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ARCHIVUnterstützung der Händlerschaft angekündigt
VW hält an Absatzzielen fest
Die Stimmung fast so tief im Keller wie der Aktienkurs, die Rechtsabteilung gefordert wie nie, die Ingenieure
im 24-Stunden-Dienst: Bei Volkswagen herrscht weiter Ausnahmezustand. An den Verkaufszielen für 2016 will der
Konzern einem Bericht zufolge aber nicht rütteln – für Käufer isoliert betrachtet nicht die schlechteste Nachricht.
Volkswagen rückt in der Abgasaffäre nicht von seinen Absatzzielen für 2016 auf dem deutschen Markt ab und will den Vertriebspartnern
entsprechend "umfassende Hilfen" gewähren. Man werde "alles in unserer Macht stehende unternehmen, um Sie bestmöglich zu informieren
und zu unterstützen, um Schaden von unseren Kunden sowie von Ihnen als unsere Handels- und Servicepartner abzuwenden", kündigte Thomas
Zahn, Leiter Vertrieb und Marketing Deutschland VW Pkw, in einem vertraulichen Brief an, der der Branchenzeitung Automobilwoche
vorliegt. "Bitte lassen Sie uns gemeinsam das Vertrauen unserer Kunden wiedergewinnen!"
"Unterstützung der Händlerschaft" ist die Umschreibung von finanziellen Hilfen, die die Händler wiederum an die Kunden weitergeben
können, um Abschlüsse zu generieren. Kurz: Sollte VW Kaufzurückhaltung zu spüren bekommen, wird das Rabattniveau mittelfristig
steigen, um einen Ausgleich zu schaffen - für Kunden keine schlechte Nachricht, wenn man die Restwerte einmal außen vor lässt. Die
Wolfsburger profitieren allerdings 2016 davon, dass mit Touran und Tiguan zwei beliebte Modelle in Neuauflage in den Startlöchern
stehen; gerüchteweise erfährt zudem der Golf eine Aufwertung.
Zur Beruhigung der Händlerschaft hat VW zudem jüngst die Verkaufsziele für 2016 auf dem wichtigen Heimatmarkt bestätigt. Derzeit laufen
die sogenannten Chefkonferenzen, in denen Hersteller und Handel gemeinsam die Vorgaben für das kommende Jahr erörtern. "Die VW-Absatzplanung
bleibt vom Abgasskandal einstweilen unberührt", sagte ein Händler dem Blatt. Allerdings weise man in Wolfsburg darauf hin, dass aufgrund
der außergewöhnlichen Situation im Laufe der Zeit noch Anpassungen erforderlich sein könnten. Mit Blick auf eine mögliche Kaufzurückhaltung
beim Diesel komme "den Händlern zugute, dass VW zwar die Volumenziele bis auf die einzelnen Modellreihen herunterbricht, dabei aber keinen
Mix der Antriebsarten vorschreibt".
Unterdessen verlangt der neue VW-Vorstandschef Matthias Müller neuen Mut im Topmanagement des Wolfsburger Konzerns. "Wir dürfen und wir werden
uns nicht wegducken", mahnte der Nachfolger von Martin Winterkorn auf einer internen Krisenkonferenz. "Schockstarre wäre der denkbar schlechteste
Zustand, um diese Krise zu bewältigen", betonte der frühere Porsche-Chef. Das Management müsse allen Angehörigen der VW-Familie "jetzt den
Rücken stärken". Müllers eindringlicher Appell: "Vor allem müssen wir jetzt zeigen, dass wir handlungsfähig sind." Unmissverständlich schärfte
Müller seinen Führungskräften ein: "Ich erwarte Offenheit und Ehrlichkeit von Ihnen. Und, dass Sie mir Ihre Meinung sagen, für Ihre Überzeugungen einstehen."
text Hanno S. Ritter
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