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Samstag, 20. April 2024
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"Kontraste" zitiert aus Polizeibericht: Kaputtes Bremssystem und viel Rost

Unglücksbus von Lyon: Rollender Schrott?

Der deutsche Reisebus, der am 18. Mai bei Lyon verunglückte, hatte große technische Mängel. Dies berichtete das ARD-Magazin "Kontraste" am Donnerstag. Der Redaktion liegt nach eigenen Angaben das bisher nicht veröffentlichte Untersuchungsprotokoll der französischen Polizei vor. Danach sei das Bremssystem des Busses defekt gewesen, außerdem seien starke Rostspuren am Chassis festgestellt worden. Bei dem Unfall waren 28 deutsche Urlauber ums Leben gekommen, als der Bus auf regennasser Fahrbahn und mit überhöhter Geschwindigkeit (117 km/h) von der Autobahn abgekommen und nach dem Durchbruch der Leitplanke einige Meter die Böschung hinabgestürzt und umgekippt war.

Die Polizei, so berichtet das Magazin weiter, habe in ihrem Bericht resümiert, der Bus sei nicht korrekt gewartet gewesen. Ferner habe man sechs unterschiedliche Reifenfabrikate festgestellt. Andererseits habe der Doppeldecker erst am 10. März, also rund zehn Wochen vor dem Unfall, die Hauptuntersuchung beim TÜV in Hannover ohne Mängel bestanden.

Gunther Mörl vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) bezeichnete in der Sendung des neuen Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) die Vorgänge, die zu dem Unfall geführt haben, als auch das Bus-Unternehmen, die Firma Tiger Reisen aus Wunstorf bei Hannover, als "unseriös". Mörl: "Der Zustand des Busses ist eigentlich so, dass er durch Hauptuntersuchung beim TÜV nicht kommen dürfte. Das ist ganz klar." Der Verdacht, so Kontraste, liege nahe, dass nicht nur beim Bus, sondern auch beim TÜV-Nord manipuliert wurde.

Anderen Berichten zufolge war der Bus bereits vor einigen Jahren schwer verunfallt. "Spiegel Online" hatte unter Berufung auf den Anwalt der Firma berichtet, der 54jährige Busunternehmer habe das Fahrzeug anschließend in monatelanger Kleinarbeit wieder aufgebaut. Man wird ihn nicht mehr fragen können: Der Chef von Tiger Reisen saß zum Unglückszeitpunkt selbst am Steuer und kam bei dem Unfall ums Leben.
text  Hanno S. Ritter
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