Luxus-Mercedes an der Spitze, MG verliert
E-Reichweite auf Autobahn: ADAC-Test mit Überraschungen
Wie weit kommt ein Elektroauto wirklich, und zwar auf der Fernstrecke und im Winter? Der ADAC ist dieser Frage in einem
großen Test nachgegangen – mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen.
ADAC
Reichweiten-Sieger im ADAC-Test wurde der Mercedes EQS.
Die Fotostrecke zeigt Detail-Ergebnisse im Überblick
Wir halten das Thema Reichweite nicht für das größte Problem der E-Mobilität, doch es hält sich hartnäckig in der Debatte.
Wie weit also kommen moderne Stromer – nicht auf dem Papier und nach der Norm, sondern in der Realität? Diese Fragestellung
liegt einem heute in München vorgestellten Test des ADAC zugrunde, der 25 Modelle verschiedener Klassen und Marken, darunter
jeweils die reichweitenstärkste Variante mit mindestens 500 Kilometern Norm-Reichweite, auf Tour geschickt hat.
Simuliert wurde eine Fahrt von München nach Berlin bei durchschnittlich null Grad Außentemperatur. Zur besseren Vergleichbarkeit
fand der Test in einem ADAC-Prüflabor auf der Rolle statt. Zugrunde lag der Prozedur eine zuvor real aufgezeichnete Fahrt, die
dann in die Prüfstands-Software eingespielt wurde – inklusive Topographie und realistischem Verkehrsgeschehen. Für nicht
ganz praxistauglich halten wir indes die offenbar vorgenommene Einstellung von 20 Grad Innenraumtemperatur in den Testfahrzeugen.
Über weitere Verbraucher wie Sitzheizung, Licht, Multimedia liegen keine Angaben vor.
Als klarer Gewinner ging der Mercedes-Benz EQS 450+ aus dem Test hervor. Dies lag nicht nur an seiner sehr großen Batterie,
sondern interessanterweise auch am niedrigsten Verbrauch aller Modelle: Gerade einmal 20,4 kWh/100km gönnte sich die große
und schwere, aber auch sehr aerodynamische Limousine. Der Mercedes erreichte das Ziel in Berlin so ohne Nachladen und mit
einer kleinen Restreichweite. Beeindruckend war auch die nachladbare Reichweite von mehr als 300 km in nur 20 Minuten –
trotz 400-Volt-Technik.
Auf den Plätzen 2 und 3 landeten der Porsche Taycan und der Lucid Air, gefolgt von VW ID.3 und Tesla Model 3. Der ADAC
bezeichnet letztere als "günstigeren Preisklassen" zugehörig – was bei einem Preis von 59.000 Euro für den VW ohne jedes
Extra im Vergleich mit dem Luxus-Trio zweifellos richtig ist, aber nicht mit "günstig" zu verwechseln.
Am Ende der Tabelle finden sich bei der Testreichweite der Toyota BZ4X, der MG 4 und der Peugeot 3008, in punkto Verbrauch
tragen Volvo ECV40, Renault Scénic und MG 4 die rote Laterne, und als besonders träge beim Nachladen (20 min.) erwiesen sich
GWM Ora 07 sowie wiederum Scénic und 3008.
Bei gleich 18 der 25 getesteten E-Modelle liegen die Verbrauchswerte um satte 50 Prozent höher als es die Datenblätter versprechen.
Beim Volvo EC40, dem MG4 und dem Ford Capri betragen die Abweichungen sogar 80 Prozent und mehr. Die geringste Abweichung weist
der Nio ET5 mit 10 Prozent auf, gefolgt von Porsche Taycan (23%) und Mercedes EQS (25%).
Ein um 70 Prozent erhöhter Verbrauch auf der Autobahn, wie etwa beim Cupra Born, ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einer um
70 Prozent reduzierten Reichweite. Die Reichweite reduziert sich in diesem Zahlenbeispiel mathematisch um gut 45 Prozent. Heißt
im Falle des Cupra: Als WLTP-Reichweite gibt der Hersteller 594 Kilometer an, im Test wurden daraus nur noch 325.
Vergleichstabellen finden sich in der Fotostrecke.