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Montag, 29. April 2024
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Radio-Navigationssystem mit gutem Display und viel Ausstattung für wenig Geld

Media-Nav bei Dacia: Überzeugend auf ganzer Linie

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Gut in vielerlei Hinsicht: Renault
Dacia-Navigationssystem Media Nav
Im Lodgy-Testwagen konnten wir das Navigationssystem von Dacia ausführlich kennenlernen. Das "Media Nav" von Zulieferer LG überzeugte dabei nicht nur im Preis, sondern auch in Bedienung, Funktionsumfang und Display – und ist dem RNS 310/315 von VW als wohl gebräuchlichstem Navi in Deutschland deutlich überlegen. Die Kollegen der "Auto Bild" haben unlängst geschrieben, das Dacia-Navigationssystem sei dem von Volkswagen unterlegen. Wir sehen das genau andersherum, und weil wir das RNS 310 / RNS 315 aus eigener Erfahrung gut kennen und es überdies das wohl verbreitetste Festeinbau-Navi in Deutschland ist, stellen wir beide Systeme hier kurz gegenüber.

Sowohl beim Media-Nav als auch beim RNS handelt es sich um einteilige Geräte im Doppel-DIN-Format mit Touchscreen. Zu den Pluspunkten des VW-Systems gehört der integrierte CD-Player, wenn dies im Zeitalter des Musikhörens via Handy oder Mini-Speicher auch nicht mehr allzu schwer wiegt. Ebenfalls besser umgesetzt hat VW die Sprachausgabe: Tonalität und Formulierungen sind nahezu einwandfrei. Beim Media-Nav können zwar diverse Stimmen und Sprachen gewählt werden, die Ansagen sind aber teilweise suboptimal. Schließlich verfügt das VW-Gerät über die serienmäßige Ansteuerung des Bordcomputer-Displays, eine - optionale - Sprachsteuerung für die Telefonfunktionen und einen praktischen Drehregler für die Lautstärke, wohingegen sich beim Dacia diesbezüglich eine Wippe findet.

Einen großen Vorteil bietet Media-Nav dagegen in Sachen Display. Mit sieben Zoll Diagonale (18 Zentimeter) ist es anderthalb Zoll größer als das des RNS, ein Unterschied, der sich deutlich bemerkbar macht. Überdies ist die Darstellung von Schrift und Farbe eindeutig klarer und feiner, die Karten zeigt der Dacia wesentlich detaillierter an, und auch Radiotext wird schöner dargestellt. Des großen Displays wegen informiert Media-Nav auch bei der Kartendarstellung darüber, welche Musik gerade läuft, was das RNS nicht beherrscht.

Musik spielt das RNS von einer SD-Karte oder einem AUX-in-Anschluss ab, während eine USB-Konnektivität nur gegen Aufpreis geliefert wird. Das Media-Nav versteht sich mit USB und AUX-IN, beide Anschlüsse befinden sich direkt an der Gerätefront, was optisch mäßig schön, aber praktisch ist. Eine Audio-Wiedergabe per Bluetooth übers Smartphone wird in beiden Geräten unterstützt, wobei nur der Dacia dabei auch Titelnamen anzeigt und das Abspielen automatisch startet, während die Wiedergabe beim RNS erst immer am Handy (Testobjekt iPhone 4) aktiviert werden muss. Allerdings: Befindet sich das Handy in der Hosentasche, gibt es im Dacia immer wieder mal ganz kurze Aussetzer in der Wiedergabe.

Die Bluetooth-Koppelung funktioniert hier wie dort einwandfrei, wobei der Dacia etwas länger nach verfügbaren Geräten sucht, dafür mit kürzeren Eingaben gefällt und das Telefonbuch schneller einliest. Rufaufbau und Sprachqualität sind vergleichbar, allerdings ist der feste Klingelton des Media-Nav nicht der Weisheit letzter Schluss.

