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Völlig neu zur IAA: Honda Civic VIII |
Honda |
Honda Civic, das stand bisher für ein ordentliches, aber nicht weiter auffälliges Kompaktauto aus Japan. Auf der IAA
steht die neue, inzwischen bereits achte Generation – mit dem Vorgänger hat sie nur noch den Namen gemeinsam.
Ein Hingucker par excellence, der Mountainbikes stehend hinter den Frontsitzen transportieren kann.
Der Blick auf die Abmessungen offenbart die erste von, so viel sei verraten, mehreren Überraschungen: Der Civic
widersetzt sich dem Trend zu immer mehr Länge, wird außerdem flacher, allerdings auch deutlich breiter.
Die Außenlänge beträgt nun 4,25 Meter (bisher: 4,29), die Höhe 1,46 (1,50) und die Breite 1,76 (1,71) Meter - damit
ist der Civic allerdings immer noch länger als etwa ein VW Golf (4,20 Meter). Der Radstand beträgt jetzt 2,64 Meter
(Golf: 2,58); parallel zum Breitenwachstum steigen naturgemäß auch die Spurweiten um gut drei (vorne) bzw. gut zwei
Zentimeter (hinten). Trotz der geringeren Gesamthöhe wurde die Position der vorderen Sitze zugunsten der Ergonomie -
Stichworte Übersichtlichkeit, Ein- und Aussteige-Komfort - leicht erhöht.
Der Civic war in seiner langen Geschichte oft etwas anders als üblich, wenn auch nicht immer. Die neue Generation
jedenfalls ist im Vergleich zum bisherigen Modell ein absoluter Paukenschlag, um nicht zu sagen - Paradigmenwechsel.
Das Design darf zu Recht als "Gesicht in der Menge" bezeichnet werden, wenn auch die Behauptung von Honda, die
Konkurrenten verträten einen Einheitslook, so nicht stimmt.
Auffällig sind zunächst die kurze Schnauze und die ausgeprägte Keilform sowie die Alfa- und neuerdings Seat-typisch im
hinteren Fensterrahmen optisch versteckten hinteren Türgriffe - Coupé-Look mit der Assoziation von Sportlichkeit ist
allenthalben "in". Dazu gesellt sich eine Front, die von einem schmalen, durchgehenden Plexiglas-Streifen bestimmt wird,
der an den beiden Seiten die flachen, aber sehr breiten Scheinwerfer aufnimmt. Einen konventionellen Kühlergrill gibt es
nicht; Luft besorgt sich der Civic durch einen singulären, großen Einlass im Wabengitter-Design in der Frontschürze,
flankiert von dreieckigen Nebelscheinwerfern.
Das durchgehende Band findet sich auch am Heck wieder, wo es allerdings wegen schon bekannter, ähnlicher Lösungen nicht
ganz so auffällt. Im übrigen ist die Heckpartie gekennzeichnet durch einen großen Spoiler im unteren Drittel der
Heckscheibe, der auch die breite dritte Bremsleuchte aufnimmt und der offenbar einen Heckwischer obsolet macht. Dazu
kommt eine Auspuffanlage mit links und rechts angeordneten Rohren, die die Dreiecksform der Nebelleuchten zitieren.
Gerade Kanten, etwa an den Fondtüren, kleine Spaltmaße, zurückhaltende, aber verkleidete Radläufe, ein hoch platzierter
Tankdeckel im Alu-Look und große Spiegelblinker gehören zu den weiteren Auffälligkeiten.
Wer denkt, dass es nach so viel Aufwand beim Außendesign im Interieur konventionell zugeht, liegt falsch, und das bezieht
sich sowohl auf das Konzept als auch auf die Gestaltung, wobei es Honda in Bezug auf letztere unserer Meinung nach
deutlich übertrieben hat.
