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Freitag, 29. März 2024
Dicke Lippe beim Thema Abgasnorm EU6d-TEMP

Opel: OnStar geht OffLine, Nachfolger dauert (aktualisiert)

Opel kämpft weiter mit Altlasten aus der GM-Ära. So hat der Autobauer jetzt das Aus für das OnStar-System angekündigt, das viele Kunden verärgern dürfte. Gleichzeitig bekommt Opel den Übergang zur neuen PSA-Technik offenbar nicht übergangslos gebacken. Begonnen hat derweil die Umstellung auf EU6d-TEMP, allerdings nicht in dem Maße, wie der Hersteller glauben machen will.
Opel: OnStar geht OffLine, Nachfolger dauert (aktualisiert)
Opel
Viel beworben, kurz gehalten:
Opel OnStar läuft Ende 2020 aus
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Opel gehört schon seit gut neun Monaten zum Peugeot-Citroën-Konzern (PSA), und man mag erwartet haben, dass manche Umstellungen und Produktentscheidungen schneller erfolgen als sie es bisher sind. Ein Aus für die Baureihen Karl, Astra GTC und Cascada etwa erwarten viele Beobachter seit langem, allein es erfolgt nicht - noch nicht, wohl.

Doch auch in kleineren Dimensionen hat der Autobauer noch viel vor sich. Dazu gehört das viel beworbene Online-System OnStar, das Opel einst in großem Maßstab beworben und eingeführt hatte - oft serienmäßig. Inzwischen haben die Rüsselsheimer OnStar in zahlreichen Modellversionen wieder kostenpflichtig gemacht - wir hatten bereits bezüglich des Grandland X darüber berichtet. Die nun anfallenden 490 Euro Aufpreis wurden dabei aber nicht vom Fahrzeugpreis abgezogen, jedenfalls soweit wir das stichprobenartig überprüft haben - ausstattungsbereinigt sind die Autos demnach um eben diese 490 Euro teurer geworden, unabhängig von sonstigen Preisaufschlägen.

Aber OnStar ist natürlich sowieso ein Auslaufmodell. Opel hat heute erklärt, die OnStar-Dienste sukzessive bis Ende 2020 auslaufen zu lassen. Bis dahin könnten sich Kunden auf den gewohnten Service-Umfang verlassen, sagte ein Opel-Sprecher. Die Kunden, die es tatsächlich nutzen und dafür zeitlich unbeschränkt bezahlt haben, werden das sicher anders formulieren.

Der Nachfolger von OnStar stammt nicht mehr aus dem Hause GM, sondern aus dem PSA-Konzernregal. Der Dienst, den die Rüsselsheimer unter dem schlichten Namen Opel Connect vermarkten wollen, wird im Gegensatz zu OnStar keine Verbindungsmöglichkeiten zu Beratern haben, die etwa Hotelzimmer buchen oder Routenvorschläge ins Auto schicken.

Opel Connect soll ab Anfang 2019 starten, zunächst wahrscheinlich im nächsten Corsa, der ein Schwestermodell des Peugeot 208 wird. Erst im Jahr 2024 soll Opel Connect für die gesamte Modellpalette zur Verfügung stehen, heißt es. "Opel nimmt eine Führungsrolle bei Konnektivitätslösungen im Automobil ein", erklärt dessen ungeachtet Albrecht Schäfer, Leiter Produktmarketing.
Dicke Lippe zum Thema EU6d-TEMP
So genau nimmt man es bei Opel derzeit auch bei anderen Themen nicht. So wurde heute außerdem kommuniziert, "das Gros" der Modelle erfülle nun bereits die künftige Abgasnorm EU6d-TEMP. Der Faktencheck ergibt: Beim Insignia sind es fünf von elf Varianten, beim Astra drei von zwölf, beim Corsa fünf von elf, beim Zafira null von 14, beim Mokka sechs von sieben, beim Adam fünf von acht, beim Karl eine von einer, und beim Crossland eine von acht - zusammen 26 von 72. Auch wenn Opel damit zweifellos weiter ist als mancher Konkurrent - "Das Gros" ist etwas völlig anderes.
Nachtrag, 17:00 Uhr: Opel hält unsere Darstellung für unvollständig und hat eine Liste mit allen aktuellen EU6d-TEMP-Modellversionen bereitgestellt. Hierin sind in der Tat Versionen aufgeführt, die in den Kunden-Preilisten noch nicht als solche genannt sind, etwa der Adam 1,0 und der Corsa 1,0.

Bei den von uns zur Recherche verwendeten Preislisten handelt es sich jeweils um die aktuellste Version, viele davon datieren aus dem April 2018. Ausnahme ist der Zafira, der laut Opel in vielen Versionen tatsächlich EU6d-temp-konform ist, während die andere Daten enthaltene Preisliste aus dem Dezember 2017 stammt. Opel hat bisher keine neuere zur Verfügung stellt, weder für Kunden noch für Journalisten.

Unsere Aufstellung berücksichtigt bewusst nur die wichtigsten Modellreihen und bezieht sich auf Motorvarianten, unabhängig von Getriebe und Karosserieversion.

Die Umstellung auf EU6d-TEMP ist wichtig und genau genommen erst im September 2019 obligatorisch. Manch andere Autobauer, insbesondere auch VW, haben aktuell deutlich weniger solcherart zertifizierte Modelle im Angebot. Unsere Kritik betraf und betrifft nicht die Umstellung, sondern ihre zu großspurige Ankündigung.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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