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Freitag, 29. März 2024
Kompaktvan erstmals als Mild-Hybrid

Neuer Renault Grand Scénic: Der große Bruder

Renault enthüllt die große Version des neuen Scénic. Mit mehr Designrafinesse, mehr Technik-Ausstattung und mehr Platz als bisher empfiehlt er sich als neuer starker Mitspieler bei den Kompaktvans. Sogar eine Diesel-Hybrid-Version wird es geben – Hybrid light.
Renault
Ende 2016 kommt der
neue Renault Grand Scénic
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Auf die Größe kommt es an - das weiß man(n) auch bei Renault. Entsprechend legt der Grand Scénic noch einmal in nahezu allen Belangen zu: Die Länge wächst um 7,5 Zentimeter auf 4,63 Meter, der Radstand um 3,5 Zentimeter auf 2,80 Meter, und die Breite um zwei Zentimeter auf 1,87 Meter. Auch höher wird der Grand Scénic, wobei der Zuwachs um 1,5 Zentimeter auf 1,60 Meter von der gleichzeitig drei Zentimeter höheren Bodenfreiheit überkompensiert wird.

Die zusätzliche Länge, die nicht im Radstand steckt, verlängert den vorderen Überhang, der gewachsene Radstand sorgt im Innenraum für mehr Platz für Passagiere und Gepäck. Das Kofferraumvolumen steigt im Vergleich zum Vorgänger um 40 auf 718 Liter unter der Kofferraumabdeckung (VDA-Norm). Je nach Stellung der Rücksitze kommen bis zu 866 Liter zusammen. Der Längen-Abstand zum "normalen" Scénic liegt bei gut 24 Zentimetern.

Die neue Generation ist wie ihre Vorgänger als Fünf- und Siebensitzer verfügbar. Statt wie bisher auf Einzelsitzen nehmen die Passagiere in der zweiten Reihe aber auf einer im Verhältnis 1/3:2/3 geteilten Rücksitzbank Platz, die serienmäßig auf Schienen montiert ist. Beide Segmente lassen sich unabhängig voneinander verschieben. Durch zwei weitere optionale versenkbare Einzelsitze lässt sich der Grand Scénic darüber hinaus in einen Siebensitzer verwandeln, einen "vollwertigen", wie Renault versichert. Wer ähnliche Konzepte kennt, weiß indes: Die beiden hinteren Plätze eignen sich nur für Kurzstrecken oder für kleinere Kinder - und auch dies nur dann, wenn man das Heckaufprall-Risiko ausblendet.

Die optionale Ausstattung One-Touch-Folding ermöglicht es, die Rückbanklehnen sowie die Einzelsitze in der dritten Reihe einzeln oder zugleich vom Fahrerplatz aus via Touchscreen im Boden zu versenken. Hierbei entsteht ein komplett ebener Ladeboden, verspricht Renault - und wir fügen hinzu, dass "eben" in der PR-Sprache nicht zwingend mit "waagerecht" gleichzusetzen ist. Wer die Rückenlehne des Beifahrersitzes vorklappt, kann sich beim schwedischen Möbelhaus mit bis zu 2,85 Meter langen Paketen eindecken.

Optisch folgt der große Scénic dem kleineren, wobei Renault wie bisher auf eine Differenzierung via Heckleuchten setzt. Sie sind größer und nicht horizontal, sondern in L-Form ausgeführt - und sie leuchten vorbildlicherweise immer. Im direkten Vergleich wirkt der "normale" Scénic noch einen Tick pfiffiger. Beiden gemein sind die serienmäßig ungewöhnlich großen Räder (20 Zoll), die weit nach außen gerückt sind (Spurweite bis zu sechs Zentimeter größer als beim Vorgänger) und gleichzeitig mit schmalen Pneus versehen, deren bisher nie gekanntes 195/55er-Format beim Nachkauf keine Freude machen dürfte.

Parallel zum Scénic kommt im Grand Scénic ab Werk als Premiere in der Kompaktvan-Klasse der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung zum Einsatz. Das radar- und kamerabasierte System bremst das Auto bei Gefahr einer bevorstehenden Kollision mit einem Fußgänger gegebenenfalls bis zum Stillstand ab. Ebenfalls zur Basisausstattung zählt die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner. Optional liefert Renault einen aktiven Spurhalte-Assistenten (max. 160 km/h), Müdigkeitserkennung, Sicherheitsabstand-Warner, Toter-Winkel-Warner, Fernlichtassistent, Head-up-Display und Abstandstempomat.

Noch ein Blick auf die Motoren: Die Mehrheit der Käufer dürfte sich für den Diesel entscheiden, den Renault mit 110, 130 und 160 PS anbietet, wobei die beiden stärkeren Varianten auch mit Doppelkupplungsgetriebe zu haben sind. Die Benziner-Fraktion wird vertreten durch stets handgeschaltete TCe-Motoren mit 115 oder 130 PS.

Ganz neu ist eine Hybrid-Variante für den 110-PS-Diesel. "Was, endlich ein vernünftiger Diesel-Hybrid?", werden Sie fragen. Nein. Denn erstens handelt es sich nicht um einen selbst aufladbaren Plug-in-Hybrid, zweitens gibt es ihn nur handgeschaltet, und drittens und vor allem ist die Variante nur als sog. Mild-Hybrid ausgelegt: Der Elektromotor unterstützt den Verbrenner lediglich beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen, rein elektrisches Fahren ist nicht möglich. Gespeist wird er von einer 48-Volt-Batterie, die beim Bremsen und im Schubbetrieb per Rekuperation wieder aufgeladen wird. Den Normverbrauch mag Renault noch nicht verraten, aber dass er die Vierer-Marke unterbieten wird, liegt auf der Hand.

Wie Mégane, Kadjar, Scénic, Talisman und Espace basiert der neue Grand Scénic auf dem modularen CMF-Baukasten (Common Module Family) der Renault-Nissan Allianz. Markteinführung ist Ende des Jahres, und wer sich den großen Van dann gönnt, darf sich auf Renault-typisch sensible Preisgestaltung, optionale Zweifarb-Lackierung und serienmäßige dreijährige Anschlussgarantie bis 100.000 Kilometer freuen. Mit alledem dürfte der Touran-Gegner zwar kein Touran-Bezwinger werden, aber doch wieder ein gewichtigeres Wörtchen mitreden.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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