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Samstag, 2. November 2024
Vollelektrischer Kompakt-SUV ab 34.000 Euro

Škoda Elroq: Škoda zeigt VW, wie es geht

Škoda startet in der beliebten Kompakt-SUV-Klasse mit einem vollelektrischen Modell. Beim Elroq handelt es sich quasi um eine verkürzte Variante des Enyaq bzw. ID.4, die erstmals die neue Designsprache zeigt. Die gibt keinen Grund zum Meckern, und auch sonst vermag der Elroq zu gefallen. Weitgehend jedenfalls.
Škoda
Anfang 2025 kommt der neue
vollelektrische Škoda Elroq auf den Markt
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Die Deutschen haben sich vom Elektroauto abgewendet, ist allgegenwärtig zu lesen, und auch, warum - angeblich. Von Reichweite und Ladezeiten ist oft die Rede, von Lademöglichkeiten schon weniger, und auch der Preis als Killerargument läuft oft nur nebenher. Vor allem fehlt aber der entscheidende Punkt: Das Angebot ist zu schlecht.

So lange ein VW ID.7 nicht halb so premium ist wie ein alter Passat B8, ein ID.4 der Mehrheit nicht gefällt, ein Audi Q4 innen billiger umgesetzt ist als ein zehn Jahre alter A3, ein Mercedes EQE nicht halb so edel und zeitlos vorfährt wie die klassische E-Klasse oder ein Spring als einziges Modell von Dacia noch richtig billig wirkt - so lange werden sich auch die Kunden zweimal überlegen, ob es ein Stromer werden soll. Mindestens zweimal. Natürlich ist die Liste nicht abschließend und natürlich gibt es auch positive Beispiele, dennoch scheint uns dieser Punkt essentiell und oft unbeachtet.

Und damit sind wir auch schon bei Škoda. Dort gab es bislang im E-Portfolio nur den Enyaq, der ganz ansprechend umgesetzt ist und sich entsprechend auch ganz gut verkauft. Nur ist er vielen Kunden zu groß und/oder zu teuer, und ein massentaugliches E-Auto hat Škoda nicht. Hatte, kann man jetzt sagen, denn es steht zwar noch immer kein E-Octavia vor der Türe, aber mit dem neuen Elroq scheinen die Tschechen mal wieder einen Treffer zu landen.

Der Elroq gehört mit seinen 4,48 Metern Länge zur Klasse der Kompakt-SUVs, die bei Kunden derzeit besonders beliebt ist. Das sind rund zwanzig Zentimeter weniger als beim Enyaq, wobei der identische Radstand von 2,77 Metern auch für ein ähnlich luftiges Raumgefühl im Interieur sorgt. Anders ausgedrückt: Vor allem beim Kofferraum fällt der Elroq zurück, mit 470 Litern steht er nach Herstellerangaben aber an der Spitze des Segments. Bei umgeklappten Rücksitzen wächst das Platzangebot auf bis zu 1.580 Liter.

Die Rückbank lässt sich klassisch 40:20:40 umklappen, ist aber nicht verschiebbar oder mit einstellbarer Lehnenneigung ausgeführt. Unter der hochschwenkenden Hutablage, die sich auch als Teiler im Laderaum befestigen lässt, gibt es ein großes Netz, das das Ladekabel aufnimmt. Einen Frunk sucht man vergebens. Auch öffnet die vordere Haube nicht mit Gasdruckdämpfern, sondern nur manuell.

Das Interieur ist weitgehend markentypisch und symmetrisch gestaltet. Zur Wahl stehen wiederum verschiedene "Design Selections", die sich in Ausstattungsumfang, Farbgestaltung und Materialien unterscheiden und einen hohen Recyclinganteil aufweisen.

Der Zentralbildschirm misst 13 Zoll und ist anders als bei der Konzernmutter gerade montiert. Die Software ist inzwischen weitgehend störungsfrei und auch weniger nervig in der Bedienung als noch vor ein paar Jahren. Schade, dass Škoda beim Elroq auf eine bildschirmbasierte Klimabedieneinheit setzt und nicht die Drehregler aus dem neuen Superb übernommen hat. Eine Leiste mit echten Tasten unter dem Bildschirm erlaubt den schnellen Zugriff auf die Menüs rund um Assistenzsysteme, Fahrmodi, Parkfunktionen und Klimatisierung - und vermutlich triggert nur uns, dass der Warnblinkschalter nicht ganz mittig sitzt.

Das winzige Kombiinstrument erinnert an die ID-Schwestermodelle. Optional bietet Škoda ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktionen und überarbeiteten Grafiken an.

Auf der Antriebsseite gibt es keine Überraschungen. Zur Wahl stehen drei Batteriegrößen mit jeweils drei Leistungswerten. Das Basismodell setzt auf einen 52-kWh-Akku mit einem 170 PS leistenden Motor, es folgt mit merkwürdig geringem Abstand das 59-kWh-Modell mit 204 PS, und an der Spitze gibt es 77 kWh und 285 PS. Letztere Variante wird im kommenden Jahr um ein Allrad-Modell mit dann etwa 330 PS ergänzt. Die Varianten werden als Elroq 50, 60 und 85 verkauft, was jeweils ungefähr den Brutto-Akkuwerten entspricht. Das Drehmoment beträgt 310 Newtonmeter bei den beiden kleineren Motoren und 545 Nm im Topmodell.

