Monatelange Unterbrechungen möglich
OPF-Integration: BMW mit Produktionsstopps
BMW hat Probleme, die aufgrund der neuen Abgasnormen notwendig werdenden Otto-Partikelfilter (OPF) bei bestimmten Modellvarianten
übergangslos in die Fertigung zu integrieren. Daher kommt es zum Teil zu Produktionsstopps.
Die Umstellung auf die neuen Abgasmessverfahren WLTP und RDE zwingt BMW zu einem Produktionsstopp für wichtige Modelle.
"Es wird bei manchen Modellen zu planmäßigen Angebotsunterbrechungen sowohl bei BMW als auch bei Mini kommen", bestätigte
BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer im Gespräch mit der Branchenzeitung Automobilwoche.
Der Produktionsstopp gilt für die Benziner-Modelle der 7er-Reihe sowie für die Allrad-Benziner von X1 und X2, über Mini
liegen keine Details vor. Bei diesen Modellen werde die Produktion vorübergehend ab Ende Mai 2018 unterbrochen, sagte ein
Sprecher dem Blatt. Je nach Modellvariante und Volumen könne diese Unterbrechung zwischen "wenigen Wochen und einigen Monaten" dauern.
Der X1 Allrad ist laut Informationen aus dem Autohandel seit dem 1. März nicht mehr lieferbar. "Die BMW Group rüstet alle ab Juli
2018 für die EU28+-Märkte produzierten Fahrzeuge mit Benzinmotor serienmäßig mit einem Otto-Partikelfilter aus", so der Sprecher weiter.
EU28+ steht für die EU-Staaten plus Norwegen, Island, die Schweiz, Liechtenstein, Türkei und Israel.
Auch andere Hersteller müssen Partikelfilter für ihre Ottomotoren einbauen. Ankündigungen und Termine dazu gibt es bisher
allerdings kaum, etwa von Skoda für alle TSI-Motoren. Kaufinteressenten macht diese PR-Strategie zunehmend zu schaffen: Jetzt
noch einen Neuwagen ohne OPF-Partikelfilter zu kaufen, scheint ebenso wenig zukunftssicher wie einen Diesel ohne Abgasklasse
Euro 6d-TEMP.
Mini wird zur Elektro-Marke
Die Tochter Mini sieht BMW langfristig auf dem Weg zur reinen Elektromarke. "Ich denke schon, dass man sich als Marke Mini
in diese Richtung entwickeln wird", sagte Schwarzenbauer im gleichen Interview. Zwar sei das in den nächsten fünf Jahren nicht
zu erwarten. "Aber die Richtung ist vorgegeben, und die ist elektrisch."
Zugleich verteidigte der Manager den Zeitplan, den Mini E erst im kommenden Jahr auf den Markt zu bringen. "Ich glaube, dass wir den
Tipping Point 2019/2020 erreichen, von da an wird sich die E-Mobilität stärker durchsetzen. Daher könnte die Einführung des Mini E
zum Zeitpunkt Ende 2019 nicht besser sein." Dann werde eine große natürliche Nachfrage herrschen und E-Autos würden nicht nur in
den Markt gepresst. Schwarzenbauer bekräftigte, 2018 rund 140.000 elektrifizierte Fahrzeuge verkaufen zu wollen. "Elektrifiziert" bedeutet
dabei nicht nur reine E-Autos, sondern umfasst auch Hybrid-Modelle.
Betriebsrat fordert mehr Tempo
Unterdessen zeigte sich BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch unzufrieden mit der Geschwindigkeit beim Münchner Autobauer und mahnte
in der Vorstandsriege mehr Agilität an. "Bei unserer letzten Mitarbeiterbefragung sagte die Hälfte der Mitarbeiter, dass sie mit den
Prozessen bei BMW unzufrieden sind. Das sind für mich rote Alarmglocken", sagte Schoch der Automobilwoche. "Wir sind heute noch ein
bürokratischer Haufen, der Prozesse hat, die nicht mehr adäquat sind. Da muss auch der Vorstand mit einer anderen Geschwindigkeit ran",
kritisierte der Betriebsrat weiter.
Getrieben durch die Digitalisierung müssen neue Entwicklungen auch in der Automobilindustrie schneller auf den Markt kommen. Das Management
müsse angesichts der noch langwierigen Prozesse bei BMW jetzt Maßnahmen zur Sicherung der Zukunft des Autobauers ergreifen, forderte Schoch:
"Menschen, die noch an den Siebenjahreszyklen hängen, sind heute eher Ballast".