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Sonntag, 27. April 2025
Zukunftsplan mit Verlängerung der Beschäftigungssicherung

Audi baut 7.500 Jobs ab

"Mehr Resilienz, klarer Technologiefokus und sichere Arbeitsplätze": Das ist die Zusammenfassung einer nun erreichten "Zukunftsvereinbarung" im Audi-Konzern. Zu ihrer Umsetzung wird aber erst einmal ungefähr jeder siebte bisher "sichere Arbeitsplatz" in Deutschland geopfert.
Audi baut 7.500 Jobs ab
Audi
Lächeln für Tausende Jobstreichungen: Audi-CEO Gernot Döllner und
Gesamtbetriebsratsvorsitzender Jörg Schlagbauer (Mitte) scheinen erfreut
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VW kriselt, Porsche kriselt, Mercedes kriselt, BMW auch, viele Zulieferer sowieso - natürlich gibt es auch bei Audi keine Wunder. Schon lange wurde hinter den Kulissen in Ingolstadt über die Zukunft verhandelt, doch abgesehen von ein paar "Liste des Grauens"-Infos drang relativ wenig nach außen.

Jetzt liegt ein Ergebnis vor. Um die Zukunftssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte zu festigen, haben Vorstand und Betriebsrat eine gemeinsame Zukunftsvereinbarung verhandelt, teilt der Autobauer am Montag Abend in Ingolstadt mit. Als klares Ziel definiert sind "mehr Produktivität, Schnelligkeit und Flexibilität in Ingolstadt und Neckarsulm".

Um dies zu erreichen, sollen insgesamt bis zu 7.500 Stellen abgebaut werden – in der deutschen Belegschaft in den indirekten Bereichen, also außerhalb der Produktion. Dies entspricht ungefähr jedem siebten Job. Darüber, mit welcher Verhandlungsgrundlage Audi in die Verhandelungen gestartet war, gibt es unterschiedliche Berichte, die bis zu 12.000 reichen.

Audi will dabei keine einzige betriebsbedingte Kündigung aussprechen – weil dies wegen einer (notfalls wohl kündbaren) Betriebsvereinbarung an sich sowieso ausgeschlossen ist bis Ende 2029 und weil offenbar der Betriebsrat im Rahmen seiner Möglichkeiten gut verhandelt hat: Die Beschäftigungssicherung wird sogar bis Ende 2033 verlängert und die Produktionskapazitäten nicht reduziert. Mit welchen Maßnahmen und Investments die Ingolstädter dann derart viele Stellen dennoch abgebaut bekommen werden, bleibt abzuwarten.

Die Audianer müssen keine Abschläge bei ihren Gehältern, deren Erhöhungszeitpunkten und bei regulären Zulagen hinnehmen, wohl aber bei der jährlichen Gewinnbeteiligung und bei übertariflichen Zulagen. Auch werden Homeoffice-Regelungen zurückgefahren und die Zahl der Ausbildungsplätze und Dualen Studienplätze reduziert. Vorstand und weitere Manager sollen ebenfalls einen "erheblichen Beitrag" finanzieller Art leisten.

Audi hat angekündigt, bis 2029 rund acht Milliarden Euro in die Heimatstandorte zu investieren. In Ingolstadt soll künftig ein weiteres Elektromodell im Einstiegssegment und die nächste Q3-Generation teilweise gefertigt werden. Für Neckarsulm sind die Ankündigungen nebulöser, der Bau eines weiteren Modells werde "geprüft". Im Übrigen soll das "örtliche Ökosystem" genutzt werden, um die "Digitalisierungskompetenz von Audi rund um Künstliche Intelligenz" zu stärken.

Das gesamte Paket soll dem Unternehmen mittelfristig Einsparungen von jährlich mehr als einer Milliarde Euro bescheren. Modellseitig enthält die Vereinbarung lediglich die Aussage, eine "Fokussierung im Portfolio" umzusetzen. Sich in Sachen Qualität, Design und/oder Preisniveau wieder an noch gar nicht so lange vergangenen Zeiten zu orientieren, wie man dies als Beobachter möglicherweise für die beste Sanierungsoption halten könnte, hat Audi nicht auf dem Schirm.

Die Gespräche sind ohne allzu große Beteiligung der Öffentlichkeit und offenbar recht harmonisch verlaufen. Die Zusammenarbeit bei den Verhandlungen sei "sehr vertrauens- und respektvoll" gewesen, sagt Rainer Schirmer, Stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats.
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text  Hanno S. Ritter
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