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Ein Mercedes Diesel,
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© Kirchhof/Greenpeace
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der nicht rußt: C 200 D mit Greenpeace-Rußfilter-Lösung
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Greenpeace hat am vergangenen Donnerstag an einem gebrauchten Mercedes C 220 Diesel vorgeführt, dass Dieselruß schon lange
aus den Abgasen deutscher PKW gefiltert werden könnte. In Stuttgart präsentierte die Umweltschutzorganisation die Wirkung
einer nachträglich eingebauten Anlage, die nur noch ein Zehntausendstel der Partikel aus dem Auspuff lässt: Auf dem
Filterpapier waren nur wenige Spuren zu sehen, das konventionelle Vergleichsfahrzeug hinterließ dagegen einen schwarzen
Fleck. Mit diesem Projekt will Greenpeace die Behauptung der deutschen Autohersteller, eine Nachrüstung bereits
ausgelieferter Pkw sei nicht machbar, widerlegen.
"Tausende Menschen sterben an Dieselkrebs. Die deutsche Autoindustrie unternimmt nichts dagegen, obwohl sie die Technik
kennt", sagt Greenpeace Sprecher Wolfgang Lohbeck. "Die Autoindustrie muss alle Diesel-Neuwagen mit Filtern auszustatten und
ältere Fahrzeuge nachrüsten. Jedes weitere Zögern ist verantwortungslos." Außerdem forderte Greenpeace die Bundesregierung
auf, eine entsprechende Nachrüstung von Dieselfahrzeugen durch Steuervergünstigungen zu unterstützen.
Der Einbau in deutsche Pkw würde nach Greenpeace-Darstellung keine wesentlichen Mehrkosten verursachen. Die Organisation
beauftragte den Rheinisch-Westfälischen TÜV (RWTÜV) in Essen, den Rußfilter einzubauen. Hierbei seien keinerlei kostspielige
Entwicklungen vonnöten gewesen, es seien nur handelsübliche Teile verbaut worden: Die Dosierungseinrichtung für den
notwendigen Kraftstoffzusatz stammt aus einem Gabelstapler, die Filteranlage vom französischen PSA-Konzern, der diese
bereits seit zwei Jahren serienmäßig in einige Modelle von Citroën und Peugeot eingebaut.
"Die Technik können sich die deutschen Autokonzerne von Gabelstaplern und französischen Autos abschauen. Aber schon das
überfordert sie offensichtlich. Stattdessen versprechen sie andere Lösungen für morgen. Aber das Problem Dieselruß muss
heute gelöst werden", sagt Lohbeck. Die deutsche Autoindustrie begründet ihre Weigerung, die Technik zu übernehmen, mit dem
Hinweis auf angeblich bessere, aber erst zukünftig verfügbare Reinigungssysteme.
Deutsche Diesel-Pkw stoßen laut Greenpeace jedes Jahr fast 9.000 Tonnen Ruß aus, der von den Naturschützern für "jährlich
mehrere tausend Todesfälle durch Lungenkrebs" verantwortlich gemacht wird. Es ist die Anzahl der besonders kleinen
Rußpartikel, die den Diesel so gefährlich macht. Diese haben in der letzten Zeit nicht ab-, sondern zugenommen. Das liegt
den Angaben zufolge einerseits an einer unvollständigen und teilweise hinderlichen Gesetzgebung, die nur zur Filterung
grober Rußteilchen verpflichtet, andererseits an der zunehmenden Verbreitung hocheffektiver Einspritztechniken in neueren
Dieselmodellen, die gerade feine Rußteilchen verstärkt ausstoßen.
Greenpeace hat nach eigenen Angaben jetzt gerichtliche Schritte eingeleitet und Strafanzeige gegen das Kraftfahrtbundesamt
und die Vorstandsvorsitzenden der Autohersteller gestellt.