Daimler
Forever young:
Mercedes G-Klasse
33 Jahre ist es alt, das G-Modell von Mercedes-Benz. Genauer gesagt: 33 Jahre jung, denn die Stuttgarter halten ihre Offroad-Ikone
kontinuierlich frisch. Jetzt steht abermals eine Modellpflege an, die sich maßvoll auf Design und Technik erstreckt. Dazu kommt
neu der mit Abstand stärkste und teuerste Serien-G aller Zeiten.
Äußerliches Erkennungszeichen ist im Wesentlichen ein LED-Tagfahrlicht unterhalb der Schweinwerfern. Es ist horizontal und
punktförmig ausgeführt, und viele G-Modell-Fans hätten es sich vermutlich schöner, homogener gewünscht. Dies gilt auch
für Außenspiegel, die nun denen der anderen Baureihen gleichen und am großen Offroader, der sich nicht einmal im Pressetext als
SUV bezeichnen lassen muss, etwas mickrig wirken.
Für die AMG-Versionen, die Daimler noch nicht im Bild zeigen mag, sind außerdem einen neuer Kühlergrill mit Doppellamelle sowie
markant modifizierte Stoßfänger mit großen Lufteinlässen angekündigt. Rote Bremssättel und erstmals erhältliche 20-Zoll-Felgen
runden das Äußere der Topmodelle ab.
Auch im Interieur zeigt sich das G-Modell aufgefrischt. Neu gestaltet sind Armaturenbrett und Mittelkonsole mit veränderten
Bedienelementen und großzügigen Zierteilen. Das Kombiinstrument stammt komplett oder nahezu komplett aus der aktuellen M-Klasse,
zwischen den beiden Rundinstrumenten findet sich mithin ein Farb-Display. Anstelle des COMAND APS kommt jetzt das neue COMAND Online
serienmäßig zum Einsatz, es trägt seinen 18-Zentimeter-Bildschirm freistehend oberhalb der Mittelkonsole. Stilprägende Elemente
wie der große Haltegriff auf der Beifahrerseite und die (nun in Silber hervorgehobenen) prominent platzierten Schalter für die
drei Differenzialsperren wurden beibehalten, ebenso darf die G-Klasse den Wählhebel weiterhin auf dem Mitteltunnel tragen, wenn
auch in der neuen Mini-Ausführung wie im SL.
Die aktive Sicherheit wird auf Wunsch und gegen Aufpreis ergänzt um den Toter-Winkel-Assistent, den Abstandsregel-Tempomat
DISTRONIC PLUS und - endlich - die Parksensoren. Das vollständig überarbeitete ESP verfügt jetzt über eine Anhängerstabilisierung
und eine HOLD-Funktion.
Das Motorenporgramm beginnt wie bisher mit dem G 350 Bluetec, dessen V6-Diesel aus drei Litern Hubraum nach wie vor nur 211 PS
Leistung und 540 Nm Drehmoment schöpft, während das gleiche Triebwerk in M- und GL-Klass auf 256 PS und 620 Nm kommt. Der Preis
steigt leicht auf 85.311 Euro. Darüber rangiert der Achtzylinder im G 500 mit 388 PS und 530 Nm aus satten 5,5 Litern Hubraum, der
jetzt 99.948 Euro kostet. Nur diesen Motor gibt es auch im Cabriolet des G-Modells, ab 100.900 Euro. Die Kraftübertragung übernimmt
jetzt bei beiden Motorisierungen die PLUS-Version der 7-Gang-Automatik.
Neu im Programm ist der G 63 AMG. Mit 544 PS und 760 Nm Drehmoment übertrumpft er den bisherigen G 55 AMG noch einmal deutlich
(507 PS, 700 Nm), bleibt aber in Sachen Verbrauch mit 13,8 Litern gut zwei Liter unter dem vorherigen Wert, wozu auch die
Start-Stopp-Automatik beiträgt. Mit Preisen ab 137.504 Euro wird die Variante knapp 6.000 Euro teurer.
Neues Topmodell mit V12-Antrieb als teuerster Serien-Mercedes
An der Spitze des Programms steht künftig der G 65 AMG. Er wird nicht von acht, sondern gleich von zwölf Zylindern befeuert.
Der stärkste G aller Zeiten kümmert sich dabei nicht die Bohne um Downsizing und das, was man "politische Korrektheit" nennt:
612 PS und nicht weniger als 1.000 Newtonmeter Drehmoment dürften den geschätzt 2,7 Tonnen schweren Geländewagen in mutmaßlich
knapp fünf Sekunden auf Tempo 100 katapultieren. Der Normverbrauch von 17,0 Litern lässt erahnen, dass es das Auto bei halbwegs
sportlicher Fahrweise mit seinen 96 Litern Tankinhalt im realen Fahrbetrieb kaum von Stuttgart nach Salzburg schaffen wird.
Der solventen Kundschaft wird das schnuppe sein, und in punkto Umwelt taugt das Auto angesichts seiner minimalen Stückzahlen
auch nicht als Aufreger. Die nämlich sind garantiert, ist der stärkste G doch auch der teuerste Mercedes, den man bestellen kann.
Mit zweihundertvierundsechszigtausendeinhundertachtzig Euro (und zehn Cent) kommt er nur für die wirklich Stinkreichen in Betracht,
denen die günstigeren Alternativen zu bieder (S-Klasse V12) oder unbequem (SLS AMG) sind.
Und wie geht es mit der G-Klasse in Zukunft weiter? Nun, Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.
Man darf aber annehmen, dass der schon oft vor der Einstellung geglaubte Mercedes-Klassiker noch einige Jahre weiter existieren
darf. Jedenfalls scheinen Mutmaßungen, dass ihn EU-Regeln stoppen werden, nicht realistisch. Solange das Auto Käufer findet
und Geld einfährt, wäre Mercedes schlecht beraten, seine Image-Ikone. Der Vertrag mit Magna Steyr in Österreich, wo der G gebaut
wird, wurde jedenfalls unlängst verlängert. Medienberichten zufolge läuft er bis ins Jahr 2020.