In Sachen Navigation ist das Media-Nav dem VW-Pendant ebenfalls überlegen - wegen der besseren Kartendarstellung, wegen Details wie Fahrspuranzeigen und dank besserer Optionen wie Sperrung einzelner Abschnitte, Anzeige der Route und Verschiebbarkeit der Karte. Ziele lassen sich konventionell, als Koordinaten und sogar per Fingertipp auf der Karte eingeben. Die Anzeige von Sonderzielen auf der Karte respektive POIs lässt sich im Dacia-Navi individuell anpassen, die "Wo bin ich?"-Funktion ist praktisch umgesetzt.

Besonders überzeugt hat die Sonderziel-Suche im Dacia: Wo das VW-RNS nur so erfolgreich ist wie das sprichwörtliche blinde Huhn und überdies nervtötend langsam, macht Media-Nav genau das, was man erwartet: Es sucht kurz, und findet. Im Test haben wir diverse Restaurants, Tankstellen, Sehenswürdigkeiten und Geschäfte ausprobiert - und nahezu immer das Gesuchte gefunden. Im Dacia gibt man also etwa "Ike" ein, sieht sofort Name und Anschrift des nächsten schwedischen Möbelhauses auf dem Display, und fährt los; im VW sucht man erst via Handy die Ikea-Adresse, tippt diese dann ein, und fährt los. Während der Dacia-Fahrer also schon seine Köttbullar auf dem Teller hat (die die Schweden im Globalisierungs-Wahn inzwischen als swedish meatballs bezeichnen) - sucht der VW-Fahrer sozusagen noch einen Parkplatz.

In Sachen Stauumfahrung sind beide Systeme nicht aktuell. Dacias Media Nav versteht sich im Gegensatz zu Billig-Navis vom Discounter noch nicht einmal mit dem UKW-Dienst TMC, was aber angesichts dessen schwacher Qualität nur bedingt stört; eine zeitgemäße Echtzeit-Anbindung bietet auch VW nicht.

Schließlich ein Blick auf die Bedienung: Hier ist das Bessere, nämlich die Umsetzung von Dacia, dem Guten im VW überlegen. Zwar bietet das RNS über die Tasten jederzeit eine schnelle Umschaltung zwischen den Funktionen oder vorheriges Aufrufen eines Hauptmenüs, die Oberfläche des Media Nav dafür ist insgesamt trotz des höheren Funktionsumfangs wesentlich übersichtlicher geraten. Beispiele hierfür sind die Kartenoptionen, die Sound-Einstellungen (Fader/Blance/Ton) oder die beschrifteten Radio-Stationstasten und Icons. Inbegriffen ist bei Dacia überdies eine Fernbedienung über einen von Renault-Modellen bekannten Lenkrad-Satelliten, dessen Handhabung zunächst umständlich erscheint, aber lernbar ist und der dabei ganz nebenbei auch noch mit der bei VW fehlenden Mute-Funktion aufwarten kann.

Preise: Wer Dacia kennt, weiß, dass hier wirklich kundenfreundlich gerechnet wird. Das betrifft nicht nur die Autos, sondern auch das Navi. Im Testwagen Lodgy mit der höchsten Ausstattungslinie "Prestige" ist es nicht weniger als serienmäßig, während VW sich ein Navi nicht nur in Golf & Co. extra bezahlen lässt, sondern tatsächlich selbst in Touareg und Phaeton der 80.000-Euro-Klasse. Im Lodgy Lauréate verrechnet Dacia faire 430 Euro (Kartenmaterial für DACH und Benelux, Europa plus 100 Euro); Touran-Kunden ("Trendline") zahlen beispielhaft 1.037 Euro (Europa-Karten).

Fazit: Abgesehen von den kurzen Bluetooth-Aussetzern im Musikbetrieb, der Lautstärken-Wippe und der verbesserungsfähigen Sprachausgabe hat uns das Media Nav im Dacia sehr gut gefallen. Das System ist in vielen Belangen dem schönen und bewährten, aber auch arg veralteten Volkswagen-RNS überlegen. Einen Nachteil teilen am Ende beide Systeme: Sie lassen sich wegen der Spiegelung ihrer Displays nicht ohne großen Aufwand fotografieren, weswegen wir hier auf eine Fotostrecke verzichten müssen. Die Dacia-Website zeigt viele, leider aber kleine und französischsprachige Screenshots des Media-Nav.
text  Hanno S. Ritter
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