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Dienstag, 16. April 2024
500.000 ID-Modelle in gut zwei Jahren

VW erreicht ersten ID-Meilenstein

Die erste Million ist sprichwörtlich die schwerste, VW hat nun wenigstens die Hälfte davon ereicht, was die Produktion vollelektrischer Modelle der ID-Baureihen betrifft. Unter anderen internen und externen Umständen wäre deutlich mehr machbar gewesen.
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Volkswagen hat das 500.000. Modell der ID-Familie ausgeliefert. Die Spanne seit der Übergabe des ersten ID.3 im Oktober 2020 beträgt damit gut zwei Jahre. Gezählt wurden ID.3, ID.4, ID.5 und ID.6 (China), zum ID.Buzz schweigt sich die Meldung des Autobauers aus. Mehr als ein paar Hundert Stück sind von diesem aber bisher auch nicht ausgeliefert.

Man habe das Ziel ein Jahr früher als geplant erreicht, heißt es in Wolfsburg. Die Modelle kämen bei den Kunden gut an, sagt Imelda Labbé, Vorständin für Vertrieb, Marketing und Aftersales bei Volkswagen. Die E-Offensive sei eine Erfolgsgeschichte. Aktuell bestünde ein Auftragsbestand von 135.000 Einheiten.

Die "Erfolgsgeschichte" hat jedoch dunkle Schatten. Einerseits, weil Volkswagen wie die gesamte Branche unter einer teilweise sehr angespannten Versorgungslage litt und noch immer leidet, so dass die Auslieferungszahlen mehr das Produktionsvolumen spiegeln als die Kundennachfrage.

Andererseits, weil die ID-Familie in ganz vielen Bereichen nicht so gut gezeichnet und gemacht ist wie Käufer das seit vielen Jahren von ihrer Marke gewohnt waren. Trüge ein ID.3 nicht eine lieblose Frontschürze, einen schwarzen Knubbel vor der Windschutzscheibe, ein riesiges Fenster an der A-Säule und eine nur in schwarz erhältliche Heckklappe - kurz: wäre er so gut gezeichnet wie ein Golf IV, VI oder VII - wären viele zusätzliche Käufer erreichbar gewesen.

Auch ein ID.4 sieht nicht so gut aus wie ein Tiguan und lässt sich insoweit auch von seinen Konzernbrüdern Audi Q4 und Skoda Eniaq überholen, ganz so wie der Cupra Born zumindest etwas schicker geworden ist als der ID.3. Auch die Innenräume mit ihren Mini-Displays, der schlechten Bedienbarkeit, dem billig wirkenden Wählhebel und vieler anderer Primitivlösungen ist so völlig anders als der bisherige VW-Standard, während die Antriebe überwiegend schwächer sind als im Wettbewerb.

Nach aktuellem Stand will Volkswagen in Europa ab 2033 nur noch E-Autos produzieren. Bereits ab 2030 sollen mindestens 70 Prozent des Absatzes in Europa reine Elektroautos sein. In den USA und China 50 Prozent. Dazu sollen bis 2026 zehn neue E-Modelle auf den Markt kommen.

"Volkswagen bietet damit das breiteste E-Modellportfolio aller Hersteller: Vom Einstiegs-E-Auto mit Zielpreis von unter 25.000 Euro bis zum neuen Flaggschiff Aero B werden wir in jedem Segment das passende Angebot haben", lässt sich Labbé zitieren. Tatsache ist, dass die sprachlich geschickt als Gegenwart wirkende Aussage im ersten Satz so nicht stimmt: Aktuell bietet VW gerade nicht das breiteste Angebot an E-Modellen, schon weil ein Kleinwagen, ein kleines SUV und andere fehlen, die es andernorts zu kaufen gibt.

Die MEB-Platform, auf der die Volumen-Stromer des Konzerns basieren, ermögliche enorme Skalenefekte, heißt es, die das Elektroauto "günstiger und damit für viele Menschen erschwinglich machen". Auch das werden die Kunden anders sehen.
text  Hanno S. Ritter
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