Nach gut dreieinhalb Jahren Laufzeit stellt BMW die überarbeitete Version des 1er für die zweite Produkt-Lebenshälfte vor.
Mit frischem Exterieurdesign, neuen Dreizylinder-Motoren, LED-Technologie und erweiterter Serienausstattung wurde das dank
Heckantrieb konzeptuelle Ausnahmetalent fit gemacht, um bis zur unvermeidlichen Umstellung auf die Frontantriebsplattform in
der Golf-Klasse zu wildern.
BMW
BMW frischt die 1er-Reihe auf: Frontantrieb gibt es noch nicht,
Dreizylinder schon. Dazu kommen ein besseres Design und mehr Ausstattung
Den in der Autobranche allgegenwärtigen Terminus Facelift hört man bei BMW gar nicht gern, verwendet man doch mit Life Cycle Impuls
(kurz: LCI) eine ganz eigene Begrifflichkeit für eine Modellauffrischung. Impuls? Wie war das noch mit Bewegung und Energie? Statt
die Physik zu bemühen, schauen wir dem überarbeiteten 1er einmal ganz tief in die typischen Doppelaugen und stellen fest: an Energie
mangelt es dem neuem Design wahrlich nicht. Fast so, als wollte der Kompakte es noch einmal allen zeigen, bevor er sich endgültig vom
Spaßfaktor Heckantrieb trennen muss.
Mehr LED vorn, mehr Ästhetik hinten
Wo das Gesicht des Vorgängers ebenso verkniffen wie billig wirkte, kommt der 1er nun dank deutlich präsenterer BMW-Niere und vergrößerter
Lufteinlassöffnungen sichtbar energischer und erwachsener daher, wobei im Wesentlichen auf die aktuelle Formensprache der
jüngeren Modellreihen aus München zurückgegriffen wurde. Weiterer wichtiger Teil der Frontgestaltung ist das neue Scheinwerferdesign,
welches - wie zunehmend auch beim Wettbewerb üblich - in verschiedenen Technologiestufen angeboten wird. Serienmäßig kommt der
1er wie gehabt mit Halogenlampen, die jetzt allerdings immer mit LED-Tagfahrlicht gekoppelt sind: Das völlig markenuntypische,
längliche und primitiv wirkende Halogen-Tagfahrlicht, das auch der 3er noch trägt, hat der Autobauer wieder abgeschafft.
Optional erhältlich sind darüber hinaus statische Voll-LED-Scheinwerfer mit LED-Blinkern sowie als teuerste Variante die adaptiven
LED-Scheinwerfer mit diversen Lichtmodi, Fernlichtassistent und LED-Technik auch für die Nebelscheinwerfer. Auch bei BMW verabschiedet
sich der Xenon-Scheinwerfer also peu à peu aus dem Technik-Portfolio.
Während die Seitenlinie Facelift-typisch weitgehend unangetastet blieb, offenbart das modifizierte Heck ein deutlich verändertes Bild.
Ursächlich hierfür sind die komplett neu gestalteten Heckleuchten, die - der gängigen Designkultur folgend - nun zweigeteilt
sind. Dabei wurde die auch bei anderen Modellreihen angedeutete L-Form mit aufgenommen. Das Fahrzeug geht so optisch in die Breite
und wirkt in der Rückansicht deutlich stämmiger. LED-Technik gibt es aber nur teilweise, die Blinker müssen offenbar noch mit
einer Glühlampe auskommen. Auch von der primitiven Fixierung des Heckwischers im Karosserieblech mochte man noch nicht Abstand nehmen.
Innen wenig Neues, aber Klimaautomatik und iDrive für alle
Im Innenraum beziehen sich die wichtigsten Änderungen auf die hochwertigere Serienausstattung. So kommt nun jeder 1er-Fahrer in den
Genuss von 1-Zonen-Klimaautomatik, Radio "Professional", 6,5-Zoll-Bildschirm mit iDrive-Controller sowie Licht- und Regensensor. Ansonsten haben die
beim Exterieur so mutigen Designer innen etwas an Schwung verloren. Die überschaubaren Anpassungen spiegeln sich überwiegend in neuen
Farblinien und Polsterstoffen sowie geänderten Einfassungen verschiedener Bedienelemente unter Verwendung zusätzlicher Chromspangen wieder.
Assistenz auf Klassenniveau und integrierte SIM ab Werk
In Sachen Assistenzsysteme schließt der 1er jetzt zum Wettbewerb auf. Erwähnenswerte Neuerungen sind dabei die radargestützte, aktive
Geschwindigkeitsregelung bis zu 210 km/h inkl. Stop & Go-Funktion sowie der erweiterte Parkassistent mit nunmehr zwölf um das Fahrzeug
verteilten Sensoren, welcher fortan auch das Einparken in Querlücken beherrscht. Mit dem standardmäßigen Einbau des iDrive-Bediensystems
halten auch neue Komponenten der automobilen Vernetzung - in München ConnectedDrive genannt - im kompakten BMW Einzug.
