Daimler-Produktionsvorstand Andreas Renschler hat den Konzern verlassen, weil er keine Chance mehr sah, im Unternehmen aufzusteigen.
In einem Interview sprach Renschler erstmals detaillierter über die Hintergründe seines überraschenden Rücktritts.
Auslöser für seine Demission sei die Personalrochade im April 2013 gewesen, als Daimler-Chef Dieter Zetsche auf Druck der Arbeitnehmerseite
im Aufsichtsrat den Vorstand umbauen musste, sagte Renschler der Zeitschrift "auto motor und sport". Wolfgang Bernhard, bis dahin für
Produktion und Einkauf bei Mercedes zuständig, war beim Betriebsrat in Ungnade gefallen und sollte mit Renschler tauschen. "Ich musste
zustimmen, damit Zetsche wiedergewählt wurde", sagte Renschler. Schon damals sei ihm klar gewesen, "dass ich diesen Job nicht auf Dauer mache".
Eigentlich sei sein Karriereziel gewesen, den Posten des Mercedes-Chefs zu übernehmen, den derzeit Daimler-Chef Zetsche in Personalunion ausübt.
Als Aufsichtsratschef Manfred Bischof Mitte Januar erklärte, die Entscheidung über den Posten des Mercedes-Chefs werde erst Ende 2016 fallen,
sei ihm klar gewesen, dass dies für ihn zu spät sei. "Wir sind im Vorstand praktisch gleich alt", so der 55-jährige Renschler mit Blick auf
seine Vorstandskollegen Wolfgang Bernhard (53), Personalvorstand Wilfried Porth (55), Finanzvorstand Bodo Uebber (54) und China-Vorstand
Hubertus Troska (53). Für Renschler war offensichtlich: Wenn Zetsches Vertrag noch einmal verlängert wird, "dann sind wir alle zu alt
für die Nachfolge".
Jetzt will Renschler zunächst die Angebote sichten und bestätigte, dass er nicht nur mit VW über einen Wechsel spreche, sondern auch mit
anderen Unternehmen aus der Automobilbranche. Allerdings habe er keinen Zeitdruck und werde erst Anfang nächsten Jahres eine neue Aufgabe
übernehmen. Daimler verlässt Renschler, der seit 1988 bei Mercedes war und zum Urgestein unter den Managern zählt, ohne Groll. "Es waren
schöne 26 Jahre, es hat Spaß gemacht. Und Daimler ist ein tolles Unternehmen."