Die Instrumententafel gibt sich zerklüftet. Im oberen Teil findet sich der zentral platzierte Digital-Tacho, ähnlich
wie im Honda S2000. Seine weit nach vorn verlegte Anordnung soll das Ablesen ohne eine Änderung der Fokussierung der
Augen, wie es bei einer konventionellen Platzierung nötig ist, ermöglichen. Seitlich links angeordnete Leuchtdioden
zeigen zudem die Annährung an Grenzdrehzahl-Bereiche an. Der Eco-Anzeiger rechts informiert den Fahrer über die
Wirtschaftlichkeit seiner aktuellen Fahrweise. Hier ist außerdem der Monitor für das Navigationssystem und das
Radio-Display integriert.
Im unteren Bereich dominiert der mittig platzierte, farbig gehaltene Analog-Drehzahlmesser mit integriertem
Bordcomputer-Display das Bild. Daneben gibt es Temperatur- und Tankanzeige; außerdem viele unterschiedlich geformte
Schalter, Bediensatelliten und Lenkstockhebel sowie ein Multifunktionslenkrad, das ebenfalls in punkto Tastern reichlich
bestückt ist. Links davon sitzt, ebenfalls ähnlich wie im S2000, der rote Startknopf. Aluminium und Aluminium-Look an
Lenkrad, Mittelkonsole, Türverkleidungen und Pedalerie sollen sportliches Flair verbreiten.
Dazu bekommen Civic-Kunden, mutmaßlich gegen Aufpreis, ein Panorama-Glasdach, das sich über beide Sitzreihen erstreckt
und natürlich mit einer elektrisch bedienbaren Sonnenblende bestückt ist. Nur von innen sichtbar ist die Fläche durch
die Mittelstrebe der Dachkonstruktion geteilt.
Der eigentliche Clou im Innenraum ist jedoch ein anderer, den die Honda-Ingenieure durch eine Verlagerung der
Fahrgastzelle nach vorne einerseits und der Positionierung des 50 Liter-Tanks unterhalb der vorderen Sitze andererseits
realisieren konnten. Der neue Civic verfügt nicht nur über ein in dieser Klasse weit überdurchschnittliches
Kofferraumvolumen von 456 Litern (Golf: 350), sondern bietet darüber hinaus ein flexibles Rücksitz-System.
So kann die Fondsitzfläche in senkrechter Position justiert werden, womit ein großzügig bemessener und gleichzeitig
relativ hoher Raum entsteht, der sogar den Transport eines kleinen Mountainbikes ermöglicht (siehe Fotoserie).
Außerdem lassen sich die Rücksitze vollständig im Fahrzeugboden versenken. Der Kofferraum bietet auch unter seinem
Boden ein weiteres Fach, wobei der Boden zugunsten von mehr Höhe auch ganz versenkt werden kann - mutmaßlich ungefähr
so wie in Mercedes A- und B-Klasse.
Noch ein Blick auf die Motoren, die im Civic alle neu sind: Basisantrieb ist ein 1,4 Liter-Benziner mit 83 PS, der im
Mittel 6,1 Liter verbraucht. Darüber rangiert ein völlig neu entwickeltes 140 PS-Aggregat mit 1,8 Litern Hubraum, das
sich mit 6,4 Litern begnügen soll. Besonders stolz ist Honda auf den oft gelobten, aus dem Accord bekannten 2,2
Liter-Diesel, der ebenfalls 140 PS leistet, 340 Newtonmeter Drehmoment entwickelt und 5,1 Liter verbraucht.
Alle Motorisierungen sind, auch das ein Novum in dieser Klasse, serienmäßig an ein Sechsganggetriebe gekoppelt. Optional
können die Benziner-Varianten auch mit einem automatisierten 6-Gang-Getriebe geordert werden. Weitere Details zu
Ausstattungen und Preisen liegen noch nicht vor, außer dass alle Varianten serienmäßig über sechs Airbags, aktive
Kopfstützen vorne, Gurtwarner für alle Sitzplätze und ESP verfügen werden, das sich im Honda-Jargon VSA nennt.
Premiere feiert der neue Civic auf der IAA in Frankfurt ab Mitte September, der Verkauf in Deutschland soll
Anfang kommenden Jahres starten. Man darf gespannt sein, ob das Auto beim Publikum ankommt.