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Neues Gesicht: A8 W12
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© Audi AG
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Wer in der Oberklasse mitreden will, braucht heutzutage eine Zwölfzylinder-Maschine. Nicht, weil die Kunden diese
so gerne kaufen - die Achtzylinder machen das Gros der Motorisierungen aus -, sondern aus Image-Gründen. BMW hat
einen, Mercedes hat einen, VW hat einen - und jetzt auch wieder Audi.
Das neue Flaggschiff mit dem kryptischen Namen A8 L 6.0 quattro vervollständigt als neues Topmodell die A8-Baureihe.
Spannender noch als der Antrieb ist jedoch das Design der ausschließlich als 5,19 Meter messenden Langversion erhältlichen
Limousine: Die Ingolstädter haben dem Zwölfzylinder eine neue Front verpasst, die die neue Formensprache des Hauses
aufzeigt. Der sogenannte "Singleframe"-Kühlergrill wird nach allem, was zu hören ist, künftig auch weitere Modelle des
Hauses zieren, allen voran den neuen A6 im kommenden Jahr. Der von einer breiten Chromleiste eingefasste Grill mit
innenliegenden, grau lackierten Grillrippen nebst feinen horizontalen Chromapplikationen reicht nun trapezförmig bis tief
in die Frontschürze hinein, und zwar in einem Stück - daher wohl auch der Kunstname. Auf Höhe der "Stoßstange" ist
lediglich das Gitter des Grills unterbrochen und nimmt hier das Nummernschild auf. Insgesamt wirkt der A8 dadurch noch
wuchtiger und auffälliger, andererseits jedoch - jedenfalls nach dem ersten Eindruck - auch weniger elegant und zeitlos.
Hinter dem neuen Antlitz verbirgt sich der sechs Liter große Zwölfzylinder in W-Bauweise, der ohne Turboaufladung auskommt und dessen Leistung Audi nun auf 450 PS und ein Drehmoment von 580 Newtonmetern gesteigert hat, das entspricht 30 PS und
20 Nm mehr als in der vorigen A8-Generation - und stellt nebenbei ein kleinen Respektabstand zum VW Phaeton her, der die
420 PS-Version aufweist. Mehr als 95 Prozent des Drehmoments steht im weiten Drehzahlbereich zwischen 2.300 und 5.300
Umdrehungen zur Verfügung - komfortables Dahingleiten mit jederzeit äußerst üppigen Reserven ist kein Problem. Wenn es sein
muss, stürmt der große Audi in 5,2 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke, in 17,4 Sekunden auf Tempo 200 und in weniger als 30
Sekunden bis zur elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.
Abgasseitig ist der mit vier Katalysatoren bestückte A8 natürlich nach EU4 eingestuft. Der Verbrauch beträgt im Mittel
13,8 Liter und damit gut fünf Prozent weniger als bisher. Im Stadtverkehr genehmigt sich das Triebwerk 20,5 Liter. Die
Kraftübertragung übernimmt eine sechsstufige Automatik mit Tiptronic-Funktion und zusätzlich schaltbarem Sportprogramm.
Wie alle stärkeren Audi vertraut das Topmodell natürlich auf den permanenten Allradantrieb, ohne den bei einem
Fronttriebler dieses Niveaus die Kraft auch nicht mehr vernünftig auf die Straße gebracht werden könnte. Das ebenso wie
die Karosserie vollständig aus Aluminium gefertigte Fahrwerk ist serienmäßig mit einer Luftfederung kombiniert, deren
Charakteristik der Fahrer über das Multimedia-Interface (MMI) im Interieur vierstufig beeinflussen kann.
Apropos Innenraum: Hier hat Audi im Vergleich zu den anderen A8-Modellen keine Änderungen vorgenommen, mit Ausnahme des
Lenkrads, das auch zu Recht als zu lieblos und fimschig kritisiert wurde. Das neue Volant macht einen etwas
solideren Eindruck und nimmt in seiner Prallfläche die Form des Kühlergrills samt Chromapplikationen auf. Ansonsten
herrscht hier natürlich dank des verlängerten Radstandes Platz im Überfluss, und auch an Luxus und Komfort lassen es
die Ingolstädter nicht mangeln.
Innovatives Detail am Rande: Der Zwölfzylinder-A8 verfügt erstmals über ein serienmäßiges Tagfahrlicht mit LED-Technik.
Im inneren Scheinwerfer ist ein 5-Stern-Leuchtelement integriert, das ebenfalls einen neuen Akzent in der
Fahrzeugfront setzt und vielleicht zu einem neuen Audi-Markenzeichen avancieren kann. Das äußerst langlebige LED-Licht
benötigt nur einen Bruchteil der Energie normalen Abblendlichts und hat so keinen messbaren Einfluss auf den
Spritverbrauch. Bleibt zu hoffen, dass Audi die Technik baldigst in andere Baureihen übernimmt.
Bestellungen nehmen die Ingolstädter ab dem 8. Dezember entgegen, die Auslieferungen beginnen im Februar 2004.
Wer die "sportlichste Luxuslimousine der Welt" (Audi PR-Text) haben will, muss sich spätestens dann von mindestens
117.000 Euro trennen.