Oberklasse-Limousine mit neuem V8-Otto und optimierter PHEV-Version
Facelift BMW 7er: Dicke Lippe
Dreieinhalb Jahre nach dem Start spendiert BMW dem 7er ein LCI. Das nur von den Münchnern genutzte Kürzel steht für Life Cycle Impulse,
besser bekannt als Facelift. Das neue Gesicht ist dabei unübersehbar geraten. Insgesamt profitiert das Flaggschiff vom Feinschliff.
Kurzvorstellung
BMW
Feinschliff fürs Flaggschiff:
Der 7er-BMW wird zum Großmaul
In Deutschland hat die aktuelle 7er-Reihe von BMW nicht sonderlich viel Erfolg eingefahren, ganz so wie der neue Audi A8.
Man mag dies nicht zuletzt auf das etwas blasse Design zurückführen. Entsprechend hat BMW sich diesem Feld nun zuvorderst
gewidmet - und den 7er so auffällig geliftet wie schon lange kein Modell mehr.
Die Front wird nun im wahrsten Sinne des Wortes dominiert von einer Doppelniere, die mal eben um 40 Prozent gewachsen ist
und fünf Zentimeter weiter in die Höhe ragt. Das sieht im ersten Moment mehr nach Lkw denn nach luxuriöser Eleganz aus, nach
jenem übertrieben zur Schau gestellten Selbstbewusstsein, das meist jene nutzen, die echtes nicht haben. Manch' BMW-Fan wird diese
Optik womöglich an die Nieren gehen - gut möglich aber, dass man sich daran gewöhnen wird, zumal BMW bei künftigen i-Modellen
eine ähnliche Formgebung plant und zumal die Ausführung im Detail betrachtet durchaus an Eleganz gewonnen hat.
Der Grill mit dem nun zusammengerückten Nieren wird flankiert von zwei flacher gehaltenen Scheinwerfern, die immer aus
LED leuchten und optional als Laserlicht-Variante zu haben sind. Ein markanter geformtes Tagfahrlicht, eine bulligere
Frontschürze mit großflächigen Luftleitblechen, ein größeres BMW-Logo und nicht zuletzt eine feiner modellierte Motorhaube runden den
neuen Look ab.
In der Seitenansicht zeigt das Münchner Flaggschiff abgesehen von neuen Rädern und Lackfarben sowie verfeinerten Außenspiegelgehäusen
veränderte "Air Breather". Die in die Seitenwände integrierten Luftausströmer ragen nun deutlich weiter nach oben; ihre Zierelemente
stehen in einem 90-Grad-Winkel zu den seitlichen Zierleisten, die jetzt bis in die Heckschürze hinein fortgeführt werden.
Das Heck wird von Leuchten geprägt, die einerseits breiter und kantiger, andererseits flacher gestaltet sind als bisher.
Im oberen Bereich verbindet sie ein sechs Millimeter dünnes Leuchtband, das BMW pfiffigerweise an das Tagfahrlicht koppelt,
während das eigentliche Schlusslicht nur in Verbindung mit den Hauptscheinwerfern aktiv ist. Der Chromsteg verjüngt sich nun
zur Mitte hin, was dem Wagen ebenfalls mehr optische Breite beschert. Die neuen Leuchten erfordern auch einen veränderten
Kofferraumdeckel, der etwas kantiger daherkommt.
Das neue Design der Heckschürze greift die Formensprache der Lufteinlassblenden an der Front auf. Die integrierten Abgasendrohre
werden von breiter ausgeführten Chromrahmen eingefasst. Alle Applikationen können statt in Chrom auch in hochglänzendem Schwarz
oder in dunkel eloxiertem Alu bestellt werden.
Im Innenraum bekommen nun auch 7er-Kunden das volldigitale Instrumentenpanel mit dem "falsch" herumlaufenden Drehzahlmesser.
Es misst 12,3 Zoll, das Zentraldisplay ist 10,5 Zoll groß. Die Bedienung erfolgt per Sprache, Touchscreen, Lenkradtasten,
Controller oder Gesten. Auch der ständig dazulernende Personal Assistant ("Hey BMW") ist mit von der Partie. Mit ihm lassen
sich mittels natürlich gesprochener Anweisungen unter anderem die neuen Vitalize- und das Relax-Programme mit bedarfsgerecht
zusammengestellten Funktionen von Licht, Klimaanlage, Duft, Sitzmassage, Abschattung, Sitzheizung oder Sitzbelüftung aktivieren.
Außerdem gibt es neue Lederpolsterungen, neue Dekorleisten, ein überarbeitetes Lenkrad und ein verbessertes Entertainmenrt-System für den Fond.
Für mehr Akustik-Komfort sorgen dickeres Glas an Seitenscheiben und Heckscheibe (teilweise optional) und Detailverbesserungen an B-Säule, Radhäusern
der Hinterachse und hinteren Gurtaustritten. Serienmäßig verfügen alle Modellvarianten über ein adaptives Fahrwerk mit
elektronisch geregelten Dämpfern und eine Zweiachs-Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung.
Noch ein Blick unter die Haube: Auf Diesel-Seite bleibt es beim Dreiliter-Sechszylinder mit bis zu vier Turboladern und
einer Leistung von 265, 320 und 400 PS im 730d, 740d und 750d. Während der R6-Basisbenziner erst später nachgereicht wird,
steht zum Start ein neuer 4,4-Liter-V8 mit 530 PS zur Verfügung. Auch am gewaltigen Zwölfzylinder-Aggregat halten die
Münchner fest, der 760Li xDrive schaufelt 585 PS aus 6,6 Litern Hubraum.
Die größte Veränderung bietet der Plug-in-Hybrid, der fortan auf die Modellbezeichnung 745e hört. Anstelle eines Vierzylinders
wird nun ein standesgemäßer Sechsender verbaut, außerdem eine stärkere Batterie. Im Ergebnis steigt die Systemleistung von 326
auf 394 PS, die rein elektrische Reichweite auf bis zu 58 Kilometer. Die Kraftübertragung übernimmt bei allen Varianten
eine 8-Gang-Wandlerautomatik.
Während die neue Front- und Heckpartie den 7er um gut zwei Zentimeter auf 5,12 Meter streckt, bleiben Breite und Höhe
facelift-typisch unverändert. Die meisten Varianten sind weiterhin auch als um 14 Zentimeter gestreckte L-Version erhältlich,
viele auch mit Allradantrieb xDrive.
Markteinführung des neuen 7er (G12) ist im März 2019. Die Grundpreise reichen zunächst von 93.900 Euro für den 730d bis hinauf zu
174.000 Euro für den V12. Der Hybrid ist ab 101.000 Euro zu haben. Man darf annehmen, dass der 7er in der zweiten Lebenshälfte richtig
aufblühen wird, weil der neue Look zwar polarisiert, insgesamt aber sicher auf Kundenzuspruch treffen wird, zumal in China, wo das
Auto heute vorgestellt wurde, wo es am meisten verkauft wird und wo man eher kein Problem mit möglichem Protz hat.