Konzernweit erster Einsatz / 245 PS, drei Motoren, größerer Akku
VW Multivan: Premiere für Plug-in-System mit Allrad
Ausgerechnet in einem weithin unbeliebten Modell führt Volkswagen jetzt jenen Antrieb ein, den sich
viele schon seit Jahren vergeblich in den Volumen-Baureihen gewünscht haben: Plug-in-Hybrid in
Kombination mit Allrad.
Volkswagen
Premiere im Multivan und California:
Erstmals kombiniert VW Plug-in-Hybrid- und Allradtechnik
Der aktuelle VW Multivan hat rein objektiv betrachtet einige Vorteile gegenüber dem ausgelaufenen Namensvetter
auf T6.1-Basis, gilt vielen aber nicht mehr als echter Bulli, als Multivan, wie man ihn viele Jahre geliebt hat.
Auch wenn VW ihn als "Ikone" und "Kult-Bus" bezeichnet – genau das ist er eben nicht mehr. Weil er die "falsche"
Basis hat, weil er zu glatt und beliebig statt robust und cool ist, und weil sein Design zwischen unvorteilhaft
und 08/15 angesiedelt ist und mehr wie ein Sharan III denn wie ein Bulli 7 wirkt.
Doch ausgerechnet im Multivan und seinem Reisemobil-Ableger California montiert VW Nutzfahrzeuge jetzt einen
neuen Plug-in-Hybridantrieb, der der Papierform nach zu urteilen nicht alle, aber doch viele Wünsche erfüllt.
Zunächst kommt auf Verbrennerseite der neue 1,5 TSI evo2 mit 177 PS zum Einsatz anstelle des 1,4 TSI mit 150 PS,
was der Laufruhe eher nicht, der Effizienz aber zu gute kommt. Kombiniert wird der Benziner an der Vorderachse
mit einer E-Maschine mit 115 PS, die gemeinsam mit dem DSG (DQ400e evo) in ein Plug-in-Hybrid-Modul integriert ist.
136 PS schafft der zusätzliche Elektromotor an der Hinterachse, das wichtigste Novum der neuen Generation. So entsteht
ein variabler Allradantrieb. Bis zu 100 Prozent der Antriebskraft können an die Vorder- oder Hinterachse geleitet
werden. Gestartet wird stets rein elektrisch, sofern die Außentemperatur einen Wert von -28 Grad (!) nicht unterschreitet,
wie es seitens VW heißt. Bis zu einer Geschwindigkeit von 65 km/h ist dabei immer die hintere E-Maschine zugeschaltet.
Die Systemleistung steigt von 218 auf 245 PS, das System-Drehmoment bleibt bei 350 Nm.
Der elektrische Hinterachsantrieb steht zudem auch bei leerer Batterie zur Verfügung: Der benötigte Strom für
die E-Maschine in der Hinterachse wird dabei automatisch vom TSI-Motor und der in diesem Fall als Generator
arbeitenden vorderen E-Maschine erzeugt. Der Heckmotor kann via Hybridsteuerung automatisch aus dem Antrieb der
Hinterachse herausgenommen werden, um bei normalen Traktionsverhältnissen die Effizienz zu erhöhen. Rein elektrisch
können die Modelle bis zu 130 km/h gefahren werden. Im Hybridbetrieb beträgt die Höchstgeschwindigkeit 200 km/h.
Besserer Benziner, zusätzliche 4MOTION-Technik - klingt gut, ist aber noch nicht alles. Denn wie auch bei den Pkw
bekommen Multivan und California nun die größere Batterie mit 19,7 kWh Kapazität – fast doppelt so viel wie im
abgelösten Multivan eHybrid mit Frontantrieb. Damit steigt die rein elektrische Norm-Reichweite auf bis zu
90 Kilometer, was durchaus alltagstauglich ist. Und statt wie bisher mit 3,6 kW kann jetzt an AC-Ladesäulen wie
der heimischen Wallbox mit bis zu 11 kW geladen werden, unterwegs an DC-Schnellladesäulen sind nun erstmals immerhin
40 bis maximal 50 kW möglich.
Zum System gehört eine Standklimatisierung, die auch vom Handy aus gestartet werden kann. Im Steckerbetrieb
heizt oder kühlt sie eine halbe Stunde, im reinen Akkubetrieb jedoch nur zehn Minuten – was bei den erwähnten -28
Grad so sinnlos ist wie die Temperaturangabe realitätsfremd.
Insgesamt hat VW hier aber technisch ein stimmiges Paket abgeliefert, auch wenn wir uns die Kombination mit einem
TDI besser nicht ausmalen. Dass das alles kein Sonderangebot ist, versteht sich von selbst: Der Multivan
eHybrid 4MOTION ist ab 70.670 Euro erhältlich, der stets mit verlängerter Karosserie und zwei Schlafplätzen
unter dem Aufstelldach gebaute California wechselt als eHybrid 4MOTION für mindestens 77.770 Euro den Besitzer,
und der "Beach Tour" mit zwei weiteren Schlafplätzen im Innenraum ist ab 82.910 Euro zu haben.