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Neu ab Juni: Porsche 911 Turbo |
Porsche |
Gut anderthalb Jahre nach der Vorstellung des aktuellen 911er rundet Porsche die Baureihe nun auch wieder
um das traditionelle Turbo-Topmodell ab. Es folgt dem alten, gleichwohl immer wieder faszinierenden Muster
des stärker – schneller – teurer. Unter vier Sekunden auf Tempo 100 ist ein Wort.
Der 911 Turbo leistet jetzt 480 PS bei 6.000 Umdrehungen pro Minute, 60 PS mehr als der Vorgänger der Baureihe 996.
Die spezifische Leistung des 3,6-Liter-Boxermotors klettert damit auf die neue Höchstmarke von 133 PS pro Liter
Hubraum.
Gleichzeitig steigt das Nenndrehmoment von 560 auf 620 Newtonmeter; fast noch wichtiger dürfte aber sein, dass
es nun in einem deutlich größeren Drehzahlbereich anliegt: Nannte das Datenblatt bisher eine Spanne von 2.700
bis 4.600 Touren, so liegt die Kraft nun zwischen 1.950 und 5.000 Umdrehungen an.
Verantwortlich dafür sind die Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie. Was beim Diesel längst Standard ist,
haben die Weissacher Ingenieure hier erstmals für einen Ottomotor realisiert. Kernelemente dieser Technologie sind
verstellbare Leitschaufeln, die den Abgasstrom des Motors variabel und gezielt auf das Turbinenrad des Laders
leiten. Das Prinzip verbindet die Vorteile von kleinen und großen Abgasturboladern und führt insbesondere bei
niedrigen Drehzahlen zu einer spürbaren Verbesserung der Elastizität und Beschleunigung.
Apropos Beschleunigung: Auch hier hat der neue Turbo natürlich nochmals zugelegt. Die Tempo 100-Marke erreicht der
schnellste Elfer aller Zeiten mit Sechsganggetriebe und einem guten Fahrer am Steuer in 3,9 Sekunden, Tempo 200
nach sagenhaften 12,8 Sekunden. Der Elastizitätswert von 3,8 Sekunden für den Zwischensprint von 80 auf 120 km/h im
fünften Gang ist nicht weniger eindrucksvoll. Den Durchschnittsverbrauch beziffert Porsche auf 12,8 Liter - bei
halbwegs forcierter Gangart sicher mehr eine theoretische Größe und trotzdem letztlich zumindest im Ansatz positiv,
weil gegenüber bisher ein Zehntel weniger zu Buche schlägt.
Doch es geht noch schneller: Wer statt des manuellen Getriebes die "Tiptronic S"-Automatik bestellt, kann den
Tachozeiger bereits nach 3,7 Sekunden am 100er- und nach 12,2 Sekunden am 200er-Strich sehen. Der Zwischenspurt
ist so nach 3,5 Sekunden erledigt. Beim Verbrauch dagegen bleibt die Automatik-Version mit 13,6 (bisher 13,9)
Litern im Nachteil. Die Höchstgeschwindigkeit für beide Getriebe-Varianten liegt bei 310 km/h.
Wer eine Automatik nicht mag, kann zumindest den Zwischenspurt nochmals beschleunigen, in dem er das optionale
"Sport Chrono Paket Turbo" bestellt. Betätigt der Fahrer die "Sporttaste" neben dem Schalthebel, wird bei voller
Beschleunigung ein kurzzeitiger "Overboost" aktiviert. Dabei wird der Ladedruck im mittleren Drehzahlbereich bis
zu zehn Sekunden lang um 0,2 bar angehoben, und das Drehmoment steigt um 60 auf 680 Newtonmeter. Die Zeit für die
Zwischenbeschleunigung von 80 auf 120 km/h verkürzt sich damit um 0,3 auf 3,5 Sekunden.
Damit solche Beschleunigungsorgien nicht nur im schwarzem Reifenabrieb auf dem Asphalt enden, verfügt der Turbo
über einen neu entwickelten Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung. Das "Porsche Traction
Management" (PTM) sorgt für eine kontinuierliche variable Kraftverteilung auf beide Antriebsachsen.
Auch für den neuen Spitzen-Elfer gilt Porsche-typisch, dass den hohen Fahrleistungen ein adäquates Bremssystem
gegenübersteht. Zum Einsatz kommen Monobloc-Festsattelbremsen mit sechs Kolben an der Vorderachse und vier Kolben
an der Hinterachse, deren gelochte Scheiben um 20 auf jetzt 350 Millimeter vergrößert wurden. Optional steht auch die
weiterentwickelte Keramikbremse zur Wahl, die nicht nur leichter ist und nahezu fading-unempfindlich, sondern
auch sehr langlebig. Hier betragen die Scheibendurchmesser vorne dann sogar 380 Millimeter.
Zuletzt ein Blick aufs Design: Charakteristisch ist vor allem die neu modellierte Frontschürze mit weit außen und
tief platzierten Nebelscheinwerfern und vor allem Blinkleuchten in LED-Technik. Bi-Xenon-Licht ist Serie; Tagfahrlicht
ist dagegen nicht die Sache von Porsche. Das Heck ist breiter als bisher und trägt ebenfalls eine veränderte Schürze,
an der Seite gibt es vor den Hinterrädern die Turbo-typischen Lufteinlässe.
Premiere feiert der 911 Turbo am 28. Februar auf dem Genfer Autosalon; die Markteinführung in Deutschland ist auf
den 24. Juni terminiert. Wer sich dann seinen Jugendtraum erfüllen möchte, muss mindestens 133.603 Euro auf den
Tisch des Händlers blättern, immerhin fast 41.000 Euro mehr als für einen (gewiss nicht langsamen) Carrera 4S.