SUV wird schöner und besser / Hybrid statt Diesel / Preisniveau fast unverändert
Dacia Duster III: Fast alles richtig gemacht
Dacia zeigt den neuen Duster. In dritter Generation ist das Auto innen und außen deutlich schöner geworden,
leicht elektrifiziert und in Details besser gemacht – ohne dabei seine Haupttugend der Preiswertigkeit
aufzugeben. Die Renault-Tochter liefert trotz kleiner Wermutstropfen einmal mehr ein Lehrstück darüber, wie
man ein praktisches, ansehnliches und bezahlbares Auto für Privatkunden baut.
Renault
Schöner, wertiger, nur wenig teurer:
2024 erscheint die dritte Generation des Dacia Duster
Europas beliebtestes SUV wird neu aufgelegt. "Europas beliebtestes SUV ist ein Dacia?" werden Sie aufgeregt fragen,
aber die Autokiste spinnt nicht, sondern hat nur die Statistik ausschließlich bezogen auf die Privatkunden ausgewertet. Der
Erfolg geht dabei natürlich auf die mehr als zurückhaltende Preisgestaltung zurück, aber nicht nur: Der Duster ist ein
vernünftiges Auto, das zwar einfach, aber nicht billig gemacht ist. Und das nicht zuletzt optisch zu gefallen mag.
Die Neuauflage beginnt mit Stirnrunzeln über die Dacia-PR-Mannen, die unpraktischerweise über 400 Fotos bereitstellen,
von denen aber viele nahezu gleich sind und trotzdem die ein oder andere Perspektive vermissen lassen. Und die auch im x-ten
Anlauf nicht heruntergeladen werden können. Schade auch, dass die geniale Idee eines
Metamorphose-Videos
vom letzten Generationswechsel nicht weiter verfolgt wurde.
Neue Basis, gleiche Größe, mehr Platz
Der neue Duster steht nicht mehr auf einer ausrangierten Renault-Plattform, sondern auf einer aktuellen (CMF-B) - so wie der
Clio oder die Schwestermodelle Sandero und Dogger. Dies ermöglicht nicht nur neue Antriebe - dazu später mehr -, besseren Geräusch-
und Vibrationskomfort und mehr Fahrspaß, sondern auch mehr Platz: Während das Auto selbst mit 4,34 Metern Länge, 1,81 Metern Breite und 1,66
Metern Höhe den noch immer herrschenden Branchentrend zum Größenwachstum bis auf ein paar Millimeter nicht mitmacht, gibt es innen
mehr Beinfreiheit (plus drei Zentimeter im Fond) und vor allem mehr Kofferraum. 472 Liter passen jetzt beim Fronttriebler hinein,
sechs Prozent mehr als zuvor. Zusammen mit der breiteren und höheren Heckklappenöffnung bedeutet dies echten Mehrwert.
Nach wie vor darf man mit dem Duster auch mal vom Feldweg in etwas härteres Gelände abbiegen, jedenfalls wenn man eine Allrad-Variante
gewählt hat. Variabel verteilte Antriebskräfte zwischen den Achsen, fünf verschiedene Fahrprogramme und die hohe Bodenfreiheit von
fast 22 Zentimetern, ein Böschungswinkel von 31 Grad vorne und 36 Grad hinten sowie ein Rampenwinkel von 24 Grad sind ordentliche
Voraussetzungen hierfür, ebenso wie der Bergabfahrassistent (0-30 km/h). Auf dem Zentralbildschirm lassen sich dabei Seitenneigung,
Steigung/Gefälle und die Drehmomentverteilung anzeigen.
Wer einmal etwas aneckt, wird zwar um Kratzer nicht herumkommen, diese aber weniger schlimm finden als an anderen Autos:
Dacia nutzt am vorderen und hinteren Unterfahrschutz, an den Radlaufverkleidungen und anderen Exterieur-Elementen ein neues
zusammen mit einem Chemiekonzern entwickeltes Material namens "Starkle". Es verzichtet auf eine Lackierung, ist dafür aber voll
durchgefärbt.
Design umfangreich aufgewertet
Ein Blick aufs Design: Dacia hat einerseits das gelernte Duster-Design beibehalten, insbesondere was die eckigen, dicken
Radläufe, die seitliche Fensterlinie mit ungeteiltem Fenster in der hinteren Türe, die seitlichen Dekoreinsätze, die Y-Grafik
der ungeteilten Rückleuchten oder die bullige Dachreling betrifft. Andererseits haben die Designer das gesamte Blechkleid
noch einmal deutlich nachgeschärft, mit eckigeren Formen, vertikalerer Front, glatteren Flächen und vielen aufgewerteten Details.
Beispielhaft erwähnen wollen wir die flacheren Scheinwerfer, deren Tagfahrlicht noch besser in die Kühlergrill-Streben übergeht,
das auf die Türen verlegte, größere Seitendekorelement, dessen Blinkereinheit nun endlich in den Außenspiegel umgezogen ist,
die Umstellung auf Bügeltrügriffe vorne, die bulligere Motorhaube mit nun unsichtbaren Waschdüsen und die geglättete Heckklappe.
Sie lässt das Auto ebenso wie die neue Front wesentlich breiter wirken, obschon dies ja wie erwähnt tatsächlich nicht der Fall ist.
Abgesehen von den nach oben versetzten hinteren Türgriffen, die wir als uralten Design-Gag und unpassend für den Duster empfinden, wirkt
das Auto richtig gelungen: Frischer, bulliger, moderner und detailverliebter als zuvor, gleichzeitig aber zeitlos, nicht aggressiv,
pseudo-bonzig oder sonstwie peinlich. So ähnlich hätte noch vor ein paar Jahren ein VW ausgesehen.
