Leistung in abstrakten Ziffern statt Hubraum
Audi führt neue Typenbezeichnungen ein
Audi stellt die Motorbezeichnungen an allen Baureihen auf eine neue Nomenklatur um. Statt des an Bedeutung verlierenden Hubraums
steht künftig die Leistung am Heck. Doch die neue Nomenklatur baut auf einem merkwürdig verklausuliertem System auf.
Audi
Eine abstrakte Zahl als Leistungshinweis
statt des Hubraums: Audis erhalten neue Typenbezeichnungen
"Nichts geht über Hubraum - außer noch mehr Hubraum" - Autofans kennen den Spruch und müssen mit ansehen, wie er immer mehr nicht stimmt: Downsizing-Konzepte und
die kommende Elektro-Ära haben andere Maßstäbe. Entsprechend müssen sich auch Autobauer Gedanken darüber machen, wie sie ihre Modellvarianten künftig kennzeichnen.
Während bei BMW und Mercedes die alte Bindung zwischen Zahl und Hubraum schon längst schleichend abgeschafft wurde, folgt nun Audi.
Innerhalb der Modellfamilien ersetzen bei den Ingolstädtern künftig zweistellige Ziffernkombinationen die bisherigen Hubraumangaben. Bezugsgröße ist dabei jeweils
die Antriebsleistung des jeweiligen Modells in Kilowatt (kW). Die Zahl "30" steht dabei für die kleinste Leistungsstufe, die Audi zwischen 81 und 96 kW (110 bis 130
PS) sieht, die Zahl "70" für die höchste mit Motoren jenseits der 400 kW (540 PS). Dazwischen gibt es Abstufungen in 5er-Schritten, so steht etwa die "45" für den
Leistungsbereich von 169 bis 185 kW (230-252 PS).
Ausgereift und massentauglich wirkt das System nicht gerade. Die Zuordnungen von Typbezeichnung und Leistung dürfte sich kaum jemand einprägen können, zumal
Audi mit Lücken startet, wie die Übersicht zeigt:
Ergänzt werden die Ziffern jeweils von der Motorentechnologie – also TFSI, TDI, "g-tron" (Erdgas) und auch "e-tron". Audi hält an diesem für viele noch immer
merkwürdig klingenden Namen für Elektrofahrzeuge fest. Eine Sonderstellung im Programm nehmen die sportlichen S- und RS-Topmodelle sowie der Audi R8 ein. Sie
behalten ihre klassische Namensgebung - die "70" wird also vorläufig gar nicht vergeben. Wie das Marketing verfahren wird, wenn zwei Varianten im gleichen
Leistungsbereich liegen, bleibt abzuwarten.
Der neuen Nomenklatur zufolge reicht die Bandbreite laut Audi künftig vom Audi Q2 30 TFSI mit 85 kW bis zum Audi A8 55 TFSI mit 250 kW (bisher: 3,0 TFSI). Daraus
lässt sich ableiten, dass alle künftigen Modelle mindestens 81 kW haben werden, während der auslaufende A1 etwa noch mit 60 und 70 kW verkauft wird. Der A8 macht
auch den Start für die neuen Bezeichnungen, die weiteren Baureihen werden mit dem nächsten Generationswechsel oder spätestens im Sommer 2018 umgestellt. Spätestens
dann muss Audi die Zuordnungstabelle (oder das Modellangabeot) überarbeiten, um etwa den 200 kW starken Audi A4 Allroad subsumieren zu können.
"Mit der zunehmenden Relevanz alternativer Antriebstechnologien wird Hubraum als Leistungsmerkmal bei unseren Kunden an Bedeutung verlieren"
erklärt Dr. Dietmar Voggenreiter. Audis Vorstand für Vertrieb und Marketing sieht im neuen System eine "klare Logik".
text Hanno S. Ritter
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