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ARCHIVGericht: Ausschluss der Gewährleistung für km-Stand bei Kenntnis arglistig
Urteil: Autohändler muss ungefragt über Tauschtacho informieren
Wenn einem Gebrauchtwagenhändler bekannt ist, dass das von ihm angebotene Fahrzeug eine wesentlich höhere Laufleistung
hat als der Kilometerzähler ausweist, muss er den Käufer auch ungefragt darüber aufklären – auch dann, wenn im
Vertrag eine Gewährleistung ausgeschlossen ist. Das hat jetzt das OLG Köln entschieden.
In der am 13.03.2007 verkündeten und mittlerweile rechtskräftigen Entscheidung (- 22 U 170/06 -) wurde ein
Gebrauchtwagenhändler aus dem Großraum Aachen zur Rücknahme des von ihm verkauften Porsche 944 S2 Targa und
zur Rückzahlung des Kaufpreises verurteilt.
Der Händler hatte das Fahrzeug selbst bereits im Jahre 1996 bei einem km-Stand von 90.000 als Unfallwagen erworben
und instand gesetzt und dabei neben einem Austauschmotor auch einen "Tauschtacho" mit km-Stand 0 eingesetzt. Nachdem er
den Wagen einige Jahre als Firmenfahrzeug genutzt und 68.000 km damit zurückgelegt hatte, verkaufte er das seinerzeit
14 Jahre alte Auto im Jahre 2005 für 15.968 Euro an den Kläger des Verfahrens. Dabei wurde die Gewährleistung für
Mängel, Unfallschäden und km-Stand im Vertrag ausgeschlossen. Der Käufer erklärte später den Rücktritt vom Vertrag,
nachdem in einem gerichtlichen Beweisverfahren eine Vielzahl von Mängeln festgestellt worden waren, deren Beseitigung
weitere 13.500 Euro gekostet hätte.
Auf diese Mängel kam es für die Entscheidung des Zivilsenats nicht an. Der Käufer sei jedenfalls deshalb zum Rücktritt
vom Vertrag berechtigt, weil das Fahrzeug eine um 90.000 km höhere Laufleistung gehabt habe, als sich nach dem
Kilometerzähler ergeben habe, und weil der Händler dies verschwiegen habe, obwohl er über den Einbau des "Tauschtachos"
auch ohne Nachfrage des Käufers hätte aufklären müssen, so das Gericht.
Nach der Urteilsbegründung darf der Käufer im Normalfall davon ausgehen, dass der Tacho den Kilometerstand richtig anzeigt.
Auch im konkreten Falle hätten keine Anhaltspunkte dafür bestanden, dass der Tachostand nicht der tatsächlichen
Laufleistung entsprach, etwa wegen besonderer Abnutzung der Sitze. Auch wenn die Vertragsparteien den Kilometerstand
nicht ausdrücklich in den schriftlichen Vertrag aufnehmen, müsse der Händler über eine ihm bekannte erhebliche Differenz
zwischen Tachostand und Gesamtlaufleistung aufklären, weil der Käufer den gefahrenen Kilometern regelmäßig eine besondere
Bedeutung für seine Kaufentscheidung beimesse.
Hier sei durch den Einbau eines "Tauschtachos" der Eindruck erweckt worden, das Fahrzeug sei erheblich weniger gefahren.
Tatsächlich hatte der Porsche 158.000 statt der angezeigten 68.000 km gelaufen. Dies war dem Händler auch bekannt, da er
selbst den Tacho in seinem Betrieb ausgetauscht und den Wagen seitdem selbst genutzt hatte. Er hätte - gerade als
gewerblicher Händler - keinen Zweifel daran haben dürfen, dass die deutliche Abweichung für den Kaufentschluss wesentlich
war, weshalb er auch ohne besondere Nachfrage über diesen Umstand hätte aufklären müssen.
Der Gewährleistungsausschluss konnte dem Händler ebenfalls nicht weiterhelfen, weil das Gericht das Verschwiegen als
arglistig ansah.
text Hanno S. Ritter
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