Die Reichweiten beziffert Škoda auf 370, 400 bzw. 560 Kilometer, was nicht mega ist, aber doch in vielen Fällen ausreichend sein dürfte, zumal die Laderaten mit 145, 165 und 175 kW Ladezeiten (10 bis 80 Prozent SOCV) von 24, 24 bzw. 28 Minuten ermöglichen, wenn man die serienmäßige Batterievorkonditionierung nutzt. Diese ist bei aktivierter Navigation automatisch aktiv und lässt sich im Übrigen manuell starten. AC-Laden ist mit bis zu 11 kW möglich. Eine Wärmepumpe kostet 1.100 Euro extra.

Weil das Auge bekanntlich mit isst, siehe oben, noch ein Blick aufs Design: Der Elroq ist der erste Škoda mit der neuen Designsprache, die die Marketer "Modern Solid" nennen und komischerweise noch nicht kürzlich mit Kodiaq und Superb eingeführt haben. Glücklicherweise verbirgt sich hinter "Modern Solid" nicht allzu viel Neues. Bestimmendes Merkmal ist die glänzend schwarze Blende namens "Tech-Deck" zwischen den Scheinwerfern, die den Kühlergrill ablöst und die Assistenz-Sensorík enthält. Das ganze erinnert stark an Opels "Vizor".

Anstelle des Markenlogos gibt es nun auch vorne (und auf dem Lenkrad) einen Škoda-Schriftzug, wobei der entsprechende Bereich der Motorhaube noch immer in den Grill bzw. in das Tech-Deck ragt, aber in einer Senke anstatt wie bisher immer etwas herausgestellt. Chrom hat Škoda nicht abgeschafft wie manche Wettbewerber, verwendet es aber nur noch in abgedunkelter oder schwarzer Ausführung.

Im Übrigen gibt sich der Elroq angenehm unaufgeregt, wirkt kompakt und zeitlos. Die Tschechen verzichten sogar auf ein durchgehendes Lichtband am Heck, was schon fast frisch wirkt. Vorne gibt es ein solches, zunächst aber beschränkt auf die fast vollausgestattete "First Edition". Der cW-Wert liegt bei 0,26. Alle Beleuchtungskörper sind in LED-Technik ausgeführt, wobei es sowohl für Scheinwerfer als auch für Rückleuchten jeweils zwei Ausbaustufen gibt.

Das Basismodell wird ab 39.900 Euro verkauft, was im Vergleich mit dem Wettbewerb und auch mit einem 150-PS-Karoq (ab 38.300 Euro) als kundenfreundlich gelten darf. Allerdings gibt es hierfür auch nur eine 1-Zonen-Klimaanlage, Stahlräder, keine Parksensoren vorne und tatsächlich auch keine Navigation, die andernorts schon im Kleinstwagen dabei ist. Der 85er kostet exakt zehn Tausender mehr. Und wer es ohne Top-Ausstattung nicht machen kann, landet auch hier bei rund 60.000 Euro inklusive Winterrädern und Überführung. Ein Kia EV3 unterbietet das um rund 6.000 Euro.

Insgesamt wirkt der Elroq gut gemacht und gezeichnet. Schade nur, dass es nicht für ein sehr gut reicht. Hätte Škoda noch zwei Tausender im Preis draufgesattelt, hätten sie Haubendämpfer und ein vernünftiges Kombiinstrument ebenso umsetzen können wie schöne und praktischere Türgriffe innen, Aluräder als Standard, eine Auskleidung der hinteren Türtaschen, Wärmepumpe, eine verschiebbare Rückbank und eine Rückbank-Umklappfunktion vom Kofferraum aus. Auch das nicht lieferbare Panorama-Dach, der Verzicht auf Frunk und Scheinwerferreinigungsanlage sowie die übel begrenzte Höchstgeschwindigkeit (160 bzw. 180 km/h im Topmodell) sind uns ein Dorn im Auge.

Dass der Elroq ein Erfolgsmodell wird, ist dennoch nicht schwierig vorherzusagen. Und weil die VWler in Wolfsburg ja manchmal arg schwer von Begriff sind, geben wir ihnen hier noch einige Beispiele, warum die meisten Kunden den Elroq und nicht den ID.4 bestellen werden: Weil er in den Augen der meisten Betrachter schöner ist. Und weil Škoda im Gegensatz zu VW vier statt zwei Fensterhebertasten, schönere und praktischere Bügeltürgriffe außen (sogar mit Schlossabdeckung, VW!) und ein kleines ausklappbares Fach links vom Lenkrad verbaut, den Bildschirm beifahrerfreundlich montiert, das alles garniert mit integriertem Regenschirm und Eiskratzer, die Option auf Seitenairbags hinten nicht vergisst und serienmäßig 19- statt 18-Zoll-Räder bietet. Und den besseren Konfigurator. Und so weiter.
text  Hanno S. Ritter
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