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Freitag, 29. März 2024
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Fast 25 Millionen Verletzte / Zahlen seit 1970 rückläufig

692.000 Verkehrstote in den letzten 50 Jahren

Die amtliche Verkehrsunfallstatistik wurde nach dem 2. Weltkrieg vor genau fünfzig Jahren wiederaufgenommen. Seit dem starben bei Straßenverkehrsunfällen in Deutschland 692.000 Fahrzeugnutzer und Fußgänger. Dies sind mehr Getötete als Frankfurt/Main heute Einwohner hat. Dies geht aus den heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen hervor.

Die meisten tödlich Verunglückten (21.332) wurden nach polizeilichen Angaben im Jahr 1970 ermittelt, die wenigsten im vergangenen Jahr mit 6.842. Nach einem kurzzeitigen Anstieg nach der Wiedervereinigung sank die Zahl der Getöteten im Jahr 2002 auf den Tiefststand seit 1953. Verletzt wurden in den vergangenen 50 Jahren 24,9 Millionen Verkehrsteilnehmer.

Der Kraftfahrzeugbestand stieg von 1953 mit 4,76 Mio. (darunter 1,26 Mio. Pkw) auf 54,99 Mio., darunter 44,38 Mio. Pkw, im Jahr 2002. Während im Jahr 1953 265 Getötete auf 100.000 Kraftfahrzeuge kamen, lag die entsprechende Kennziffer im Jahr 2002 dagegen bei nur noch 12.

Diese positive Entwicklung ist in einer Vielzahl von Ursachen begründet. Dazu gehören Verbesserungen bei der passiven Sicherheit der Fahrzeuge, der Fahrzeugtechnik, im Straßenbau, der Verkehrsregelung und den Rettungsketten, eine andere Verkehrsstruktur sowie eine weitgehende Trennung von Fußgängern, Zweiradfahrern und Kraftfahrzeugen.

Reaktionen zur Statistik

"Der deutsche Autowahn hat eine Opferbilanz, die mehr als doppelt so hoch ist wie die des Bürgerkrieges in Jugoslawien. Es ist erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit unsere Gesellschaft diese Horrorbilanz hinnimmt", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, einem Zusammenschluss von 16 Non-Profit-Organisationen, darunter auch die Automobilclubs ACE und ACV, sowie 31 Wirtschaftsunternehmen. Das Bündnis forderte die Bundesregierung auf, eine umfassende Strategie zur Reduzierung von Verkehrsunfällen zu entwickeln. Nur so könne das Ziel der EU-Kommission, die Zahl der Verkehrstoten bis 2010 zu halbieren, erreicht werden. Dazu gehöre auch eine stärkere Förderung des sicheren Schienenverkehrs, der nach Angaben der EU europaweit nur ca. 100 Verkehrstote im Jahr zu beklagen hat, gegenüber jährlich 40.000 Toten im Straßenverkehr. "Auch ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen darf politisch kein Tabu sein", so Flege.

Der Auto Club Europa bewertete den Rückgang der Zahlen auch als das Ergebnis eines alles in allem gut funktionierenden Systems der Unfallrettung. Auch künftig seien wirksame Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr notwendig. Dazu zählen laut ACE verschärfte Sanktionen bei Verkehrsübertretungen, intensivere Verkehrssicherheitsarbeit zur Unfallverhütung, erhöhte Sicherheit in und an Fahrzeugen zur Begrenzung von Unfallfolgen sowie sicherere Verkehrswege. "Am meisten bewirken konnten aber solche Maßnahmen, die vor ihrer Einführung am heftigsten umstritten gewesen sind", sagte ein ACE-Sprecher am Mittwoch in Stuttgart. Als Beispiele dafür nannte er die obligatorische Anschnallpflicht und die Helmpflicht für Motorradfahrer, die Absenkung der Promillegrenze sowie die generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h auf Landstraßen. Zwei von drei Verkehrsunfallopfern kämen allerdings immer noch in diesem Bereich ums Leben.

Auch müsse das Unfallrisiko junger Fahrer reduziert werden, etwa durch Einführung des Konzepts "Begleitetes Fahren". Ein wachsendes Problem seien Fahrzeuge im Straßengütertransport. Sie würden von den übrigen Verkehrsteilnehmern als immer bedrohlicher und gefährlicher empfunden. In diesem Bereich müssten schärfere Kontrollen und Sanktionen eingeführt werden. Das betreffe beispielsweise die Überwachung von Lenk- und Ruhezeiten in Lkw und Bussen.
text  Hanno S. Ritter
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