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Neues Antlitz: Audi A4 |
Audi |
Bewegung in der automobilen Mittelklasse: Nach dem Facelift der Mercedes C-Klasse vor rund einem halben Jahr und ungefähr
mit gleichem zeitlichen Abstand in anderer Richtung zur Neuauflage des Dreier-BMW hat jetzt Audi dem zuletzt bei den
Zulassungen leicht schwächelnden A4 eine große Modellpflege angedeihen lassen. Nicht weniger als 57 Seiten umfasst die
Pressemappe zum Auto, wohlgemerkt ohne technische Daten, was der Laune in den Redaktionen heute "nicht wirklich"
förderlich ist. Versuchen wir, uns durchzuarbeiten:
Die größten Änderungen haben die Ingolstädter im Design vorgenommen. Vorne zeigt jetzt auch der A4 das inzwischen
markentypische Gesicht des großen "Singleframe"-Kühlergrills, dazu kommen Scheinwerfer mit einer geschwungenen Unterkante
und Pfeilung nach innen. Die Trapezform des Grills ist in der stärkeren Konturierung der Motorhaube fortgeführt.
Unter den Klarglasabdeckungen der Leuchteinheit fallen die vergrößerten Tuben der Fernlichter ins Auge, die jetzt zum
optischen Zentrum der Leuchteinheiten werden. Neu, wenn auch erst auf den zweiten Blick zu erkennen, sind auch die
seitlichen Blechpartien unterhalb der nach wie vor flachen Fensterflächen. Ein sanft geschwungener Bogen der Schulterlinie
soll die Flächen besser gliedern und eine akzenturiertere Schattenlinie darstellen.
Das Heck ist jetzt betont horizontal gezeichnet: Verantwortlich hierfür sind sowohl bei Limousine als auch beim Avant die
jetzt gleich ausgeführten, weiter unten sitzenden, zweiteiligen Rückleuchten, die den Innenschwung der Scheinwerfer
zitieren. Neu gezeichnet sind auch Front- und Heckschürze, die jetzt noch tiefer heruntergezogen sind. Dazu kommen im
Querschnitt ein Zentimeter dickere Auspuffendrohre und, last but not least, fünf neue Außenlackierungen. Die kosmetischen
Änderungen haben den A4 äußerlich auch wachsen lassen: 38 Millimeter mehr Länge sind bei der Limousine, 41 Millimeter mehr
beim Avant zu verzeichnen.
Im Interieur gibt es die aus anderen Audi-Baureihen schon bekannten neuen Lenkräder mit ihrer Prallfläche in Trapezform,
die allerdings für unseren Geschmack etwas arg filigran wirken. Weiterhin sind drei- und vierspeichige Versionen verfügbar.
Dazu kommen Einstiegsleisten mit Aluminium-Einlagen, neue Stoffe und Lederqualitäten für die Oberflächen und Sitze sowie
eine Leder-/Alcantara-Ausstattung als Extra. Außerdem verbaut Audi jetzt serienmäßig mehr Alu-Applikationen, auf Wunsch
sind auch verschiedene Holzausführungen zu haben. An der grundsätzlichen Gestaltung von Armaturenbrett, Instrumenten und
Mittelkonsole hat Audi dagegen festgehalten, und alles andere wäre auch mehr als schade gewesen: So zeitlos, elegant, gut
verarbeitet und bediensicher wie ein A4-Cockpit ist kaum ein anderes.
Zur Ausstattung gehören wie bisher sechs Airbags (vorne jetzt zweistufig), außerdem ein ESP der neuesten Generation, das
auch eine kontinuierliche Bremsscheiben-Trocknungsfunktion bei Nässe umfasst. Erstmals ist der A4 mit einer zweistufigen
ESP-Deaktivierungstaste ausgerüstet: Ein kurzer Druck schaltet nur die Antriebsschlupfregelung ASR aus - auf Tiefschnee
oder Schotter eine bisweilen notwendige Maßnahme, um anfahren zu können -, ein längerer Druck deaktiviert hingegen das
ESP in allen Betriebssituationen. Künftig werden alle A4-Varianten ab Werk außerdem mit der aufwändigen
Zweizonen-Klimaautomatik, aktiven Kopfstützen vorne, Gurtwarnern vorne sowie elektrischen Fensterherbern vorne (bei 2.0 T
FSI und V6-Versionen auch hinten) geliefert. Die Rückbank wird mit je drei Dreipunktgurten und Kopfstützen aufgewertet,
Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer gibt es jedoch nur vorne. Auch Fernbedienung für die Zentralverriegelung und
elektrische Außenspiegel sind Serie.
