E-Limousine kommt im Sommer 2025
Mazda6e: Sechs-Appeal aus China
Obwohl der Mazda6 noch nicht das Schicksal seiner ehemaligen Wettbewerber Mondeo oder Insignia teilt, ist das Auto quasi
von der Bildfläche verschwunden. Bald aber kommt sozusagen ein Neuanfang für die Baureihe in Form des in China gebauten
Mazda6e: recht groß, voll elektrisch, nett anzuschauen, relativ günstig – und doch nicht ganz überzeugend.
Mazda
Der neue Mazda6e kommt im
Sommer 2025 ab 45.000 Euro
Mazda hat auf der Autoshow in Brüssel Ende vergangener Woche den 6e vorgestellt. Es handelt sich um ein elektrisch
angetriebenes Modell in Limousinen-Form mit Heckklappe, das mit 4,92 Meter Länge, 1,89 Metern Breite und einem
Radstand von 2,90 Meter die gelernten Dimensionen der Mittelklasse noch mehr hinter sich lässt als der ein oder
andere Mitbewerber. Der cW-Wert liegt noch nicht vor. Das Gewicht liegt bei gut zwei Tonnnen, seine Verteilung
gibt Mazda mit 50:50 an.
Zu den charakteristischen Design-Merkmalen gehören zweistöckige Scheinwerfer mit auffälligem Tagfahrlicht und einer
großen, mehrfach beleuchteten Spange um den geschlossenen "Kühlergrill". Dieser "Signature Wing" zeigt beim Laden
den Status an, ebenso das Logo. Ins Auge fallen außerdem voluminöse, stehende Außenspiegel, versenkte Türgriffe,
rahmenlose Seitenscheiben, ein drittes Seitenfenster in der C-Säule und ein recht kurzes und steiles Heck mit
durchgehendem Lichtband. Dort ist ein ausfahrbarer Spoiler integriert.
Anstelle des Logos kleben die Japaner erstmals einen Mazda-Schriftzug auf die Heckklappe - ein Trend, der immer
mehr um sich greift und wohl gerade bei Herstellern mit nicht so gelungenem Logo wie Mazda oder Skoda auch nachvollziehbar
erscheint. Vorne allerdings belässt es Mazda beim Logo, das auf anderen Märkten als dem deutschen, wo dies nur
im Verbund zulässig ist, ebenfalls beleuchtet ist.
Hielt Mazda bisher einigermaßen an einem tastenbasierten Armaturenbrett fest, zeigt sich das 6e-Interieur demgegenüber
minimalistisch und tastenbefreit. Abgesehen vom vorgeschriebenen, hier in die Dachkonsole verfrachteten physischen
Warnblinkschalter und einer SOS-Taste erfolgt die komplette Bedienung über das Lenkrad, Lenkstockhebel und den zentralen,
fix montierten Bildschirm, der satte 14,6 Zoll groß ist. Das Kombiinstrument misst 10,25 Zoll, das individualisierbare
Head-up-Display mit AR-Technik 50 Zoll.
Positive Details: Neun Airbags sind serienmäßig, Glasdach und Sony-Soundsystem mit 14 Lautsprechern ebenfalls, und auch eine
Drei-Zonen-Klimaautomatik mit eigener Display-Bedieneinheit und separat schaltbarem Gebläse im Fond wird voraussichtlich
Standard sein. Die Bluetooth-Schlüsselfunktion, die den Zugang und das Starten per Smartphone ermöglicht, kann für
vordefinierte Zeiträume mit bis zu drei anderen Nutzern geteilt werden. Neu bei Mazda ist eine Gestensteuerung. Und
im Gegensatz zu VW & Co. montiert Mazda auch an der Hinterachse Scheibenbremsen. Die Fronthaube öffnet erst nach manuellem
Gefummel, dann aber doppelt gasdruckgedämpft – und bringt einen großen Frunk (70 Liter) zum Vorschein.
und
Antriebstechnisch schert sich Mazda einmal mehr wenig um die branchenübliche Hierarchie. So gibt es zwar zwei Batteriegrößen,
doch der größere Akku ist nicht an einen stärkeren Motor gekoppelt, sondern etwas schwächer ausgeführt. Variante 1 hat
konkret eine 69 kWh große Batterie (brutto) und einen 258 PS starken Motor und hört ernsthaft auf den Namen Mazda6e 258. Im 6e 245
werkelt entsprechend eine 245 PS starke Maschine, die aus einem 80-kWh-Akku versorgt wird. Das bezeichnet Mazda als "Long Range"
und meint damit 552 Kilometer Reichweite, gegenüber 479 bei der kleineren Variante.
Den kleinen Akku mit der stärkeren Maschine zu wählen ist dabei quasi ein "nobrainer", weil hier der LFP-Akku einerseits
unempfindlicher ist und andererseits mit bis zu 200 kW geladen werden kann, während die große Batterie mit NCM-Technik nur
95 kW schafft. So wird aus "Long Range" auch "Long Wait": 45 gegenüber 22 Minuten dauert ein Ladevorgang (zehn bis 80
Prozent SOC) idealerweise. Die Ladeklappe ist auf der richtigen, also der rechten Fahrzeugseite positioniert. Wer mit
Wechselstrom lädt, kann 11 kW und acht bis neuneinhalb Stunden einplanen. Das Drehmoment beträgt bei beiden Varianten 320
Newtonmeter, die Anhängelast jeweils 1,5 Tonnen.
Klingt alles nicht verkehrt, mag man denken. Ja – und nein. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sich das Panorama-Glasdach
nicht öffnen lässt und in der Basisversion nicht einmal ein Rollo dafür vorhanden ist, dass Mazda keine Durchladeeinrichtung
vorgesehen hat, dass die Rückfahrkamera nicht schmutzgeschützt und dass Allradantrieb nicht verfügbar ist. Eine Scheinwerferwaschanlage
sucht man vergebens, und auch die kapazitativen Schaltflächen am Lenkrad, der nur singulär vorhandene QI-Charger, die fehlenden
Rändelräder an den Luftduschen oder die geraden Türgriffe innen enttäuschen.
Im Basismodell "Takumi" gibt es nur Kunstleder-Bezüge, bei "Takumi Plus" nur echtes Leder. Der Kofferraum fällt mit 330 Litern
enttäuschend klein aus. Der Spoiler ist im ausgefahrenen Zustand (ab 90 km/h bis 50 km/h) eher keine Augenweide, und 175 km/h
Spitze sind für viele auch ein Grund, sich doch lieber der Konkurrenz zuzuwenden.
Die allerdings ist zumeist teurer als das, was Mazda hier vorgibt: Auf dem Preisschild stehen 45.000 Euro in der Basis, das ist
sogar etwas weniger als beim aktuellen Benziner-Modell als Limousine. Die weiteren Tarife sind noch nicht bekannt. Möglich macht
dies die Fertigung in einem Joint-Venture in China – offenbar trotz der hohen Einfuhrzölle. Die chinesische Herkunft sorgt
auch für den Entfall des Kombi.
Ernsthaft günstiger (und stärker, schneller und besser ausgestattet) ist da soweit ersichtlich nur noch das Tesla Model 3 –
das freilich aus anderen Gründen für das Gros der Kunden nicht mehr in Frage kommen dürfte.