Als durchaus innovativer Ansatz ist dabei die bei allen 1er-Modellen zum Serienumfang gehörende integrierte SIM-Karte zu nennen, welche die
Verbindung zum Notrufsystem und zu optionalen Diensten wie Echtzeit-Verkehrsinformationen gewährleistet. Letztere sind Bestandteil des
höherwertigen Navigationssystems "Professional" mit 8,8-Zoll-Bildschirm ebenso wie die Möglichkeit, Updates des Kartenmaterials über
die Mobilfunkverbindung durchzuführen. Diese stehen dem als Einzeloption 2.090 Euro teuren System jedoch anders als etwa neuerdings bei VW
nur für drei Jahre nach Erstzulassung kostenfrei zur Verfügung.
Dreizylinder für Diesel und Benziner
Auch die nach wie vor längs im Fahrzeug montierten Motoren der 1er-Reihe wurde umfangreich überarbeitet, wobei der Schwerpunkt bei der
Einstiegsmotorisierung gesetzt wurde. War jene bis dato über klassische Vierzylinder-Triebwerke definiert, offeriert man nun erstmals
für Diesel und Otto jeweils ein Aggregat mit drei Zylindern und 1,5 Liter Hubraum. Dabei leistet der ausschließlich mit 6-Gang-Schaltung
im 116i lieferbare Benziner 109 PS bei einem Normverbrauch von 5,0 l/100km, während der 116 PS starke Diesel als 116d handgeschaltet
- 8-Gang-Automatik ist optional - auf 3,7 l/100 km kommt. Selbige Maschine mit manuellem Getriebe stellt auch die Basis für die
Sparversion mit dem sperrigen Namen "EfficientDynamics Edition", welche den Verbrauch durch zusätzliche Maßnahmen auf
nun 3,4 statt bisher 3,8 l/100 km verringert - ein Wert, der im Vergleich zu den 3,2 Litern des VW Golf TDI BlueMotion mit vier
Brennkammern allerdings nicht als sensationell bezeichnet werden kann.
Optimierte Motoren, der Reihensechser lebt weiter
Darüber hinaus erfährt die Antriebspalette eine Neuordnung der Bezeichnungen zu den Leistungsstufen sowohl bei den Benzinern (116i, 118i,
120i, 125i) als auch bei den Selbstzündern (116d, 116d EDE, 118d, 120d, 125d); nahezu alle Kombinationen verlassen das Werk nun mit
leicht erhöhten Leistungs- bzw. Drehmomentwerten bei verbesserter Effizienz. Der stark nachgefragte 120d stellt fortan 190 PS und
stattliche 400 Nm zur Verfügung. Bis auf den manuell geschalteten 116i und den stets an die "Steptronic" gebundenen 125d sind alle
Motoren wahlweise mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 8-Gang-Automatik lieferbar. Letzteres wurde ebenfalls modifiziert, so dass der Fahrer
von einem neuen "ECO PRO"-Modus mit Segelfunktion mit navigationsdatenbasierter Vorschaufunktion profitieren kann.
Weiterhin erhältlich ist der xDrive-Allradantrieb für die Modelle 118d (handgeschaltet) und 120d (Steptronic). Ebenfalls fortgeführt wird
der im Kompaktsegment schon mehrfach totgesagte, jedoch umso famosere Reihensechszylinder, der allerdings dem sportlichen und teuren
Spitzenmodell M135i vorbehalten bleibt. Mit auf 326 PS erhöhter Leistung treibt das Aggregat wahlweise zwei oder vier Räder an, wobei xDrive
zwingend an die Automatik gekoppelt ist. So ausgerüstet lässt sich der 1er in 4,7 Sekunden auf 100 km/h katapultieren, bevor spielend die
begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h erreicht wird.
Spürbare Preisanpassungen
Wer sich für die renovierte BMW 1er-Reihe entscheidet, muss - absolut gesehen - etwas länger sparen als für den Vorgänger. Für den Einstieg
in die Benzinerwelt lässt sich BMW künftig 22.950 Euro (plus 1.000 Euro) überweisen, für den kleinsten Diesel werden 26.200 Euro (plus
850 Euro) aufgerufen, wobei der vormals günstigere und leistungsschwächere 114d komplett entfällt. Der beliebte 120d kommt mit einer
Steigerung von 1.450 Euro auf 30.100 Euro, der Aufpreis für den empfehlenswerten Fünftürer bleibt konstant bei 750 Euro. Nimmt man die
optimierte Motorenleistung mit der Erweiterung der Serienausstattung - insbesondere Klimaautomatik, Radio und iDrive - zusammen, erscheint
der Aufschlag zumindest nicht übertrieben.
Ab März 2015 bietet sich also die Gelegenheit, den letzten bayerischen Kompakten mit Längsmotor und Heckantrieb sein Eigen zu nennen. Amüsant
dabei, dass sich BMW trotz rigoroser und teils bereits vollzogener Abkehr von diesem
Alleinstellungsmerkmal in der Kompaktklasse nicht zu schade ist, genau jene Eigenschaft noch einmal als Kaufargument aufzugreifen: Der
Pressetext schwärmt von dem "im Kompaktsegment nach wie vor einzigartigen Hinterradantrieb", der für ein "besonders
intensives Fahrerlebnis" sorge.