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Freitag, 19. April 2024
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"Wirtschaftswoche": Geschäft um rund ein Drittel eingebrochen

Mercedes: Taxi-Geschäft mit negativer Tendenz?

Siehe Bildunterschrift
Mercedes-Taxis: © DaimlerChrysler AG
Sinkende Verkäufe?
"I steh' in der Költ'n und wart' auf a Taxi, aber's kummt net - I wart' auf des Brummen von am Mercedes-Diesel, aber's brummt net, brummt net, brummt net" - die bekannte Zeile aus dem NDW-Kultsong von "Tauchen & Prokopetz" könnte vielleicht schon bald Wahrheit werden.

Taxi-Fahren in Deutschland heißt meist auch Mercedes-Fahren. Die große Mehrheit aller Taxen sind Modelle mit dem Stern, vorwiegend solche der E-Klasse aus den Baureihen W124, W210 und neuerdings auch W211. Offenbar muss das aber nicht für immer so bleiben:

Die "Wirtschaftswoche" berichtet über sinkende Absatzzahlen. Nach Verkäufer-Angaben aus verschiedenen Teilen des Bundesgebiets lägen die Auslieferungen um rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert, schreibt das Blatt, ohne genaue Quellen zu nennen. Gerade die neue E-Klasse sei bei den Taxiunternehmen nicht beliebt, heißt es. "Wegen jeder Kleinigkeit" müsse man in die Werkstätten. Mercedes selbst wollte den Bericht nicht kommentieren. Eingestanden wurde lediglich, dass die Verkäufe in Deutschland 2003 nicht das Volumen der Vorjahre erreichen werden.

Erinnerungen werden wach an die Einführung der E-Klasse W124 im Jahr 1985, die anfänglich wegen diverser Qualitätsprobleme dem Stuttgarter Autobauer, vor allem aber den Kunden, die im blinden Vertrauen auf die sprichwörtliche Mercedes-Qualität eines der ersten Modelle geordert hatten, viel Sorgen machte. Seinerzeit protestierten in Berlin Hunderte von Taxifahrern vor der Mercedes-Dependance gegen die neue Baureihe. Das Unternehmen investierte daraufhin einen hohen Millionen-Betrag, um die Fehler in den Griff zu kriegen, was auch gelang. Heute gilt der W124, nicht nur in Taxikreisen, als eines der besten Autos, das Mercedes je gebaut hat - durchaus vergleichbar mit der für ihre Zuverlässigkeit und extreme Langlebigkeit bekannten Vorgänger-Baureihe W123 (1977-1985).

Taxi-Käufer werden bei Mercedes seit jeher besonders zuvorkommend behandelt. Neben Branchen-Rabatten für Fahrzeug und Nachlässen auf die Taxi-spezifische Ausstattung gibt es in vielen Niederlassungen spezielle Taxibeauftragte und eigene Service-Schalter für Taxifahrer, die dann besonders schnell bedient werden. Teilweise werden auch Taxi-Ersatzfahrzeuge vorgehalten. Nun, so schreibt die Wirtschaftswoche, plane das Unternehmen weitere Vergünstigungen und Sonderaktionen für potentielle Kunden.

Allerdings ist für einen Taxi-Unternehmer der Anschaffungspreis nicht alleine ausschlaggebend - sonst hätte Mercedes trotz aller Rabatte kaum eine Chance auf dem Markt, auf den seit einiger Zeit auch verstärkt andere Hersteller, etwa VW, Peugeot und Mazda, ein Auge geworfen haben. Vielmehr schaut ein wirtschaftlich denkender Taxi-Betreiber auf die zu erwartenden Gesamtkosten für das Fahrzeug über die gesamte Einsatzdauer. Neudeutsch heißt das dann "total cost of ownership" - hier fließen auch Unterhaltskosten, Wiederverkaufswert, Reparaturanfälligkeit, Zuverlässigkeit, Haltbarkeit und andere Parameter ein. Kurz gesagt: Ein Taxi ist nur dann ein gutes Taxi, wenn es mit möglichst wenig Ausfällen und Reparaturen viele Hunderttausend Kilometer im Kurzstreckenbetrieb übersteht, und dann noch ein gesuchter Gebrauchter ist.

Sich vorzustellen, dass dies bei den neueren, mit Elektronik vollgestopften und mit eher auf Leistung statt auf Haltbarkeit optimierten Diesel-Motoren ausgerüsteten Modellen oft nicht mehr der Fall ist, bedarf nicht allzu viel an Phantasie. - Fraglich ist allerdings, ob die Konkurrenz es wirklich besser oder nur ein bisschen billiger kann.
text  Hanno S. Ritter
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