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Mittwoch, 4. Dezember 2024
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Hochinteressante Sportwagen-Studie mit Anleihen beim Flugzeugbau

Saab Aero X: Back to the roots

Siehe Bildunterschrift
Bild anklicken für Großansicht Messe-Hingucker:
Saab-Studie Aero X
Saab
Saab gehört zu jenen Autobauern, die seit vielen Jahren rote Zahlen schreiben. Nur über ständige Finanzspritzen der Eigentümerin General Motors kann die schwedische Traditionsfirma bestehen. Würde Saab ein Auto auf die Straßen bringen, das nur halb so spannend ist wie die jüngste Studie vom Genfer Salon, könnten die Geldströme andersherum fließen.
Wenn es so etwas wie einen Paukenschlag gibt, dann steht der "Aero X" Pate dafür: Mit der Studie hat der Autobauer in Genf nicht nur für viel Überraschung und Hinguck-Effekte gesorgt, sondern auch ein intensives Lebenszeichen von sich gegeben: "Schaut mal her, mit uns ist noch zu rechnen".

Das Auto weckt Erinnerungen an den Ursprung von Saab, der im Flugzeugbau liegt - erst zehn Jahre nach der Gründung, 1947, widmete sich das Unternehmen erstmals auch Autos. Ob diese Assoziation ursprünglicher Entwicklungsauftrag bei der jetzigen Studie war oder sich erst im Laufe der Zeit ergeben hat, muss offen bleiben, spielt aber auch keine Rolle.

Jedenfalls bricht der Aero X vor allem in punkto Außendesign und Konzept mit vielen im Automobilbau geltenden Gestaltungskonventionen. Hauptmerkmal ist das Fehlen von Türen und A-Säulen. Stattdessen haben die Designer dem Auto eine dem Aufbau eines Düsenjets ähnliche Cockpit-Kanzel spendiert, die dem "Piloten" nicht nur einen Panoramablick von 180 Grad ermöglicht, sondern auch den Ein- und Ausstieg in das tief liegende Fahrzeug erleichtern soll. Das gläserne Panoramadach der Cockpit-Kanzel ermöglicht den Insassen auch den Ausblick nach oben. Es ist im vorderen Bereich des Konzeptfahrzeugs verankert und öffnet per Fernbedienung elektrisch, wobei es sich gleichzeitig vor- und aufwärts bewegt.

Auch der Antrieb sorgt für Gesprächsstoff, und das nicht nur seiner Leistung wegen. Als Motor dient eine weiterentwickelte Version des bekannten Sechszylinders. Dank Bi-Turbo-Aufladung erreicht die Vollaluminium-Maschine mit Vierventiltechnik, vier oben liegenden Nockenwellen und Trockensumpfschmierung aus nur 2,8 Litern Hubraum satte 400 PS und 500 Newtonmeter. Dabei wird nicht Superbenzin, sondern Alkohol - Bio-Äthanol - verbrannt, wie dies u.a. in Schweden und mutmaßlich bald auch hierzulande auch für Serienautos gängig ist. Das Betanken mit Alkohol-Benzin-Mischungen und reinem Benzin ist bei entsprechend sinkender Leistung ebenfalls möglich.

Die Fahrleistungen hat Saab im Vorfeld der Messe nicht etwa auf einem Flugplatz gemessen, sondern lediglich am Computer errechnet. 4,9 Sekunden wurden als Beschleunigungswert aus dem Stand auf Tempo 100 ausgegeben; die Höchstgeschwindigkeit ist auf 250 km/h elektronisch begrenzt, doch man hört, ohne diese Software seien deutlich mehr möglich. Die Kraftübertragung, variabel auf beide Achsen verteilt, übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, das über Schaltwippen am Lenkrad bedient wird.

Die 4,68 Meter lange, fast 1,92 Meter breite und weniger als 1,28 Meter flache, perlmuttweiß lackierte Karosserie besteht aus gewichtssparendem Kohlefaser-Material; die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse ist nahezu ausgeglichen, wozu insbesondere der hinter der Vorderachse längs montierte Motor beiträgt. Hinter der Heckklappe verbirgt sich ein Doppelstaufach mit einer ausziehbaren Schublade.

Erwähnenswert sind außerdem eine stufenlos variable Dämpfung, LED-Technik für alle Leuchteinheiten und Räder, deren Dimensionen die sowieso schon ausufernden Größen gerade bei Studien noch einmal sprengen: Vorne messen die im Design einem Turbinenrad im Turbolader nachempfundenen Räder 22 und hinten gar 23 Zoll, die Reifen weisen das Format 265/30 bzw. 325/25 auf.

Und was passiert mit dem Aero X nach der Messe? Nun, er wird im Keller respektive Museum von Saab verschwinden. Zwar heißt es in den Unterlagen zum Auto, dieses zeige, wie eine künftige Luxuslimousine aussehen könnte, und es gebe Einblicke in das mögliche Design künftiger Modelle, doch allzu ernst nehmen sollte man die Fantasien der PR-Texter insoweit nicht. Viel mehr als die LED-Technik oder andere kleine Details wird man auf absehbare Zeit nicht kaufen können.

Der Aero X ist ein Statement von Saab - und das ist, immerhin, viel mehr als nichts.
text  Hanno S. Ritter
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