Verkehrsprognose 2040: Knapp ein Drittel Zuwachs gegenüber 2019
Verkehrsaufkommen in Deutschland wird weiter steigen
Das Verkehrsaufkommen in Deutschland wird in den kommenden 15 Jahren weiter steigen. Dies betrifft nach einer neuen Studie
vor allem den Güterverkehr, aber nicht ausschließlich. Schiffstransporte und Pkw-Straßenverkehr werden zurückgehen.
Bis 2040 wird der Verkehr in Deutschland zunehmen, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019,
dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung um rund ein Drittel – von 689 auf
905 Milliarden Tonnenkilometer. Auf der Schiene legt der Güterverkehr am stärksten zu (+35 Prozent). Der
Lkw bleibt mit einem Plus von 34 Prozent das dominierende Verkehrsmittel, während Transporte per Wasserstraße
zurückgehen.
Dies sind zentrale Ergebnisse der Verkehrsprognose 2040, die heute in Berlin summarisch von Bundesverkehrsminister
Dr. Volker Wissing und dem Studienautor Dipl.-Math. oec. Tobias Kluth vorgestellt wurde. Es handelt sich dabei um
die umfassendste Vorausschau der künftigen Verkehrsentwicklung in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Berücksichtigung
finden u.a. die jüngsten Entwicklungen in den Bereichen Mobilität und Logistik, aber auch veränderte Rahmenbedingungen
wie Bevölkerungswachstum, Auswirkungen der Energiewende und Folgen des Ukraine-Krieges. Die Verkehrsprognose 2040 dient
als Grundlage für die Bedarfsplanüberprüfung und damit die Neuausrichtung der Verkehrsinvestitionen.
Der Personenverkehr wird laut Voraussage um rund acht Prozent auf 1.323 Milliarden Personenkilometer in 2040 ansteigen.
Auch hier wächst die Bahn am stärksten (+60 Prozent) vor dem Luftverkehr (+30 Prozent). Der Straßenverkehr geht
gemessen an den Personenkilometern leicht zurück (-1 Prozent).
Ausschlaggebend für Veränderungen im Güterverkehr ist insbesondere ein Strukturwandel. Durch die Energiewende gibt es
einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukte und Erze, die bisher vor
allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden.
Dem steht ein großes Wachstum gegenüber bei Gütern, die überwiegend auf der Straße befördert werden. Hierzu zählen Postsendungen
(+86 Prozent), Sammelgüter (+56 Prozent) sowie Nahrungs- und Genussmittel (+30 Prozent). Außerdem führen Investitionen in
den klimaneutralen Umbau der Wohngebäude zu Baustellenverkehr in neuen Dimensionen, bei dem die Anlieferung nicht mit
Binnenschiff oder Bahn erfolgen kann.
Durch den Umstieg auf klimafreundliche Antriebe auf allen Verkehrsträgern sinken die direkten CO2-Emissionen im Verkehr um
77 Prozent (Pkw über 80 Prozent) - Grundlage ist hier allerdings das Jahr 1990. Noch nie hat eine Verkehrsprognose eine so
deutliche Emissionsreduktion berechnet, heißt es. Die Verkehrsprognose zeige damit große Fortschritte, den Verkehr in
Deutschland zu dekarbonisieren und auch die Straße zu einem klimaneutralen Verkehrsträger umzubauen. Laut Ministerium
bestätige sie damit die Wirkung der verkehrspolitischen Maßnahmen wie den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur oder die
Einführung der CO2-Maut bei Lkw.
Wissing sagte, um in Zukunft einen "Verkehrsinfarkt" zu verhindern, müsse "weiter entschlossen gehandelt" und in alle
Verkehrsträger investieren werden. "Wir brauchen ein hochbelastbares Bestandsnetz. Unsere in die Jahre gekommenen Trassen,
Brücken, Tunnel und Schleusen müssen dringend saniert werden. Der Ausbau der Bahn muss weiter mit Volldampf vorangetrieben
werden. Gleichzeitig sind auch Erhalt und Neubau von Straßen unerlässlich, denn das Auto bleibt das Rückgrat der Mobilität
in Deutschland."
Die Verkehrsprognose 2040 ist die aktuelle und umfassendste Grundinventur des Verkehrsgeschehens in Deutschland. Sie
prognostiziert den Verkehr den Angaben zufolge erstmals für rund 1.600 Verkehrsräume in Deutschland. Das ist um den Faktor 4 höher als zuvor
und ermöglicht eine präzisere Abbildung des Verkehrs. Die nun vorgestellte Basisprognose ist der Auftakt für die Publikation
von weiteren Fachteilen zu den einzelnen Verkehrsträgern.
Die Studie wurde von einem Konsortium unabhängiger Institute unter der Leitung von Intraplan erstellt. Ihr liegen insgesamt
132 Prämissen zu Grunde, die das Verkehrsgeschehen in Zukunft beeinflussen. Über 250 Fachstellen waren beteiligt. Angaben
zu den Kosten wurden nicht gemacht.