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Sonntag, 27. April 2025
Verkehrsprognose 2040: Knapp ein Drittel Zuwachs gegenüber 2019

Verkehrsaufkommen in Deutschland wird weiter steigen

Das Verkehrsaufkommen in Deutschland wird in den kommenden 15 Jahren weiter steigen. Dies betrifft nach einer neuen Studie vor allem den Güterverkehr, aber nicht ausschließlich. Schiffstransporte und Pkw-Straßenverkehr werden zurückgehen.
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Bis 2040 wird der Verkehr in Deutschland zunehmen, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung um rund ein Drittel – von 689 auf 905 Milliarden Tonnenkilometer. Auf der Schiene legt der Güterverkehr am stärksten zu (+35 Prozent). Der Lkw bleibt mit einem Plus von 34 Prozent das dominierende Verkehrsmittel, während Transporte per Wasserstraße zurückgehen.

Dies sind zentrale Ergebnisse der Verkehrsprognose 2040, die heute in Berlin summarisch von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und dem Studienautor Dipl.-Math. oec. Tobias Kluth vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um die umfassendste Vorausschau der künftigen Verkehrsentwicklung in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Berücksichtigung finden u.a. die jüngsten Entwicklungen in den Bereichen Mobilität und Logistik, aber auch veränderte Rahmenbedingungen wie Bevölkerungswachstum, Auswirkungen der Energiewende und Folgen des Ukraine-Krieges. Die Verkehrsprognose 2040 dient als Grundlage für die Bedarfsplanüberprüfung und damit die Neuausrichtung der Verkehrsinvestitionen.

Der Personenverkehr wird laut Voraussage um rund acht Prozent auf 1.323 Milliarden Personenkilometer in 2040 ansteigen. Auch hier wächst die Bahn am stärksten (+60 Prozent) vor dem Luftverkehr (+30 Prozent). Der Straßenverkehr geht gemessen an den Personenkilometern leicht zurück (-1 Prozent).

Ausschlaggebend für Veränderungen im Güterverkehr ist insbesondere ein Strukturwandel. Durch die Energiewende gibt es einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukte und Erze, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden.

Dem steht ein großes Wachstum gegenüber bei Gütern, die überwiegend auf der Straße befördert werden. Hierzu zählen Postsendungen (+86 Prozent), Sammelgüter (+56 Prozent) sowie Nahrungs- und Genussmittel (+30 Prozent). Außerdem führen Investitionen in den klimaneutralen Umbau der Wohngebäude zu Baustellenverkehr in neuen Dimensionen, bei dem die Anlieferung nicht mit Binnenschiff oder Bahn erfolgen kann.

Durch den Umstieg auf klimafreundliche Antriebe auf allen Verkehrsträgern sinken die direkten CO2-Emissionen im Verkehr um 77 Prozent (Pkw über 80 Prozent) - Grundlage ist hier allerdings das Jahr 1990. Noch nie hat eine Verkehrsprognose eine so deutliche Emissionsreduktion berechnet, heißt es. Die Verkehrsprognose zeige damit große Fortschritte, den Verkehr in Deutschland zu dekarbonisieren und auch die Straße zu einem klimaneutralen Verkehrsträger umzubauen. Laut Ministerium bestätige sie damit die Wirkung der verkehrspolitischen Maßnahmen wie den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur oder die Einführung der CO2-Maut bei Lkw.

Wissing sagte, um in Zukunft einen "Verkehrsinfarkt" zu verhindern, müsse "weiter entschlossen gehandelt" und in alle Verkehrsträger investieren werden. "Wir brauchen ein hochbelastbares Bestandsnetz. Unsere in die Jahre gekommenen Trassen, Brücken, Tunnel und Schleusen müssen dringend saniert werden. Der Ausbau der Bahn muss weiter mit Volldampf vorangetrieben werden. Gleichzeitig sind auch Erhalt und Neubau von Straßen unerlässlich, denn das Auto bleibt das Rückgrat der Mobilität in Deutschland."

Die Verkehrsprognose 2040 ist die aktuelle und umfassendste Grundinventur des Verkehrsgeschehens in Deutschland. Sie prognostiziert den Verkehr den Angaben zufolge erstmals für rund 1.600 Verkehrsräume in Deutschland. Das ist um den Faktor 4 höher als zuvor und ermöglicht eine präzisere Abbildung des Verkehrs. Die nun vorgestellte Basisprognose ist der Auftakt für die Publikation von weiteren Fachteilen zu den einzelnen Verkehrsträgern.

Die Studie wurde von einem Konsortium unabhängiger Institute unter der Leitung von Intraplan erstellt. Ihr liegen insgesamt 132 Prämissen zu Grunde, die das Verkehrsgeschehen in Zukunft beeinflussen. Über 250 Fachstellen waren beteiligt. Angaben zu den Kosten wurden nicht gemacht.
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text  Hanno S. Ritter
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