VW-Chef Martin Winterkorn lasse sich nicht vom Hof jagen, war bereits kurz nach dessen Düpierung durch Konzern-Patriarch
Ferdinand Piech zu hören. Es hat sich jedenfalls vorläufig bewahrheitet: Der Top-Manager wird sogar eine Vertragsverlängerung erhalten.
Volkswagen
Ein Bild des Professoren-Duos von 2013:
VW-Konzernchef Martin Winterkorn, Aufsichtsratschef und Miteigentümer Ferdinand Piëch
Martin Winterkorn, wohl mächtigster und bestbezahlter Manager Deutschlands, bleibt Vorstandschef von Volkswagen. Nach einer für
Donnerstag eilig einberufenen Sitzung des Präsidiums des Aufsichtsrates im Salzburger Land erklärte dieser, Winterkorn sei
"der bestmögliche Vorsitzende des Vorstands für Volkswagen". Die Erklärung wurde ohne Nenneung von Gründen ungewöhnlicherweise erst
am Folgetag verbreitet.
Man lege großen Wert darauf, dass Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands "auch weiterhin so aktiv und erfolgreich
wie bisher verfolgt", hieß es, Winterkorn habe hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums. Mehr noch: Das Präsidium
werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, Winterkorns Vertrag in der Aufsichtsratssitzung im Februar 2016 zu verlängern.
Das Aufsichtsrats-Präsidium bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor. Es besteht neben dem Vorsitzenden
Ferdinand Piëch, der als Miteigentümer unlängst mit seiner Aussage "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn" gegenüber Spiegel Online die
Krise eingeleitet hatte, aus Berthold Huber von der IG Metall (Vize-Vorsitz), VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, Niedersachsens
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Osterloh-Vize Stephan Wolf sowie dem Sprecher des Porsche-Familienzweigs, Wolfgang Porsche. Dieser
hatte Piëchs Aussagen als dessen Privatmeinung bezeichnet. Auch Osterloh und Weil hatten sich vorab hinter "WiKo" gestellt.
Ob Winterkorn damit nach seiner Amtszeit als Vorstand wie ursprünglich als sicher geltend an die Spitze des Aufsichtsrats wechseln
wird, bleibt offen. Piëch hatte dem "Spiegel" gesagt: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die
Richtigen kommen." Diese Personen seinen bereits im Unternehmen. Piëch, der diese Woche seinen 78. Geburtstag feiert, wird sich nach
jetziger Planung 2017 zurückziehen; Gerüchte, dass er seine bereits dem Gremium angehörige und rund 20 Jahre jüngere Frau Ursula als
seine Nachfolgerin installieren wolle, um so praktisch durch die Hintertüre weiter zu regieren, hatte er eine Absage erteilt.
Winterkorns Vertragsverlängerung wird über 2017 hinausreichen, doch ob der heute 67-Jährige sie vollständig wahrnimmt, steht auf einem
anderen Blatt. Denkbar ist, dass die jetzige Vorgehensweise zunächst nur Ruhe ins Unternehmen bringen soll, der Stratege Piëch im
Hintergrund aber weiter eine Demontage betreibt. Die Verantwortung für die Kernmarke VW gibt Winterkorn
wie
berichtet an den ehemaligen BMW-Manager Herbert Diess ab; Diess wird nach einer Einigung mit BMW seine Sperrzeit so verkürzen, dass
er bereits im Juli statt im Oktober sein Büro beziehen wird.
Diess gehört wie der weitere externe Topzugang des Jahres 2014, Ex-Daimler-Vorstand Andreas Renschler, zu den Top-Kandidaten für
Winterkorns Nachfolge, könnte aber am fehlenden Stallgeruch scheitern. Weil Piëch erklärtermaßen einen Techniker an der Spitze
sehen will, stehen auch die Chancen für Audi-Chef Rupert Stadtler, einen Betriebswirt, schlecht. Aktuell scheint Porsche-Chef
Matthias Müller Top-Favorit zu sein. Er hatte zunächst erklärt, kein potenieller Nachfolger und zu alt zu sein, sich später aber
klar korrigiert: "Ich bin für nichts zu alt und fühle mich pudelwohl." Er stehe "für jedes Amt zur Verfügung".