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SunDiesel-Tankstelle
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© DaimlerChrysler AG
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bei Mercedes in Stuttgart
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"Aufgrund der weitgehenden CO2-Neutralität sind biogene Kraftstoffe ein wichtiges Element unserer zukunftsorientierten
Antriebs- und Kraftstoffstrategie," sagte Dr. Thomas Weber, im Vorstand der DaimlerChrysler AG verantwortlich für
Forschung & Entwicklung. Er beschreibt damit einen Kraftstoff, der bei Choren Industries im sächsischen Freiberg
in einem patentierten Herstellungsprozess aus Biomasse erfolgt. Hintergrund ist ein vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit (BMWA) gefördertes Forschungsprojekt, an dem neben Choren und DaimlerChrysler auch Volkswagen
beteiligt ist.
Der Kraftstoff, bisher von Mercedes als "Biotrol" bezeichnet und von VW auf den Namen "SunFuel" getauft, ist
absolut schwefel- und aromatenfrei und setzt bei seiner Verbrennung im Fahrzeug nur das CO2 wieder aus, was
die Pflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre entnommen und in Biomasse gebunden haben.
Während bisher nur geringe Mengen an "SunDiesel", wie der Kraftstoff künftig heißen wird, zur Verfügung standen, um
die Forschung voranzutreiben, hat Choren in der vergangenen Woche den 1. Bauabschnitt einer Pilotanlage zur industriellen
Herstellung in Betrieb genommen. Sobald der Herstellungsprozess etabliert und der Kraftstoff in entsprechender Menge und
Qualität verfügbar ist, wollen die beiden Autobauer die Erstbetankung der fabrikneuen Diesel-Pkw mit SunDiesel vornehmen.
Der "Designer-Sprit" hat neben seiner CO2-Neutralität noch weitere Vorteile: Durch die genau definierbare Zusammensetzung
und somit genau beeinflussbare Eigenschaften wird eine optimale Abstimmung von Kraftstoff und Brennverfahren aufeinander
möglich. Das, so hieß es bei der Einweihung, bietet mittelfristig auch das Potenzial, die Vorteile des Otto- und des
Dieselprinzips miteinander zu verbinden. Im übrigen verbrennt SunDiesel offenbar deutlich sauberer als herkömmlicher
Sprit: Untersuchungsergebnisse der beiden Autobauer zeigen, dass schon heute viele Euro-3-Diesel-Fahrzeuge bei einem
Betrieb mit SunDiesel ohne weitere technische Änderungen am Fahrzeug die Abgasnorm Euro 4 erfüllen würden: Das
Potential zur Verringerung der Kohlenwasserstoff- (HC), Stickoxid- (NOx) sowie der Partikelemissionen erscheint
groß.
Die Autobauer stellen daneben einen weiteren Aspekt heraus: Durch den Anbau von Energiepflanzen eröffneten sich neue
Beschäftigungsperspektiven in der Landwirtschaft. Damit seien Einkommenssicherungen für Landwirte, Pflanzenzüchter und
Landmaschinenhersteller verbunden. Besonders in Flächenbundesländern, in denen teuer subventionierte Flächen brach
liegen, aber auch für die EU-Beitrittsländer mit großen Agrarflächen sei das sogenannte "Energy Farming" eine "mehr als
interessante Option", hieß es. Das neue Prinzip biete ferner die Option, dem konstant steigenden Bedürfnis nach
Mobilität in Schwellenländern wie China umweltfreundlich und ressourcenschonend zu begegnen.