"Vision Cero" wird ein Großversuch genannt, der nach ARCD-Informationen in Schweden angelaufen ist. Ziel ist, wie
der Name schon andeutet, eine statistische Null: Kein Mensch soll in absehbarer Zukunft mehr im Straßenverkehr zu
ernsthaftem Schaden kommen.
Man geht dabei davon aus, dasss Verkehr ein Zusammenspiel von Menschen, Fahrzeugen und Straßen ist. Das Risiko ist
der Mensch - von Natur aus vor Fehlern nicht gefeit. Deshalb müssen Straßen und Autos so gestaltet werden, dasss
menschliches Versagen nicht zu Katastrophen führt. Dazu hat man in und um die Stadt Trollhättan ausgewählte
Strecken mit elektronischen Sendern versehen, die ihre Gegenstelle in Versuchsautos des dort ansässigen
Herstellers Saab finden. So "wissen" die Autos bestens über die Verkehrsregelungen auf diesen Straßen Bescheid.
Und sie belehren den Fahrer, wenn er dabei ist, die Gesetze zu übertreten. Kommt etwa eine Beschränkung auf 30
km/h, so nimmt die Elektronik das Gaspedal soweit zurück, dasss das Auto tatsächlich dieses Tempo hält. Wünscht
der Fahrer dennoch mehr Geschwindigkeit, muss er mit Kraft gegenhalten. Das Ergebnis soll ein "sicheres Auto auf
sicherer Straße" sein. Und weil der Mensch nicht nur zu schnellem Fahren neigt, sondern auch andere Unsitten hat,
fährt ein so ausgestatteter Saab überhaupt erst los, wenn der Fahrer in ein Röhrchen geblasen und ein
Atemalkoholmesser seine Fahrtauglichkeit bestätigt hat.
Wenn Ende des kommenden Jahres - so lange dauert das Pilotprojekt noch an - die Ergebnisse ausgewertet sind,
könnten die am Straßenrand installierten Sender durch satellitengestützte Informationsgeber ersetzt werden und
das System unbegrenzt arbeiten.
Doch Zweifel sind angebracht: Ein Versagen des Systems, ja schon Unkorrektheit kann dem Fahrer eine Sicherheit
vorspiegeln, die nicht existiert. Der mündige Fahrer, bewusst Herr seiner Handlungen, bleibt dabei auf der
Strecke. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, gäbe es nicht noch einen anderen Aspekt: Der Mensch neigt dazu,
sich auf fremde Hilfe zu verlassen. Er lässt dann in seinen eigenen Bemühungen nach - und könnte schnell ganz
verlassen sein. So wie jener deutsche Autofahrer, der seinem Navigationssystem mehr traute als dem eigenen
Verstand, und schließlich den Routenempfehlungen des Systems im wahrsten Sinne des Wortes "blind" folgend ins
Wasser fuhr - dort, wo die Elektronik doch eine Fähre vermutet hatte. Der Fall zeigt nicht zuletzt, dasss hier
neben Fragen des Datenschutzes insbesondere auch die Haftungsproblematik noch gänzlich ungeklärt ist.