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Mercedes-Taxis:
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© DaimlerChrysler AG
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Sinkende Verkäufe?
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"I steh' in der Költ'n und wart' auf a Taxi, aber's kummt net - I wart' auf des Brummen von am Mercedes-Diesel,
aber's brummt net, brummt net, brummt net" - die bekannte Zeile aus dem NDW-Kultsong von "Tauchen & Prokopetz" könnte
vielleicht schon bald Wahrheit werden.
Taxi-Fahren in Deutschland heißt meist auch Mercedes-Fahren. Die große Mehrheit aller Taxen sind Modelle mit dem Stern,
vorwiegend solche der E-Klasse aus den Baureihen W124, W210 und neuerdings auch W211. Offenbar muss das aber nicht für
immer so bleiben:
Die "Wirtschaftswoche" berichtet über sinkende Absatzzahlen. Nach Verkäufer-Angaben aus verschiedenen Teilen des
Bundesgebiets lägen die Auslieferungen um rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert, schreibt das Blatt, ohne genaue
Quellen zu nennen. Gerade die neue E-Klasse sei bei den Taxiunternehmen nicht beliebt, heißt es. "Wegen jeder
Kleinigkeit" müsse man in die Werkstätten. Mercedes selbst wollte den Bericht nicht kommentieren. Eingestanden wurde
lediglich, dass die Verkäufe in Deutschland 2003 nicht das Volumen der Vorjahre erreichen werden.
Erinnerungen werden wach an die Einführung der E-Klasse W124 im Jahr 1985, die anfänglich wegen diverser Qualitätsprobleme
dem Stuttgarter Autobauer, vor allem aber den Kunden, die im blinden Vertrauen auf die sprichwörtliche Mercedes-Qualität
eines der ersten Modelle geordert hatten, viel Sorgen machte. Seinerzeit protestierten in Berlin Hunderte von Taxifahrern
vor der Mercedes-Dependance gegen die neue Baureihe. Das Unternehmen investierte daraufhin einen hohen Millionen-Betrag,
um die Fehler in den Griff zu kriegen, was auch gelang. Heute gilt der W124, nicht nur in Taxikreisen, als eines der
besten Autos, das Mercedes je gebaut hat - durchaus vergleichbar mit der für ihre Zuverlässigkeit und extreme Langlebigkeit
bekannten Vorgänger-Baureihe W123 (1977-1985).
Taxi-Käufer werden bei Mercedes seit jeher besonders zuvorkommend behandelt. Neben Branchen-Rabatten für Fahrzeug und
Nachlässen auf die Taxi-spezifische Ausstattung gibt es in vielen Niederlassungen spezielle Taxibeauftragte und
eigene Service-Schalter für Taxifahrer, die dann besonders schnell bedient werden. Teilweise werden auch
Taxi-Ersatzfahrzeuge vorgehalten. Nun, so schreibt die Wirtschaftswoche, plane das Unternehmen weitere Vergünstigungen
und Sonderaktionen für potentielle Kunden.
Allerdings ist für einen Taxi-Unternehmer der Anschaffungspreis nicht alleine ausschlaggebend - sonst hätte Mercedes
trotz aller Rabatte kaum eine Chance auf dem Markt, auf den seit einiger Zeit auch verstärkt andere Hersteller,
etwa VW, Peugeot und Mazda, ein Auge geworfen haben. Vielmehr schaut ein wirtschaftlich denkender Taxi-Betreiber auf
die zu erwartenden Gesamtkosten für das Fahrzeug über die gesamte Einsatzdauer. Neudeutsch heißt das dann "total cost of
ownership" - hier fließen auch Unterhaltskosten, Wiederverkaufswert, Reparaturanfälligkeit, Zuverlässigkeit, Haltbarkeit
und andere Parameter ein. Kurz gesagt: Ein Taxi ist nur dann ein gutes Taxi, wenn es mit möglichst wenig Ausfällen und
Reparaturen viele Hunderttausend Kilometer im Kurzstreckenbetrieb übersteht, und dann noch ein gesuchter Gebrauchter ist.
Sich vorzustellen, dass dies bei den neueren, mit Elektronik vollgestopften und mit eher auf Leistung statt auf Haltbarkeit
optimierten Diesel-Motoren ausgerüsteten Modellen oft nicht mehr der Fall ist, bedarf nicht allzu viel an Phantasie.
- Fraglich ist allerdings, ob die Konkurrenz es wirklich besser oder nur ein bisschen billiger kann.