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Montag, 13. Oktober 2025
Kantiger Lastentransporter als großer BRuder des Bulli

Im Rückspiegel: 50 Jahre VW LT

Vor 50 Jahren wurde der Volkswagen LT präsentiert. Ob als Transporter, Feuerwehrfahrzeug oder Wohnmobil, der große Bruder des Bulli setzte auf ein eigenes Konzept, war groß, kastig, anspruchslos und zuverlässig – und zeitweise sogar der stärkste unter seinesgleichen. Aktuell läuft die erst vierte Generation auf die Zwei-Millionen-Marke für die Baureihe zu.
Volkswagen
Premiere vor 50 Jahren:
1975 erschien der VW LT
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Volkswagen und Transporter: Diese beiden Begriffe sind seit dem Verkaufsstart des Bulli 1950 fest miteinander verbunden. Da der Bulli aber nicht für die ganz großen Lasten vorgesehen war, entwickelte man ein größeres Modell als Ergänzung: einen Lastentransporter im Segment von 2,8 bis 3,5 Tonnen.

Beim Namen blieben die Niedersachsen kühl und sachlich. So wurde aus dem Lasten-Transporter schlicht der Modellname: LT. Die zusätzlichen Zahlen 28, 31 und 35 standen für das zulässige Gesamtgewicht von 2,8, 3,1 bzw. 3,5 Tonnen. Wie schon beim Transporter bot VW den LT bereits zum Start in je zwei Radständen und Dachvarianten an. Lieferbar war der LT als Kastenwagen, Kombi, Bus, Pritsche, Doppelkabine und als Fahrgestell mit Fahrerhaus.

Im Vorfeld der Entwicklung wurde festgelegt, dass das Verhältnis von der Verkehrs- zur Nutzfläche besser sein sollte als beim Transporter mit Heckmotor. Dazu konzipierten die Ingenieure ein Fahrzeug mit der platzsparenden Frontlenker-Bauweise des Transporters und einem Frontmotor, der zwischen Fahrer- und Beifahrersitz oberhalb der Vorderachse platziert wurde. Der Antrieb erfolgte weiterhin über die Hinterachse.

Ohne den Motor im Heck stand somit der gesamte Laderaum für die Nutzung zur Verfügung. Die Proportionen änderten sich auch. Zwar betrug der Längenzuwachs im Vergleich zum T2 Bulli nur 34 Zentimeter, doch die Breite wuchs fast genauso stark. Manch einer nannte den LT Schuhkarton. Unter dem Strich standen mit 7,85 Kubikmeter über 50 Prozent mehr Ladevolumen.

Stolz war man bei VW auch auf die bis dahin bei Nutzfahrzeugen eher vernachlässigte Ergonomie. Mit Hilfe von Arbeitswissenschaftlern wurde das Fahrerhaus entwickelt. So wurden zum Beispiel die Bedienelemente nah am Fahrer angeordnet und eine große Frontscheibe sowie extra große Außenspiegel installiert. Für ein Plus an Fahrkomfort sorgte u.a. eine Einzelradaufhängung an der Vorderachse, wie sie noch lange Zeit später noch nicht Standard in dem Segment war.

Motorseitig gab es anfangs wahlweise einen auf 75 PS gedrosselten Zweiliter-Vierzylinder aus dem Audi 100 und einen 2,7-Liter-Diesel vom englischen Hersteller Perkins mit 65 PS. 1979 ersetzte VW dieses zugekaufte Triebwerk durch den ersten eigenen Sechszylinder-Diesel. Aus 2,4 Litern Hubraum leistete er zwar nur acht PS mehr als sein Vorgänger, entwickelte aber deutlich mehr Drehmoment und lief ruhiger. Das Aggregat verkaufte der Autobauer auch an Volvo: Die Schweden statteten ihren ersten Sechszylinder-Pkw mit dem VW-Selbstzünder aus.

1983 erstarkt das Aggregat auf 102 PS und macht den LT seinerzeit zum stärksten Transporter Europas. An den Start geht auch ein neuer Sechszylinder-Benziner mit 90 PS, ein modifiziertes Armaturenbrett und eine dritte Radstands-Option. Eine optimierte Einbaulage des Motors bringt Platz für einen dritten Sitz im Fahrerhaus. 1985 folgt im Rahmen eines zweiten Facelifts die Umstellung auf rechteckige Scheinwerfer, die Einführung einer 5,6-Tonnen-Ausführung und erstmals Allradantrieb. 1993 überarbeitete VW den LT erneut leicht.

Der LT wurde auch schnell zu einer beliebten Basis für Reisemobile. Folgerichtig nahm der Hersteller das auch selbst in die Hand und präsentierte 1988 neben dem kompakten California auf T3-Basis mit dem "Florida" auch ein LT-Wohnmobil.

Nach 21 Jahren und über 470.000 in Hannover-Stöcken produzierten LT war 1996 aber endgültig die Zeit reif für einen Nachfolger. Der bediente sich des ganz neuen Mercedes Sprinter als Basis und wurde in zwei Generationen (LT2 und Crafter) in den folgenden 20 Jahren sogar rund 820.000 Mal verkauft. 2016 erschien die von VW wieder in Eigenregie entwickelte, aber in Polen gebaute vierte Generation des einstigen Lastentransporters. Der aktuelle Crafter hat die 500.00er-Marke bereits erreicht. Aber das sind andere Geschichten.
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text  Hanno S. Ritter
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