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Samstag, 12. Oktober 2024
Limousine mit Allradlenkung startet im Juni mit zwei Motorvarianten

Das ist der neue Audi A6

Audi startet seinen Neuheiten-Reigen des Jahres mit der Vorstellung des neuen A6, zunächst als Limousine. Die achte Generation der Baureihe überrascht mit – der Abwesenheit von Überraschungen: Design und Technik lassen jedenfalls vorläufig kaum den berühmten Vorsprung erkennen.
Audi
Der neue Audi A6 kommt
als Limousine im Juni 2018
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Im Vorfeld des Genfer Autosalons hat Audi das Tuch vom neuen A6 gezogen. Die Limousine wächst in der Länge um wenige Millimeter auf nahezu 4,94 Meter, in der Breite um 1,2 Zentimeter auf knapp 1,87 Meter, die Höhe bleibt mit 1,457 Metern nahezu unverändert. Während das Kofferraumvolumen bei 530 Litern verharrt, verspricht Audi mehr Kopf- und Schulterfreiheit vorne und hinten und mehr Beinfreiheit im Fond. Zum Gewicht des in einem Stahl-Aluminiumverbund gebauten Wagens gibt es noch keine Angaben. Der Luftwiderstandsbeiwert sinkt bei der besten Variante auf Cw=0,24.

Motorseitig stehen zum Bestellstart nur zwei Varianten zur Wahl. Beim Benziner handelt es sich um einen V6-Turbo, der aus drei Litern Hubraum 340 PS Leistung und 500 Newtonmeter Drehmoment schöpft, beim Diesel um den bekannt-berüchtigten 3,0 TDI V6 mit jetzt 286 PS und 620 Nm. Während der Selbstzünder mit einer Achtstufen-Wandlerautomatik zusammenarbeitet, ist der Otto-Motor serienmäßig an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt. Beide Motorisierungen sind serienmäßig mit dem Allradantrieb quattro ausgestattet, aber in unterschiedlicher Umsetzung: Im Zusammenspiel mit der Tiptronic kommt das selbstsperrende Mittendifferenzial zum Einsatz, bei der S-tronic die effizientere "ultra"-Technologie, die den Hinterradantrieb nur bei Bedarf aktiviert. Als Normverbrauchswerte nennt Audi 6,7-7,1 (TFSI) bzw. 5,5-5,8 Liter (TDI).

Alle Motoren bringen die Mild-Hybrid-Technologie mit. Dabei kooperiert ein Riemen-Starter-Generator (RSG) mit einer Lithium-Ionen-Batterie. Der A6 kann zwischen 55 und 160 km/h "segeln". Die Start-Stopp-Funktion setzt bis zu 22 km/h ein. Der Wiederstart des Motors aus dem Stillstand heraus erfolgt vorausschauend, sobald sich das Fahrzeug vor dem A6 in Bewegung setzt. Das Sparpotential der Mild-Hybrid-Technik beziffert Audi auf bis zu 0,7 Liter im realen Betrieb. In den Normwerten spiegelt sich das nicht wider, schon weil die neuen WLTP- nicht mit den alten NEFZ-Werten vergleichbar sind. Diverse weitere Antriebskombinationen mit weniger und mit mehr Kraft und auch mit reinem Frontantrieb werden nach bekannt-bewährtem Muster das Angebot sukzessive ergänzen.

Beim Fahrwerks-Setup stellt Audi wie bisher vier Varianten zur Wahl: das konventionelle Stahlfederfahrwerk, das Sportfahrwerk, das Fahrwerk mit Dämpferregelung und die Luftfederung "adaptive air suspension", ebenfalls mit geregelter Dämpfung. Trotz im Vergleich zum Vorgängermodell größerer Räder mit bis zu 21 Zoll und bis zum Reifenformat 255/35 verspricht Audi einen verbesserten Abroll- und Geräuschkomfort. Neu ist die Allradlenkung, die bei geringen Geschwindigkeiten (mit gegenläufig eingeschlagenen Hinterrädern) für mehr Handlichkeit und einen auf 11,1 Meter gesenkten Wendekreis und im Übrigen (den Vorderrädern folgend) für eine bessere Spurtreue sorgt.

Auch wenn in Sachen Assistenz im A6 nicht so viel steckt wie im A8, kann die Limousine natürlich viele Dinge alleine regeln oder den Fahrer unterstützen. Je nach Ausstattung umfasst das Sensor-Set bis zu fünf Radarsensoren, fünf Kameras, zwölf Ultraschallsensoren sowie nun auch einen Laserscanner. Neu im Angebot sind ein Kreuzungsassistent, ein nicht näher spezifizierter Effizienzassistent und der sogenannte Garagenpilot, mit dem man den A6 automatisch einparken kann, nachdem man ausgestiegen ist. Die Steuerung erfolgt über die Audi-App auf dem Smartphone. Wer will, kann auch den Zündschlüssel ans Handy auslagern, allerdings nur an ein Android-Modell mit NFC-Technik. So können auch Berechtigungen an andere vergeben werden.

Navigation ist endlich Serienstandard, die größte Ausbaustufe mit Online-Navigation und Selbstlernmodus verfügt jetzt über ein 10,1 Zoll großes Display. Anders als die bisherige 8-Zoll-Variante ist es nicht mehr elektrisch ausfahrend, sondern fest und deutlich tiefer verbaut, nämlich unterhalb der Luftduschen. Diese "MMI Navigation plus" umfasst auch das bisher dem A6 vorbehaltene digitale Kombiinstrument mit 12,3-Zoll-Screen. Unterhalb des Navi-Displays auf der Mittelkonsole gelegen findet sich ein 8,6-Zoll-Touchscreen; er dient u.a. der Klimasteuerung sowie der Texteingabe, wobei das Handgelenk auf dem Wählhebel ruhen kann.

Neu im Angebot sind das "Air Quality Paket" mit Beduftung, Ionisator und speziellem Schadstofffilter, das Panorama-Glasdach auch für Limousine, Scheibenwischer mit integrierten Waschdüsen, eine erweiterte Ambientebeleuchtung, beleuchtete Gurtschlösser sowie die beheizbare Frontscheibe.

Und das Design? Nun, lange Zeit wurde Audi vielerorten für sein Design gelobt und später zunehmend für angebliche Einfallslosigkeit und Nicht-Unterscheidbarkeit der Baureihen kritisiert. Mit dem neuen Designchef Marc Lichte sollte nach Audi-Doktrin eine neue Formensprache etabliert und die Differenzierung erhöht werden. Beim A8, dem ersten Lichte-Entwurf, hat das nach Meinung vieler nicht so recht geklappt - und wir würden sagen: beim A6 auch nicht. Das neue Auto sieht gut aus, aber das tut das auslaufende genau so. Mindestens, denn es verzichtet auf so manches Detail, das mehr aufdringlich als elegant wirkt.

Wichtigste Design-Neuerungen sind neben den Lichtsignaturen der mächtige Kühlergrill mit durchgehender Oberkante zu den Scheinwerfern und zwei sichtbaren Sensoren, die je nach Geschmack aufdringlich oder futuristisch wirken, die Brüstungsspiegel, die seitlichen Sicken und die Chromleiste am Heck.

Gebaut wird die A6 Limousine in Neckarsulm, Marktstart ist im Juni 2018, und der Grundpreis des TDI wird dann bei 58.050 Euro liegen. Das entspricht einem Aufschlag von 2.500 Euro respektive ungefähr dem bisherigen Navi-Aufpreis, den kaum jemand nicht bezahlt hat.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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