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Dienstag, 23. April 2024
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Umweltschutzorganisation stellt Strafanzeige gegen KBA und Autohersteller

Greenpeace baut Diesel-Rußfilter in Mercedes-Pkw ein

Siehe Bildunterschrift
Ein Mercedes Diesel, © Kirchhof/Greenpeace
der nicht rußt: C 200 D mit Greenpeace-Rußfilter-Lösung
Greenpeace hat am vergangenen Donnerstag an einem gebrauchten Mercedes C 220 Diesel vorgeführt, dass Dieselruß schon lange aus den Abgasen deutscher PKW gefiltert werden könnte. In Stuttgart präsentierte die Umweltschutzorganisation die Wirkung einer nachträglich eingebauten Anlage, die nur noch ein Zehntausendstel der Partikel aus dem Auspuff lässt: Auf dem Filterpapier waren nur wenige Spuren zu sehen, das konventionelle Vergleichsfahrzeug hinterließ dagegen einen schwarzen Fleck. Mit diesem Projekt will Greenpeace die Behauptung der deutschen Autohersteller, eine Nachrüstung bereits ausgelieferter Pkw sei nicht machbar, widerlegen.

"Tausende Menschen sterben an Dieselkrebs. Die deutsche Autoindustrie unternimmt nichts dagegen, obwohl sie die Technik kennt", sagt Greenpeace Sprecher Wolfgang Lohbeck. "Die Autoindustrie muss alle Diesel-Neuwagen mit Filtern auszustatten und ältere Fahrzeuge nachrüsten. Jedes weitere Zögern ist verantwortungslos." Außerdem forderte Greenpeace die Bundesregierung auf, eine entsprechende Nachrüstung von Dieselfahrzeugen durch Steuervergünstigungen zu unterstützen.

Der Einbau in deutsche Pkw würde nach Greenpeace-Darstellung keine wesentlichen Mehrkosten verursachen. Die Organisation beauftragte den Rheinisch-Westfälischen TÜV (RWTÜV) in Essen, den Rußfilter einzubauen. Hierbei seien keinerlei kostspielige Entwicklungen vonnöten gewesen, es seien nur handelsübliche Teile verbaut worden: Die Dosierungseinrichtung für den notwendigen Kraftstoffzusatz stammt aus einem Gabelstapler, die Filteranlage vom französischen PSA-Konzern, der diese bereits seit zwei Jahren serienmäßig in einige Modelle von Citroën und Peugeot eingebaut.

"Die Technik können sich die deutschen Autokonzerne von Gabelstaplern und französischen Autos abschauen. Aber schon das überfordert sie offensichtlich. Stattdessen versprechen sie andere Lösungen für morgen. Aber das Problem Dieselruß muss heute gelöst werden", sagt Lohbeck. Die deutsche Autoindustrie begründet ihre Weigerung, die Technik zu übernehmen, mit dem Hinweis auf angeblich bessere, aber erst zukünftig verfügbare Reinigungssysteme.

Deutsche Diesel-Pkw stoßen laut Greenpeace jedes Jahr fast 9.000 Tonnen Ruß aus, der von den Naturschützern für "jährlich mehrere tausend Todesfälle durch Lungenkrebs" verantwortlich gemacht wird. Es ist die Anzahl der besonders kleinen Rußpartikel, die den Diesel so gefährlich macht. Diese haben in der letzten Zeit nicht ab-, sondern zugenommen. Das liegt den Angaben zufolge einerseits an einer unvollständigen und teilweise hinderlichen Gesetzgebung, die nur zur Filterung grober Rußteilchen verpflichtet, andererseits an der zunehmenden Verbreitung hocheffektiver Einspritztechniken in neueren Dieselmodellen, die gerade feine Rußteilchen verstärkt ausstoßen.

Greenpeace hat nach eigenen Angaben jetzt gerichtliche Schritte eingeleitet und Strafanzeige gegen das Kraftfahrtbundesamt und die Vorstandsvorsitzenden der Autohersteller gestellt.
text  Hanno S. Ritter
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