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Drivers wanted?! VW GX3 |
Volkswagen |
Nach dem EcoRacer fährt Volkswagen erneut eine kleine, leichte, schnelle und sparsame Studie auf. Der auf
der Los Angeles Auto Show gezeigte GX3 gibt sich mit nur drei Rädern betont unkonventionell. Eine Serienfertigung
scheint ernsthaft erwogen – für die USA.
Sogenannte "Crossover"-Autos - Mischungen aus unterschiedlichen Karosseriekonzepten - sind schwer in Mode, wenn
auch meist nicht so unkonventionell, wie die Hersteller glauben machen wollen. Der GX3 dagegen ist tatsächlich
Crossover, nämlich ein Zwischending zwischen Motorrad und Auto.
Das Konzept mag zunächst erinnern an die kürzliche Peugeot-Studie "20Cup", geht aber auf den zweiten Blick doch
andere Wege: Während Peugeot die Vorderräder antreibt, ist der GX3 mit seinem Heckantrieb per Kette und der
Einarmschwinge auf der rechten Seite konzeptionell näher am Motorrad ausgerichtet.
Das gilt auch für das Design: Freistehende Räder mit goldfarben und schwarz eloxierten Achskomponenten auch vorne
und nur ein Hauptschweinwerfer (in LED-Technik) stehen dafür; und natürlich fehlt auch ein Dach. Die schmale Front
nimmt mit einem V-förmigen Kühlergrill Anleihen am aktuellen Stil des Hauses, dominant sind aber vor allem die beiden
Überrollbügel hinter den Passagieren, die - das dann doch Auto-nah - nebeneinander sitzen. Im Interieur geht es
spartanisch zu: Zwei zentrale Rundinstrumente, ein Fünfpunkt-Gurt für den Fahrer, einige Schalter und Kontrollleuchten,
ein Startknopf auf dem unten abgeflachten Lenkrad und ein hochstehender Schalthebel mit einem Knauf im Golfball-Design.
Die 3,75 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,21 Meter flache Karosserie besteht aus einem Space Frame aus Stahl, dessen
Verkleidungen aus hochfestem Fiberglas. Ein Kofferraum mit einem Volumen von 80 Litern befindet sich hinter den Sitzen.
Türen im klassischen Sinne gibt es nicht. Die Vorderräder mit Reifen der Dimension 215/45 R17 werden an einer
Doppelquerlenkerachse geführt, das Solo-Rad am Heck ist 18 Zoll groß und trägt einen 315/30er-Pneu. Der Radstand
beträgt 2,70 Meter.
Angetrieben wird das ungewöhnliche Gefährt von einem ziemlich normalen Aggregat: Der zwischen Sitzen und Heckrad
verbaute vierzylindrige 1,6 Liter-Benziner leistet 125 PS und 152 Newtonmeter maximales Drehmoment. Was in einem
konventionellen Golf für durchschnittliche Fahrleistungen sorgen würde, trifft im Falle des GX3 auf nur 570 Kilogramm
Gewicht - 4,56 Kilo pro PS errechnen sich daraus. Das Resultat, auch wenn es Klischee-mäßig klingen mag, gereichte
vielen Sportwagen zur Ehre: Nach 5,7 Sekunden passiert die Tachonadel die 100er-Marke, maximal sind 200 km/h drin.
Fast noch eindrucksvoller ist der Verbrauch: 5,2 Liter nennt VW als Mittelwert - als Benziner, wohlgemerkt. Die
Kraftübertragung obliegt einem manuellen Sechsganggetriebe.
Konzipiert wurde der GX3 seit Anfang 2005 von einer internationalen Gruppe junger Ingenieure, Designer, Produktions-
und Vertriebsexperten in Kalifornien. Die Aufgabe lautete, die Wünsche, Träume und Bedürfnisse der amerikanischen
Autofahrer in Mobilität umzusetzen. Hintergrund ist, dass Volkswagen neben den in Deutschland entwickelten und in
den USA angebotenen Modellen künftig verstärkt speziell auf die Belange der US-Kunden zugeschnittene Fahrzeuge
entwickeln und verkaufen will. Der GX3 steht beispielhaft und exponiert als Startpunkt für diese Strategie.
Und so ist der GX3 möglicherweise mehr als nur ein Hingucker für Messe-Besucher in Hollywood. Die Wolfsburger
nämlich erläutern vielsagend, dass eine Serienversion schnell realisiert werden könnte. Von entscheidender Bedeutung
sei insoweit das Feedback der amerikanischen Kunden zum GX3. Zwei besondere Vorzüge werden sie dabei möglicherweise
überzeugen: Mit dem "Autorad", das jenseits des Atlantik rechtlich als Motorrad gilt, dürfte man in den USA die
sogenannte "carpool lane" benutzen, die in vielen Großstädten in der Rushhour u.a. Hybridfahrzeugen, Fahrgemeinschaften,
öffentlichen Transportmitteln und eben Motorrädern vorbehalten ist.
Dazu kommt eine Zahl, auf die sich VW erstaunlicherweise schon recht verbindlich festlegt: 17.000 US-Dollar würde der
"realisierbare Traum" (VW) höchstens kosten - viel für ein Motorrad, günstig für ein Auto.
In den Staaten wirbt VW mit dem schönen Spruch "Drivers wanted!" - und fügt nun hinzu: "Seriously!" Ganz neue Töne also
... man darf gespannt sein, wenn auch in punkto Alltagstauglichkeit nicht übersehen werden darf, dass der GX3
vielleicht nicht zufällig in Kalifornien ersonnen wurde: It never rains in Southern California...