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Samstag, 20. April 2024
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Neuer Diesel und Optik-Retuschen für den kleinen Van

Facelift Opel Meriva: Update mit Sparzwang

Opel
Frisch gemacht:
Opel Meriva
Drei Jahre nach dem Start frischt Opel den Meriva auf. Der kleine Van mit dem ungewöhnlichen Türkonzept erhält neben optischen Retuschen neue bzw. überarbeitete Motoren und Getriebe. Im Detail aber kann Opel den Sparzwang nicht verleugnen. Einst war der Opel Meriva der Vorreiter bei den sogenannten Monocabs, Vans auf Kleinwagen-Basis. Inzwischen tummeln sich etliche Mitbewerber in seinem Metier, weswegen die Rüsselsheimer bei der zweiten, 2010 erschienenen Generation auf das Flexdoor-Konzept mit rückwärtig angeschlagenen Fondtüren als Alleinstellungsmerkmal setzten. Ob das im Alltag wirklich Vorteile bringt, ist Ansichtssache und hängt auch von der Nutzung des Fahrzeugs ab.

Natürlich ändert sich im Zuge des nun angekündigten Facelifts nichts an diesem Konzept, außer dass Opel die geschwungene untere Fensterlinie in der Seitenansicht nun durch eine Chromleiste zusätzlich optisch betont. Etwas präsenter zeigt sich auch der Kühlergrill, dessen obere Chromleiste nun mit der vom Astra-Update bekannten Flügelform um Aufmerksamkeit buhlt. Auch die Frontschürze haben die Designer überarbeitet, was etwa an den nun chromeingefassten Nebelleuchten in einem größeren Bereich offenbar wird. Im übrigen trägt der Meriva jetzt ein neu arrangiertes Innenleben der Scheinwerfer, wobei speziell das endlich auf LED-Technik umgestellte Tagfahrlicht dem Meriva gut stehen dürfte.

Am Heck hat Opel ebenfalls die Leuchten aufgehübscht und mit LEDs versehen, wobei hier mutmaßlich nur eine Teil-LED-Lösung realisiert wurde. Damit erschöpfen sich die Änderungen, von neu designten 17- und 18-Zoll-Rädern einmal abgesehen, bereits. Wer gehofft hatte, Opel würde den Bereich über dem hinteren Kennzeichen nicht mehr zwingend einschwärzen, wird enttäuscht. Auch bleibt es bei den Seitenblinkern im Kotflügel und bei der langen Antenne, und die Tankklappe trägt immer noch eine primitive Griffmulde wie man sie schon längst für ausgestorben halten mag.

Nicht nur insoweit wird deutlich, dass Opel aufs Geld schauen musste. Vielmehr zeigt vor allem der Innenraum den Sparzwang. Nun war zwar nicht zu erwarten, dass die Rüsselsheimer das teildigitale Kombiinstrument aus dem Facelift-Insignia auch auf den Meriva adaptieren würden, aber dass das Ambiente hier nahezu völlig unverändert bleibt, mag dann doch überraschen. Weder die kleinteiligen Tachoskalen hat Opel neu gezeichnet, noch den altbacken roten Bordcomputer durch eine frischere Variante ersetzt. Auch die Schalterwüste auf der Mittelkonsole bleibt erhalten, das Panorama-Glasdach lässt sich weiterhin nicht öffnen, und ein normales Schiebedach ist nicht im Angebot.

Immerhin gibt es im Meriva künftig ein modernes Navigations- und Multimedia-System, namentlich das aus Adam und neuerdings Mokka bekannte "IntelliLink", das Smartphone-Funktionen wie Apples Siri in das Auto integriert. In der Topvartiante gibt es einen 7-Zoll-Touchscreen, Sprachsteuerung, Bluetooth-Audiostremaing, USB-Updatefähigkeit und optionalen DAB+-Empfang.

In Sachen Antrieb ist zunächst der 1,6-Liter-Diesel die wichtigste Neuerung. Das kürzlich im Zafira Tourer eingeführte Vollaluminium-Triebwerk kommt auf 136 PS Leistung und 320 Newtonmeter Drehmoment bei 2.000 Touren. So motorisiert, beschleunigt der Meriva in 9,1 Sekunden auf Tempo 100, das sind immerhin acht Zehntel weniger als beim 130-PS-Vorgänger mit 1,7 Litern Hubraum. Der Normverbrauch sinkt auf 4,4 Liter - laut Opel-Presseinfo um zehn Prozent von 4,9, laut Preisliste dagegen nur um gut sechs Prozent von 4,7. Auch der 1,7 CDTI mit 110 PS und der 1,3 CDTI mit 95 PS werden durch entsprechende 1,6-CDTI-Varianten ersetzt, die aber zum Marktstart noch nicht zur Verfügung stehen. Der neue Top-Diesel ist weiterhin nicht mit Automatikgetriebe zu haben, erfüllt dafür aber ab dem Start die EU6-Abgasnorm, was Opel davon fabulieren lässt, der Vierzylinder, so wörtlich, flirte mit der Umwelt.

Bei den Benzinern bleibt es bei den 1,4-Liter-Motoren mit 100, 120 und 140 PS, sprich: die neuen SIDI-Triebwerke bekommt der Meriva nicht. Auch hier steht EU6 im Datenblatt. Dies gilt auch für die weiterhin angebotene Flüssiggas-Version. Die beiden stärkeren Benziner sind wiederum mit einer optimierten 6-Gang-Automatik zu haben, auch die manuellen Getriebe hat Opel überarbeitet.

Assistenzsysteme sind abgesehen von Standards wie Rückfahrkamera oder Berganfahr-Assistent im Meriva auch künftig Mangelware, nicht einmal einen Parkassistenten können Kunden ordern. Premiere feiert das Facelift auf dem Autosalon im Brüssel Mitte Januar 2014, ausgeliefert wird unmittelbar danach, und bestellt werden kann ab November. Erst dann will Opel auch die Preise nennen. So ist der Meriva nun zweifellos etwas besser und etwas schöner geworden, aber dass Opel die Chance, das Auto wirklich überarbeitet wirken zu lassen, ungenutzt verstreichen lässt, halten wir für keine gute Idee.
text  Hanno S. Ritter
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