Joint-Venture mit Geely / Entwicklung und Produktion in China
Daimler: Smart wird chinesisch
Die Gerüchte haben sich bestätigt: Daimler verkauft die Hälfte des Geschäftsbereichs Smart an seinen
chinesischen Anteilseigner. Und der wird künftig sowohl die Entwicklung als auch die Produktion in
China verantworten. Bis 2022 droht der Marke eine Fortsetzung der Hängepartie.
Daimler
Geely-Boss Li Shufu und der scheidende Daimler-Chef
Dieter Zetsche unterzeichnen das Joint-Venture-Abkommen für Smart
Seit 21 Jahren gehört der Smart zum Straßenbild in Deutschland. Seit 21 Jahren hat Daimler mit dem Projekt kein Geld verdient.
Die Gründe dafür sind recht einfach auszumachen: Seit 21 Jahren sieht ein Smart nicht gut aus - nicht futuristisch, nicht sportlich,
nicht elegant, nicht selbstbewusst. Seit 21 Jahren ist ein Smart nicht im Ansatz hochwertig gemacht, und das lange Jahre nervende
Getriebe ist nur ein Aspekt dessen. Diverse Fehler in Marketing und Vertriebsstrategie haben den Kundenzuspruch auch nicht eben
befördert.
Nun folgt das wohl letzte Kapitel bei Smart. Daimler wird die Hälfte seiner Anteile an den chinesischen Geely-Konzern verkaufen. Das
gaben beide Unternehmen am Vormittag bekannt. "Ziel ist es, smart, den Pionier urbaner Mobilität, als führende Marke für
Elektromobilität weiter zu entwickeln", erklärte Daimler.
Geely, das ist jene Firma, die vor gut einem Jahr
überraschend bei Daimler mit fast zehn Prozent eingestiegen war.
Zur Unternehmensgruppe des umtriebigen Chefs Li Shufu gehören neben dem chinesischen Autohersteller Geely (46 Prozent) vor allem Volvo
Cars (100 Prozent), Lotus Motor Cars (51 Prozent), Proton Cars (49,9 Prozent), London Taxi (100 Prozent) und der E-Car-Sharing-Anbieter Cao Cao (100 Prozent).
Die Gründung des Joint Ventures ist nicht als reine Formsache zu verstehen, sondern hat geradezu massive Auswirkungen auf
das gesamte Projekt Smart. So wird der Nachfolger des Fortwo von Geely in China entwickelt und auch dort produziert, lediglich
das Design soll von Mercedes stammen - umgekehrt mag es sich mancher wünschen. Die neuen Smarts sollen erst im Jahr 2022 auf
den Markt kommen. Außerdem ist vorgesehen, die Marke auch ins klassische Kleinwagen-Segment vordringen zu lassen. Damit könnte
Smart dereinst ein Konkurrent zu Mini werden.
Das Werk im französischen Hambach nutzt Mercedes
wie bereits angekündigt für
ein eigenes Elektroauto der Kompaktklasse. 500 Millionen Euro will der Konzern dort investieren - für
die Branche ist das ein eher kleiner Betrag. Früheren Angaben zufolge soll der Standort sogar Teil des
Produktionsverbunds für die Fronttriebler-Kompaktwagen (A- und B-Klasse, CLA, GLA und künftig GLB) werden, der neben dem Lead-Werk
Rastatt auch das noch junge Werk im ungarischen Kecskemét, den chinesischen Standort BBAC in Peking, das COMPAS-Werk in Aguascalientes
(Mexiko) sowie den finnischen Auftragsbauer Valmet umfasst.
Mit der jetzigen Entscheidung ist auch das Aus für die Kleinstwagen-Kooperation mit Renault besiegelt. Der künftige Twingo wird
demnach kein Smart Forfour mehr sein - respektive andersherum. Zunächst laufen Produktion und Verkauf der Modelle wie bisher weiter,
wobei Smart schon in Kürze die Verbrenner-Varianten vom Markt nehmen wird. Mehr als kleine Modellpflege-Maßnahmen dürfen
Interessenten also nicht mehr erwarten.
Das Gemeinschaftsunternehmen mit Geely soll bis Ende des Jahres 2019 gegründet werden. "Die finanziellen Konditionen des
smart Joint Venture [sic] werden nicht kommuniziert", teilt Mercedes mit.
Blick ins Archiv:
Zehn Jahre Smart Ein Rückblick in Bildern (September 2008).