jeweiligen Fahrzeugtyp geeigneten Austausch-Spiegelgläser kurzfristig zur Verfügung stellen." Die
hierfür notwendigen gesetzlichen Bedingungen werden man "unverzüglich schaffen". Im übrigen habe die deutsche
Automobilindustrie ebenfalls zugesagt, den neuen Frontspiegel ein Jahr früher als in der Richtlinie vorgeschrieben auf den
Markt zu bringen.