Als Sonderausstattung neu verfügbar sind jetzt u.a. Doppelverglasung, Reifendruck-Kontrolle, Einparkhilfe auch vorne,
Notlauf-Reifen sowie Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht, in die auch ein Tagfahrlicht integriert ist. In dieser Hinsicht
ist Audi dem Wettbewerb einen Schritt voraus, kann dafür aber auch in der Neuauflage keine zweistufigen Bremslichter
bieten. Neben dem "kleinen" Navigationssystem mit Sprachausgabe und Piktogrammdarstellung ist nun auch das neue,
DVD-basierte Bildschirmsystem im A4 erhältlich, dessen Bedienung der MMI-Logik der größeren Baureihen folgt und dessen
grafisch teilbarer 6,5 Zoll-Monitor u.a. eine Birdview-Perspektive bietet.
Komplett neu abgestimmt und mit zahlreichen neuen Komponenten ausgestattet zeigt sich das Fahrwerk mit
Vierlenker-Vorderachse und spurgesteuerter Trapezlenker-Hinterachse. Umfangreiche Eingriffe im Bereich der
Elastokinematik und der Federungs-/Dämpfungsabstimmung haben die Audi-Fahrwerksentwickler vorgenommen, u.a. durch
Übernahme von Teilen aus dem A6 und dem S4. Außerdem wurde die Bremsanlage vergrößert.
Ein Blick auf die Motorisierungen: Vom bisherigen Modell übernommen werden neben dem 1,6 Liter-Basis-Vierzylinder mit
102 PS die Zweiliter-Maschine mit 130 PS und der 1,8 Turbo, der 163 PS leistet. Neu im A4-Programm sind die FSI-Varianten
2,0 mit 200 PS und der 225 PS leistende Sechszylinder mit 3,2 Litern Hubraum. Bei den Dieseln steht neben dem bekannten
1,9 TDI mit 115 PS und dem 2,5 V6 mit 163 PS jetzt auch der neue Vierventil-Zweiliter-Motor mit 140 PS als Ersatz für
den 1,9/130 PS und nicht zuletzt das aus A6 und A8 bekannte Dreiliter-Triebwerk mit Common-Rail-Technik zur Verfügung, das
hier 204 PS leistet. Nach wie vor gibt es natürlich auch den 344 PS starken Achtzylinder in der S4-Variante.
Für 2.0 TDI und 3.0 TDI soll es ab Anfang 2005 auch einen wartungsfreien Rußfilter geben. Der große Diesel ist bereits zur
Markteinführung mit einer Filter-Vorrüstung ausgestattet, die eine Nachrüstung mit nur geringem Umbauaufwand möglich macht.
Bei den beiden anderen Dieseln ist vom Filter allerdings nicht die Rede.
Wie bisher haben Käufer die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb sowie zwischen verschiedenen Getrieben, vom manuellen
Fünf- und Sechsganggetriebe über die stufenlose Automatik "multitronic" bis hin zum Wandlerautomaten, der jetzt auch
im A4 sechsstufig arbeitet. Kompliziert bleibt dabei der System der Kombinierbarkeiten von Motoren, Getrieben und
Antriebsform. Bis auf den 1,9 TDI und den 1,6 Liter-Benziner, die mit Stahlfelgen ausgerüstet sind, verfügen alle
Varianten über 16 Zoll-Aluräder. Auf Wunsch sind natürlich auch 17- und 18-Zöller zu bekommen.
Preise werden erst auf dem Pariser Autosalon Ende des Monats bekannt gegeben. Allzu viel an Aufschlag gegenüber bisher
- wenn überhaupt - ist jedoch nicht zu erwarten. Die Auslieferung beginnt im November mit der Limousine, der
Kombi ist voraussichtlich im Dezember das erste Mal auf öffentlichen Straßen zu sehen, und der S4 dann Anfang 2005.
Das Cabriolet bleibt zunächst unverändert.
Fazit: An die Details der neuen Formgebung muss und wird man sich gewöhnen. Insgesamt ist der A4 noch erwachsener und
besser geworden, und wenn erst die Rußfilter erhältlich sind, dürfte einer Fortschreibung der Erfolgsgeschichte nichts
im Wege stehen. Bleibt am Ende nur die Frage, ob sich Audi mit dem Singleframe-Grill dauerhaft einen Gefallen tut,
vor allem unter dem Aspekt, dass jetzt A3 Sportback, A4 und A6 (und demnächst sicher auch die verbleibenden Modelle)
von vorne betrachtet nur noch von echten Kennern zu unterscheiden sind - so sehr gleicht sich die Optik. Nicht jedem
A6- oder A8-Käufer dürfte diese Vorstellung gefallen. Hier hat Mercedes mit der x-fachen Variation des Vier-Augen-Gesichts
weitsichtiger gehandelt.