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Freitag, 29. März 2024
14 Prozent weniger Meldungen im Jahr 2017

Notrufsäulen sind ein Auslaufmodell

Im Zeitalter von Handys und Smartphone-Apps sind die orangefarbenen Notrufsäulen an Autobahnen zwar noch nicht gänzlich arbeitslos geworden, stehen aber vor einer ungewissen Zukunft, wie die 2017er-Auswertung der Betreibergesellschaft zeigt.
Notrufsäulen sind ein Auslaufmodell
GDV-DL
Notrufsäulen verzeichnen seit
Jahren eine rückläufige Nutzung
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47.759 Notrufe zu Pannen und Unfällen wurden 2017 über die Notrufsäulen an den deutschen Autobahnen abgesetzt. Das berichtete heute die Dienstleistungs-GmbH der deutschen Versicherer in Hamburg, die die Notrufsäulen auf allen Autobahnen im Auftrag des Bundes betreibt.

Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen abermaligen Rückgang um rund 9,5 Prozent. Dazu kommen 12.256 Meldungen über Falschfahrer, Gegenstände oder Personen auf der Fahrbahn oder Böschungsbrände, die ebenfalls über die Säulen eingingen. Zusammengerechnet stehen sogar gut 14 Prozent Rückgang unter dem Strich. Die Auslastung der 16.890 in Betrieb befindlichen Säulen lag im vergangenen Jahr bei 12.097 Säulen oder knapp 72 Prozent.

Die am meisten genutzte Notrufsäule war 2017 jene mit der Nummer 5030. Sie steht an der BAB 9, München in Richtung Berlin, kurz vor der Ausfahrt Plech, und wurde stolze 262 Mal von Hilfesuchenden genutzt. In diesem Bereich gibt es auf sieben Kilometern Länge noch bis Mitte 2018 eine Großbaustelle, bei der die Fahrbahn erneuert wird. Auf Platz 2 folgt eine Säule bei Zwickau an der BAB 72 mit 215 eingegangenen Notrufen.

Erneut lag die BAB 3 mit den meisten Meldungen vorn. 4.573 Notrufe gingen von der 769 Kilometer langen Autobahn ein, die sich von der niederländischen bis zur österreichischen Grenze durch Deutschland schlängelt. Dahinter folgt die längere BAB 7 mit 4.073 Hilfeersuchen. Insgesamt kamen 58 Prozent aller Notrufe von den zehn längsten Autobahnen, die mit 5.840 Kilometern allerdings nur 45% der Gesamtlänge aller Autobahnen ausmachen. Auf jeden der 12.996 Autobahnkilometer in Deutschland entfielen im Schnitt 3,7 Notrufe.

Die höchste Notrufdichte gab es wieder aus Hamburg zu vermelden. Die BAB 255, der Autobahnzubringer zwischen der Hansestadt (Abzweigung Veddel) und der A1, behauptete mit acht Anrufen pro Kilometer die Spitzenposition. Mit sieben Anrufen pro Kilometer Länge liegt die BAB 831 bei Stuttgart auf dem zweiten Rang, gefolgt von der BAB 5 von Niederaula bis Weil am Rhein (6,7 Notrufe) pro Kilometer.

Die Nutzung der Notrufsäulen ist seit Jahren rückläufig. Grund hierfür ist recht eindeutig die alternative Nutzung von Handys und Smartphone-Apps. Im Jahr 2010 wurden noch rund 94.000 Notrufe gezählt, fast doppelt so viele wie 2017. In ein paar Jahren dürfte sich die Frage stellen, ob ein Betrieb weiter aufrechterhalten werden kann, zumal sich die Tendenz auch vor dem Hintergrund der eCall-Systeme kaum ändern wird.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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