Aktive Kunden-Freischaltung erforderlich
Premiere: BMW verkauft Fahr(zeug)daten an Dritte
Als erster Hersteller steigt BMW ins Geschäft mit Fahrzeugdaten ein. Dienstleister können künftig Zustands-, Ereignis-
und Telematikdaten kaufen und für eigene Zwecke nutzen. Ob und ggf. wem ein Zugriff erlaubt wird, entscheidet der Halter,
der nicht zwingend identisch mit dem Fahrer ist.
BMW
BMW verkauft künftig im Auto generierte
Daten an Service-Dienstleister, wenn der Kunde einwilligt
BMW hebt die Konnektivität der Fahrzeuge noch eine Stufe höher. Kunden mit einem Fahrzeug, das BMW ConnectedDrive unterstützt, können
ab sofort neue, maßgeschneiderte Services von Dritten schnell und problemlos in Anspruch nehmen. Dazu erhalten die Dienstleister
Zugriff auf im Fahrzeug generierte Daten.
Das sind zum Beispiel Zustandsdaten wie der Kilometerstand, nutzungsbasierte Daten wie der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch oder
Ereignis-Daten wie ein automatischer Service-Call. Ein Teil davon wird in Form von sogenannten Telematik-Daten verschlüsselt über die
fest eingebaute SIM-Karte übertragen. Von dort aus können Service-Anbieter nach Einwilligung des Kunden diejenigen Daten verschlüsselt
beziehen, die sie für bestimmte Dienstleistungen benötigen.
BMW weiß um die Sensibilität des Themas im Hinblick auf Datenschutz und Sicherheit. Daher betont man in München, dass alleine der Kunde entscheidet,
wer Zugriff auf welche Daten erhält - und wer nicht. "Der Schutz der Fahrzeugdaten gehört zu unserem Verständnis von Premium beim hochvernetzten
Fahrzeug", erklärt der zuständige BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer, "das erwarten Kunden von uns". Problematisch erscheint eine Datenfreigabe
allerdings dennoch - nämlich in den Fällen, in denen das Auto nicht vom registrierten Kunden selbst genutzt wird.
Um eine Datenfreigabe zu erteilen oder auch eine bereits erteilte Datenfreigabe zurückzuziehen, genügt ein Mausklick. Die Standardeinstellung
ist stets "deaktiviert". Über das ConnectedDrive-Portal kann der Kunde auch einen Report über weitergegebene Daten und ein CarData-Archiv anfordern.
Dieses besteht aus einer detaillierten Liste der zum Fahrzeug gespeicherten Telematik-Daten und einem Glossar.
Die Datenübertragung aus dem Auto erfolgt ausschließlich an BMW-Server; ein Zugriff auf das Fahrzeug durch Dritte, der die Gefahr von
Hacker-Angriffen stark erhöht, wird so verhindert. Von diesen Servern aus werden die Daten dann an die Dienstleister verschlüsselt übertragen.
Um CarData nutzen zu können, ist ein BMW mit eingebauter SIM-Karte erforderlich. Derzeit erfüllen rund 8,5 Millionen BMWs diese Voraussetzung.
Die Münchner versprechen den Kunden bei Nutzung von CarData viele Vorteile: Das können individualisierte Versicherungstarife sein, zum Beispiel auf
Basis der tatsächlich gefahrenen Kilometer. Oder auch der Besuch in der Werkstatt, der ideal vorbereitet weniger Zeit kostet, weil ein
Ersatzteil dann schon vorbestellt werden kann. Denkbar sind in der Zukunft auch ganz neue Dienstleistungen wie persönlich abgestimmte
Infotainment-Angebote.
Den größten Vorteil aber hat BMW selbst: Die Daten werden den Service-Anbietern - zum Beispiel Werkstätten,
Versicherungen oder Flottenmanagern - natürlich nur gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt, die BMW-Fahrer an den so generierten Erlösen
aber nicht beteiligt. Stattdessen betont der Autobauer, die Nutzung von CarData sei kostenlos.
text Hanno S. Ritter
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