15.647 Menschen bei Alkoholunfällen verletzt oder getötet
Alkoholunfälle 2020 auf Tiefstand – bei enttäuschender Tendenz
Noch nie gab es so wenige Alkoholunfälle im Straßenverkehr wie im vergangenen Jahr. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille,
denn näher betrachtet sind die Zahlen nicht nur insgesamt, sondern auch tendenziell enttäuschend.
Destatis
Die Zahl der Alkoholunfälle mit Personenschaden sank 2020
trotz Corona-Lockdown weniger stark als die entsprechende Gesamtzahl der Unfälle
Das coronabedingt geringe Verkehrsaufkommen im Jahr 2020 hat sich auch auf die Alkoholunfälle ausgewirkt – allerdings weniger deutlich als
auf die Unfälle insgesamt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag in Wiesbaden mittelte, gab es 13.003 Unfälle mit
Personenschaden, bei denen mindestens ein Verkehrsteilnehmender unter Alkoholeinfluss stand. Das war der niedrigste Wert seit 1975
und ein Rückgang gegenüber 2019 um 6,8 Prozent.
Insgesamt gab es im Jahr 2020 rund 264.000 Unfälle mit Personenschaden, der Rückgang fiel mit 11,9 Prozent gegenüber 2019 deutlicher aus.
Der Ausfall großer Feste und Veranstaltungen sowie die teilweise Schließung der Gastronomie nach Ausbruch der Corona-Pandemie hat also
insgesamt nicht zu einem überdurchschnittlichen Rückgang von Alkoholunfällen geführt.
Die Zahl der Opfer von Alkoholunfällen sank 2020 deutlich: Insgesamt kamen 15.647 Menschen zu Schaden (-10,1 % gegenüber 2019), 156 von
ihnen starben (-31,6 %). Damit wurde im Schnitt fast jeden zweiten Tag ein Mensch bei einem Alkoholunfall getötet.
Frauen fallen deutlich seltener durch Trunkenheit im Straßenverkehr auf als Männer. Nur 12,9 % der alkoholisierten Beteiligten bei Unfällen
mit Personenschaden waren Frauen. Im Durchschnitt aller entsprechenden Unfälle beträgt der Wert demgegenüber 33,7 %.
Viele der alkoholisierten Unfallbeteiligten waren zudem relativ jung (gut 40 Prozent zwischen 18 und 34 Jahre).
Alkoholunfälle, ob mit oder ohne Personenschaden, ereignen sich besonders häufig an Wochenenden und Feiertagen – beispielsweise an Neujahr
sowie zum sogenannten Vatertag an Christi Himmelfahrt. Dieses vom allgemeinen Unfallgeschehen abweichende Muster zeigte sich auch im Corona-Jahr
2020: Gut 22 Prozent der Alkoholunfälle fielen auf einen Samstag, mehr als 19 Prozent auf einen Sonntag. Allerdings sank in den Monaten
November und Dezember 2020, als der Lockdown zu zahlreichen Einschränkungen einschließlich der Absage von Weihnachtsfeiern und -märkten führte,
die Zahl der gesamten Alkoholunfälle überdurchschnittlich: Sie ging im Vergleich zu 2019 um 31,8 % zurück, während sie im gesamten Jahr nur
um 11,4 Prozent sank.
Zu Alkoholunfällen zählen in der Statistik alle Unfälle, bei denen mindestens ein Unfallbeteiligter unter Alkoholeinfluss gestanden hat. Die Polizei
kann auch Verkehrsteilnehmende mit einem Blutalkoholgehalt von weniger als 0,5, aber mindestens 0,3 Promille als alkoholbeeinflusst einstufen, wenn
sie im Verkehr auffällig geworden sind. Die Verwicklung in einen Verkehrsunfall wird dafür in der Regel als ausreichend angesehen.