Moderner Innenraum mit Digitalcockpit
Im Interieur gilt das Gesagte entsprechend: Die Gestaltung betont nun die Breite und steht wie die Frontpartie steiler im Raum als zuvor.
Wesentliches Merkmal ist der 10,1 Zoll große Zentralmonitor inkl. Apple CarPlay- und Android-Auto-Funktion sowie die Umstellung auf ein
digitales, individualisierbares 7-Zoll-Kombiinstrument. Beides ist ab der zweiten Ausstattungslinie, die sowieso die meisten Kunden wählen,
serienmäßig. Optional kann ein Navi dazugebucht werden. Das nun dreispeichige Lenkrad ist oben und unten leicht abgeflacht,
sieht besser
als als sein Vorgänger und setzt weiterhin auf echte Tasten. Solche gibt es auch in der Mittelkonsole für die Bedieneinheit der nach wie
vor einzonigen Klimaautomatik.
Praktische Lösungen, neue Extras, vier Linien
Im Übrigen hat Dacia seinen Sinn fürs Praktische entdeckt. Unter der Bezeichnung "YouClip" kommt ein System zum Einsatz, mit dem sich
verschiedene Zubehörteile an verschiedenen Stellen im Innenraum befestigen lassen. Bis zu sechs solcher Halterungen gibt es im Auto
verteilt; sie können eine Tablet-Halterung, eine Tasche, eine Smartphone-Halterung mit Induktionsladegerät oder das „YouClip 3 in 1“-System,
welches einen Becherhalter, einen Taschenhaken sowie eine LED-Taschenlampe beinhaltet, aufnehmen. Eine Handyhalterung neben dem Touchscreen
ist Standard, ebenso je zwei beleuchtete USB-C-Buchsen vorne und hinten.
Wie bereits für den Jogger bietet Dacia nun auch für den Duster das "Sleep Pack" an. Es handelt sich um eine einfache und herausnehmbare
3-in-1-Box, die sich in kürzester Zeit in ein ausklappbares Bett (1,90 Meter lang und bis zu 1,30 Meter breit), einen Ablagetisch und
Stauraum verwandelt.
Neu im Optionsprogramm bzw. serienmäßig im Topmodell sind beheizbares Lenkrad, elektrische Handbremse, Frontscheibenheizung und elektrisch
anklappbare Außenspiegel, außerdem Spurhalte-Assistent, eCall, Müdigkeitserkennung, Verkehrszeichenerkennung und aktiver Notbremsassistent.
Die Modell-Hierarchie beginnt mit dem Duster "Essential", der mager ausgestattet ist. In der Mitte rangiert die Version "Expression",
welche wie erwähnt bereits die beiden Bildschirme, außerdem u.a. Aluräder und Rückfahrkamera umfasst. Die Spitze bildet das Duo aus "Journey"
(u.a. Navi, 18-Zoll-Räder, Soundsystem, Nebelscheinwerfer und Keyless-Funktion) sowie der optisch mehr auf Offroad getrimmte "Extreme"
mit seinen kupferfarbenen Details innen und außen und abwaschbaren Sitzbezügen.
Antriebspalette: Hybrid statt Diesel, Allrad bleibt
Antriebsseitig steht als Basis nach wie die bivalente Autogas-Variante mit 100 PS aus drei Zylindern zur Verfügung, die mit 2x50 Litern Tankinhalt
Reichweiten von sagenhaften 1.300 Kilometern verspricht. Manuelles Getriebe und Frontantrieb sind hier Standard. Darüber rangiert
der 1,2-Liter-Vierzylinder. Er leistet 130 PS, setzt auf den Miller-Verbrennungszyklus, Turbo-Aufladung und Mildhybrid-Technik. Hier besteht
die Wahl zwischen Front- und Allradantrieb, die Kraftübertragung obliegt jedenfalls zunächst einem manuellen 6-Gang-Getriebe.
Im Topmodell arbeitet das Vollhybrid-System aus dem Jogger. Es umfasst einen 4-Zylinder-Benzinmotor mit 1,6 Liter Hubraum und 94 PS,
zwei Elektromotoren (ein 49 PS starkes E-Aggregat und einen Hochspannungs-Startergenerator) sowie ein kupplungsloses Multi-Mode-Automatikgetriebe
mit vier Fahrstufen für den Verbrenner und zwei Fahrstufen für den Elektromotor. Die Systemleistung beträgt 140 PS. Obwohl der Akku
1,2 kWh klein ist, heißt es bei Dacia, man könne in der Stadt bis zu 80 Prozent der Zeit rein elektrisch fahren. Einen Diesel wird es nicht
mehr geben, und auch wenn Dacia damit dem allgemeinen Trend folgt, halten wir das für unverständlich und schade. Letzteres gilt auch für
den Entfall des Doppelkupplungsgetriebes.
Nur leicht angehobenes Preisniveau
Und der Preis, werden Sie fragen? Nun ja, es bleibe bei unter 20.000 Euro, hieß es bei der Premiere. Wir glauben aber, dass Dacia
dabei aufgerundet hat: Wir gehen eher von 19.000 Euro für das Basismodell aus. Aber rechnen Sie ruhig mit der Allrad-Hybrid-Topvariante
mit allen Extras, für die etwa 28.000 Euro realistisch erscheinen. Und damit auch, dass Dacia im rumänischen Pitesti auch weiterhin
1.000 Duster am Tag bauen wird. Mindestens.