Mysteriöser Prototyp auf Prüffahrt im Gebirge
Erlkönig Golf-Facelift: Das ist kein R-Variant
Viele Medien berichten derzeit über einen kürzlich als Erlkönig erwischten VW Golf VII Variant R in der
Facelift-Version. Sie haben den Prototypen allerdings nicht richtig angeschaut: Es ist kein R.
Automedia
Getarnt als Golf Variant R
kurvt hier der Golf Variant GTE
Es schien alles so einfach: ein schwarzer Golf Variant mit sportlichen Seitenschwellern und 4 potenten Auspuffrohren, die Front ob des
anstehenden Facelifts verhüllt und begleitet von einer Golf R Limousine auf Testfahrt. "Da fährt der Golf R Variant als Facelift",
schallt es aus allen medialen Ecken, auch aus den finanzstarken Redaktionen der Großanbieter.
"Mitnichten", meint die Autokiste-Redaktion und fügt hinzu: Täuschungsmanöver geglückt! Was hier beim Bremsentest gequält wird, hat
keine 300 PS, dafür aber ziemlich sicher die Kraft der zwei Herzen. Komisch, dass der Fotograf es nicht schon am
Geräusch bemerkt hat.
Es wird viel gelauert dieser Tage an den typischen Teststrecken, denn welcher Erlkönigjäger möchte nicht gern den ersten Schnappschuss
des für Oktober in Paris erwarteten Facelifts des wichtigsten VW-Modells präsentieren können. Da können die Pferde schon mal mit einem
durchgehen, wenn ein Variant mit getarntem Vorderwagen vor die Linse fährt. Wer die hochaufgelösten Bilder jedoch sorgsam studiert, muss
sich zwangsläufig einige Fragen stellen.
Warum fehlt hinter dem rechten Auspuffrohr der beim aktuellen R Variant beidseitig verbaute Endschalldämpfer? Wie bekommt man 16 Zoll kleine
Stahlfelgen - der Alu-Look ist eine simple Radkappe - über die größer dimensionierte Vorderachsbremse des R? Und warum muss der Schweller
mit schwarzem Klebeband gesichert werden?
Diese offenen Punkte lenken den Blick auf andere Details des Prototypen. Rückseitig gibt man sich nicht viel Mühe, die Markenzugehörigkeit
zu verschleiern, das VW-Emblem glänzt wie beim Serienfahrzeug in der Sonne. An der Front jedoch wurde das Markensignet sehr gewissenhaft
und separat abgeklebt, obwohl vom anstehenden Facelift nach bisheriger Kenntnis gar nicht tangiert. Auffällig weiterhin, dass die
Design-Leisten im unteren Teil der LED Scheinwerfer gezielt mit Klebeband kaschiert wurden.
Wer jetzt die Modellvarianten des aktuellen Golf vor dem geistigen Auge vorbeiziehen lässt, wird unweigerlich bei einem ganz besonderen
Kandidaten zum Halten kommen - dem Golf GTE, VWs kompaktem PlugIn-Hybriden. Ladesteckdose unter dem VW-Zeichen? Blaue Streifen in den
Scheinwerfern als Erkennungsmerkmal? Da passt doch was zusammen!
Ergo gehen wir mit hoher Sicherheit davon aus, dass hier ein Golf GTE Variant seine Bremskompetenz unter Beweis stellen muss, bevor die
Modellpalette mit dem Facelift um diese praktische und zeitgemäße Antriebs- und Karosseriekombination ergänzt wird. Im aktuellen, nur als
Limousine erhältlichen Modell wird der GTE von einem 150 PS starken Otto-Verbrenner mit 1,4 l Hubraum und einem Elektromotor mit 102 PS
Leistung beschleunigt, was einer Systemleistung von 204 PS entspricht. Die Batterie verfügt dabei über eine Kapazität von 8,7 kWh und
soll eine rein elektrische Reichweite von bis zu 50 Kilometern ermöglichen.
Nicht die schlechteste Idee, finden wir. Wer Spaß an moderner Technik und teilweise emissionsfreiem fahren hat und auf Laderaum nicht
verzichten möchte, konnte bei VW bis dato nur auf den großen und teuren Passat GTE Variant zurückgreifen. Mit der Adaptierung dieses
Konzepts in der Kompaktklasse dürfe sich der Kundenkreis für diese auch nach Einführung der staatlichen Förderung nur schleppend
verkauften Fahrzeuge spürbar vergrößern lassen.
Kompliment an die VW Prototypen-Abteilung - fast wären auch wir der geschickten R-Tarnung auf den Leim gegangen.
Nachtrag, 19.09.: Andere Erlkönig-Fotos zeigen inzwischen einen echten Golf R Variant in fast identischer
Tarnung - mit echten Alurädern und zweitem Endschalldämpfer. Offenbar streut VW hier bewusst Verwirrung und will möglicherweise den
GTE-Kombi unbedingt geheim halten, warum auch immer. Beziehungsweise: Wollte...